Das
Kriegsmanifest des Zaren Ferdinand
Ferdinand
von Bulgarien
Sofia,
2. September. (Meldung der Bulgarischen Telegraphen-Agentur.)
Gestern vormittag wurde folgendes Manifest durch Anschlag veröffentlicht:
Manifest an die bulgarische Nation!
Bulgaren! Im Jahre 1913, nach Beendigung des bulgarischen Krieges, als
Bulgarien gezwungen war, sich mit seinen treulosen Verbündeten zu
schlagen, griff uns unser nördlicher Nachbar, Rumänien, unter
dem Vorwand eines Bruches des Gleichgewichts auf dem Balkan verräterisch
an und fiel in die nicht verteidigten Teile unseres Vaterlandes ein, ohne
daselbst Widerstand zu finden. Durch diesen räuberischen Einfall
in unser Land hinderte es uns nicht nur daran, die heiligen Früchte
des Krieges zu ernten, sondern es gelang ihm auch, infolge des Friedens
von Bukarest uns zu demütigen und uns unsere fruchtbarsten Teile
der Dobrudscha, den Mittelpunkt unseres ersten Königreiches, zu entreißen.
Meinen Befehlen gemäß hat unsere tapfere Armee damals keinen
einzigen Gewehrschuß gegen die rumänischen Soldaten abgegeben
und hat ihnen einen traurigen militärischen Ruhm erwerben lassen,
dessen zu rühmen er sich bis jetzt nicht getraut. Bulgaren, heute,
da es Bulgarien mit der Unterstützung der tapferen Truppen unserer
Verbündeten gelungen ist, den Angriff Serbiens gegen unsere Gebiete
abzuweisen, das letztere niederzuschlagen und zu zerschmettern und die
Einheit des bulgarischen Volkes zu verwirklichen, heute, da Bulgarien
der Herr beinahe aller Gebiete ist, auf welche es geschichtliche und völkische
Rechte besitzt, hat dieser selbe Nachbar Rumänien unserem Verbündeten
Österreich-Ungarn den Krieg erklärt, und zwar wiederum unter
dem Vorwand, daß der europäische Krieg wichtige territoriale
Veränderungen auf dem Balkan in sich berge, die seine Zukunft bedrohen
würden.
Ohne irgendeine Kriegserklärung von Bulgarien haben die rumänischen
Truppen schon am 28. August die bulgarischen Donaustädte Rustschuk,
Swistow usw. beschossen.
Wegen dieser Herausforderung seitens Rumäniens befehle ich unserer
tapferen Armee, den Feind aus den Grenzen des Königreiches zu jagen,
den treubrüchigen Nachbar zu vernichten, die um den Preis so vieler
Opfer verwirklichte Einheit des bulgarischen Volkes zu sichern und unsere
Brüder in der Dobrudscha von der Knechtschaft zu befreien. Wir werden
Hand in Hand mit den tapfren, siegreichen Truppen unserer mächtigen
Verbündeten kämpfen. Ich rufe die bulgarische Nation zu einer
neuen, ruhmreichen Heldentat auf, durch die sie ihr gegenwärtiges
Befreiungswerk krönen wird. Möge der bulgarische Soldat weiter
von Sieg zu Sieg eilen. Vorwärts, Gott segne unsere Waffen!
gez. Ferdinand. 1) |