Der Weltkrieg am 2. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Die Russen südwestlich Luck zurückgeworfen

Großes Hauptquartier, 2. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich und südlich der Somme dauert der scharfe Artilleriekampf an. Im Abschnitt Foureaux-Wald - Longueval fanden Handgranatenkämpfe statt, südöstlich von Maurepas blieb ein französischer Vorstoß erfolglos. Bei Estrées wurde gestern abend ein noch in Feindeshand befindlicher Graben wiedergenommen. 
Rechts der Maas lebte die Feuertätigkeit zeitweise erheblich auf. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die Russen setzten ihre Anstrengungen südwestlich von Luck gegen die unter dem Befehl des Generals Litzmann stehenden Truppen fort. Ihre mit vielfacher Überlegenheit geführten und oft wiederholten Angriffe hatten vorübergehend bei Korytnica Erfolg. Durch unsere Gegenangriffe ist der Feind in Unordnung zurückgeworfen. Wir haben hier gestern und vorgestern 10 Offiziere, 1100 Mann gefangengenommen und mehrere Maschinengewehre erbeutet. 
Nördlich von Zborow gewannen unsere zum Gegenstoß angesetzten Truppen Boden. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Nordwestlich von Mariampol (am Dnjestr) wichen vorgegangene russische Kräfte im Artilleriefeuer zurück. 
In den Karpathen sind zahlreiche Teilunternehmungen des Gegners gescheitert. 
Der Erfolg schlesischer Truppen am Kukul wurde erweitert; die Zahl der eingebrachten Gefangenen erhöht sich auf 2 Offiziere, 373 Mann, es sind 7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Niederlage östlich Valona

Wien, 2. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Bei Orsova haben wir gestern unsere Truppen nach fünftägigen heftigen Kämpfen auf das Westufer der Cserna zurückgenommen. Bei Nagy Szeben (Hermannstadt) und nördlich von Brasso (Kronstadt) folgt der Gegner nur zögernd. Im Gyorgyogebirge entwickeln sich neue Kampfe. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In der Bukowina und in den galizischen Waldkarpathen wiesen österreichisch-ungarische und deutsche Streitkräfte zahlreiche russische Vorstöße ab. Auch nordwestlich von Mariampol scheiterten mehrere Angriffe des Feindes. Bei Zborow stelle ein Gegenangriff die Lage wieder her. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die aus deutschen und k. u. k. Truppen bestehende Armee des Generalobersten v. Tersztyanszky wurde gestern nordöstlich und südöstlich von Swiniuch erneut heftig angegriffen. Der Feind drang in das Dorf Koritnica ein, mußte aber vor einem umfassenden Gegenstoß in Unordnung zurückreichen. Er ließ 10 Offiziere, 1100 Mann, mehrere Maschinengewehre in der Hand der Verbündeten. Seine blutigen Verluste sind außerordentlich schwer. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Geschütz- und Minenwerferkämpfe an der küstenländischen Front dauerten in mehreren Abschnitten mit wechselnder Stärke fort und erstreckten sich auch auf den Raum von Plava.
Im Plöckenabschnitt schritt der Feind nach sehr heftigem Artilleriefeuer zum Angriff auf den Kleinen Pal, drang hier in einen Teil unserer Stellung ein, wurde aber durch Gegenangriff wieder vollständig hinausgeworfen. 
An der Tiroler Front scheiterten mehrere Vorstöße schwächerer italienischer Abteilungen am Rufreddo und ein zweimaliger Angriff des Gegners auf den Civaron. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Östlich von Vlora (Valona) drang eine italienische Kraftgruppe über die Vojusa vor. Sie wurde in Front und Flanke gefaßt und in zweitägigem Gefecht zurückgeworfen. 
Die Donauflottille versenkte in der unteren Donau ein rumänisches Kanonenboot.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Das Kriegsmanifest des Zaren Ferdinand

Ferdinand von Bulgarien

Sofia, 2. September. (Meldung der Bulgarischen Telegraphen-Agentur.)
Gestern vormittag wurde folgendes Manifest durch Anschlag veröffentlicht:
Manifest an die bulgarische Nation!
Bulgaren! Im Jahre 1913, nach Beendigung des bulgarischen Krieges, als Bulgarien gezwungen war, sich mit seinen treulosen Verbündeten zu schlagen, griff uns unser nördlicher Nachbar, Rumänien, unter dem Vorwand eines Bruches des Gleichgewichts auf dem Balkan verräterisch an und fiel in die nicht verteidigten Teile unseres Vaterlandes ein, ohne daselbst Widerstand zu finden. Durch diesen räuberischen Einfall in unser Land hinderte es uns nicht nur daran, die heiligen Früchte des Krieges zu ernten, sondern es gelang ihm auch, infolge des Friedens von Bukarest uns zu demütigen und uns unsere fruchtbarsten Teile der Dobrudscha, den Mittelpunkt unseres ersten Königreiches, zu entreißen. Meinen Befehlen gemäß hat unsere tapfere Armee damals keinen einzigen Gewehrschuß gegen die rumänischen Soldaten abgegeben und hat ihnen einen traurigen militärischen Ruhm erwerben lassen, dessen zu rühmen er sich bis jetzt nicht getraut. Bulgaren, heute, da es Bulgarien mit der Unterstützung der tapferen Truppen unserer Verbündeten gelungen ist, den Angriff Serbiens gegen unsere Gebiete abzuweisen, das letztere niederzuschlagen und zu zerschmettern und die Einheit des bulgarischen Volkes zu verwirklichen, heute, da Bulgarien der Herr beinahe aller Gebiete ist, auf welche es geschichtliche und völkische Rechte besitzt, hat dieser selbe Nachbar Rumänien unserem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg erklärt, und zwar wiederum unter dem Vorwand, daß der europäische Krieg wichtige territoriale Veränderungen auf dem Balkan in sich berge, die seine Zukunft bedrohen würden.
Ohne irgendeine Kriegserklärung von Bulgarien haben die rumänischen Truppen schon am 28. August die bulgarischen Donaustädte Rustschuk, Swistow usw. beschossen.
Wegen dieser Herausforderung seitens Rumäniens befehle ich unserer tapferen Armee, den Feind aus den Grenzen des Königreiches zu jagen, den treubrüchigen Nachbar zu vernichten, die um den Preis so vieler Opfer verwirklichte Einheit des bulgarischen Volkes zu sichern und unsere Brüder in der Dobrudscha von der Knechtschaft zu befreien. Wir werden Hand in Hand mit den tapfren, siegreichen Truppen unserer mächtigen Verbündeten kämpfen. Ich rufe die bulgarische Nation zu einer neuen, ruhmreichen Heldentat auf, durch die sie ihr gegenwärtiges Befreiungswerk krönen wird. Möge der bulgarische Soldat weiter von Sieg zu Sieg eilen. Vorwärts, Gott segne unsere Waffen!
gez. Ferdinand.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 2. September. 
Amtlicher Heeresbericht vom 1. September: 
An der Kaukasusfront machten wir auf dem rechten Flügel nach den gestern in verschiedenen Abschnitten ausgeführten Operationen abermals Gefangene. Wir schlugen einen Angriff des Feindes im Abschnitt von Oghnut ab und brachten ihn zum Halten. Dabei fügten wir dem Feinde Verluste zu. Ein Leutnant und Soldaten, die zu Gefangenen gemacht worden waren, erklärten, daß im Laufe ihrer vergeblichen Angriffe am 17. August das 15. Regiment der 4. Division Kaukasischer Jäger dreiviertel seines Bestandes verloren habe, und daß die Verluste der anderen Regimenter noch größer gewesen seien. Im Zentrum drangen Teile unserer Truppen durch einen Überfall auf die feindlichen Schützengräben in einzelne dieser Verschanzungen ein, zerstörten vier Feldgeschütze, machten 45 Gefangene und erbeuteten einige Artilleriepferde. Am 17. August wurde ein feindlicher Monitor von einer Granate unserer Artillerie getroffen als Antwort auf seine von einem Flugzeug unterstützte Beschießung der Küste von Tschesme. Er zog sich nach Chios zurück, nachdem er acht Kanonenschüsse abgegeben hatte.

Konstantinopel, 2. September. 
Amtlicher Heeresbericht: 
An der Kaukasusfront ist der Feind auf dem rechten Flügel nach seinen Gegenangriffen, die ihn schwere Verluste gekostet haben, gegenwärtig im Begriff, seine Stellungen zu befestigen. Ein Teil unserer Streitmacht, die die feindlichen Stellungen 20 Kilometer nordöstlich von Oghnut angreift, zwang den Gegner, sich in nordöstlicher Richtung zurückzuziehen. Im Zentrum und auf dem linken Flügel örtliche, zeitweise unterbrochene Feuerkämpfe. Im Küstenabschnitt tötete eine unserer Erkundungsabteilungen bei einem Überfall 1 Offizier und 4 Soldaten des Feindes und erbeutete Gewehre, Bajonette und Bomben. Am 29. August warf ein Teil eines unserer Flugzeuggeschwader bei einem Angriff auf Port Said erfolgreich Bomben auf feindliche Bauwerke und Einrichtungen und kehrte unversehrt nach seinem Ausgangspunkt zurück.

 

Eine provisorische revolutionäre Regierung in Saloniki

Genf, 2. September.
"Petit Parisien" erfährt aus Saloniki, daß sich der Ausschuß für nationale Verteidigung aus den Obersten Zymbrakakis und Mazarakis und einer Anzahl Militär- und Zivilpersonen zusammensetze. Eine provisorische nationale Regierung sei ausgerufen worden. Gendarmerie, Kavallerie und Artillerie seien Anhänger der Bewegung. Die Truppen seien vorbeimarschiert. Zahlreiche Freiwillige hätten sich der Bewegung angeschlossen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com