Der Weltkrieg am 15. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neue schwere Kämpfe nördlich der Somme

Großes Hauptquartier, 15. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die nach der ersten blutigen Abweisung fortgesetzten englischen Angriffe nördlich der Somme haben zu schweren Kämpfen geführt. Zwischen Pozièieres und Longueval gelang es dem Gegner mit hier massierten Kräften trotz stärkster Verluste in unsere Linien einzudringen und zunächst Boden zu gewinnen, sowie sich im Trônes-Wäldchen festzusetzen. Der Stoß ist aufgefangen. Der Kampf wird heute fortgesetzt. 
Südlich der Somme keine Infanterietätigkeit. 
Von der übrigen Front sind, abgesehen von ergebnislosen Unternehmungen kleinerer englischer Abteilungen südöstlich von Armentières, in der Gegend von Angres, Neuville und nordöstlich von Arras, keine Ereignisse von Bedeutung zu berichten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Russische Abteilungen, die bei Lennewaden (nordwestlich von Friedrichstadt) die Düna zu überschreiten versuchten, wurden abgewiesen. Auf die mit starkem Verkehr belegten Bahnhöfe an der Strecke Smorgon-Molodeczno wurden zahlreiche Bomben abgeworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
In Gegend von Skrobowa wurden Teile der vom Gegner seit seinem ersten Anlauf am Morgen des 3. Juli noch gehaltenen Stellen der ersten Verteidigungslinie im Angriff zurückgewonnen und hierbei 11 Offiziere, über 1500 Mann gefangen genommen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die Lage ist unverändert. Gegen Truppentransportverkehr auf dem Bahnhofe Kiwerpy (nordöstlich von Luck) erzielten unsere Flugzeuggeschwader gute Treffergebnisse.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Eine feindliche Abteilung, die einen vorgeschobenen bulgarischen Posten südwestlich von Gjevgjeli angriff, wurde abgewiesen. Durch Feuer auf Gülemenli (nordöstlich des Doiransees) wurden sieben griechische Einwohner, darunter vier Kinder, getötet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russischer Angriff bei Delatyn abgewiesen

Wien, 15. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Südwestlich von Moldawa wurden russische Abteilungen, die sich gegen unsere Stellungen vorwagten, zersprengt. Bei Jablonica, südöstlich von Zabie, brachten wir in erfolgreichen Streifungen 200 Gefangene ein. Bei Delatyn erhöhte Gefechtstätigkeit. Feindliche Vortruppen, die in die Stadt eingedrungen waren, wurden an den Südrand zurückgeworfen. Ein von den Russen südwestlich von Delatyn versuchter Angriff brach in unserem Feuer zusammen. Sonst im Nordosten nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der gestrige Tag verlief auch an der Front zwischen Brenta und Etsch viel ruhiger.
Im allgemeinen beschränkte sich die Kampftätigkeit auf Geschützfeuer. Vereinzelte Vorstöße des Feindes gegen unsere Stellungen nördlich des Posinatales und ein größerer Angriff gegen den Borcolapaß wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 15. Juli. (W. B.)
Das Hauptquartier teilt mit:
An der Irakfront machten wir einen artilleristischen Feuerüberfall auf ein feindliches Lager und
zerstörten dort eine hydraulische Maschine. 
An der persischen Front keine wichtige Änderung. 
An der Kaukasusfront ist die Lage am rechten Flügel unverändert. Die Kämpfe im Zentrum zeitigten bisher kein endgültiges Ergebnis. Wir stellten fest, daß der Feind bei seinen wiederholten Angriffen schwere Verluste erlitt. Die feindlichen Angriffe am linken Flügel wurden vollständig zurückgewiesen. 
Im Abschnitt von Smyrna warf ein feindlicher Flieger wirkungslos Bomben auf die Umgegend von Soeke. 
Im östlichen Teil des Schwarzen Meeres versenkten unsere Tauchboote neuerdings drei große feindliche Transportschiffe und zwangen ein viertes, auf den Strand zu laufen. 
2)

 

Die Engländer auf der Lauer 

Nach der gestern mitgeteilten "Times"-Meldung hat die Regierung an die Anerkennung der "Deutschland" als Handelsschiff die Bemerkung geknüpft, daß sie nichts dagegen einwenden würde, wenn die Verbündeten vor der Chesapeake- Bai außerhalb der Dreimeilenzone Kriegsschiffe versammeln würden. Diese Hinzufügung ist natürlich nur als Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Alliierten zu verstehen, da die Regierung der Vereinigten Staaten von sich keine Veranlassung haben könnte, feindliche Maßregeln gegen die "Deutschland" anzuregen. Die 320 Kilometer lange und 10 bis 60 Kilometer breite Chesapeake - Bai, an deren Ende Baltimore liegt, hat an ihrem Eingang, zwischen dem Kap Charles im Norden und dem Kap Henry im Süden, eine Breite von etwa 20 Kilometer. Von hier aus geht die Fahrt noch aus einer Strecke von 3 Meilen (4,8 Kilometer) durch unantastbares Territorialgewässer, jenseits dessen es den Kriegsschiffen erlaubt ist, der "Deutschland" aufzulauern. Man hat allen Grund zu der Annahme, daß diese "Ehrenwache" nur dazu dienen wird, die kühne Fahrt unseres ersten Handelstauchboots in der Geschichte unserer Handelsflotte um so ruhmvoller erscheinen zu lassen. Zu solcher Hoffnung ist man berechtigt nicht allein durch die erprobte Tüchtigkeit unserer Seeleute, sondern auch durch den Vergleich mit der Aufgabe, die kürzlich unserem Kuriertauchboot bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Cartagena gestellt und sehr wesentlich dadurch erschwert war, daß es sich da um eine durch die internationalen Bestimmungen festgesetzte, also innerhalb einer kurzen Frist bekannte Ausfahrtzeit handelte, Während die "Deutschland" die volle Freiheit hat, den Augenblick zu wählen, der ihr zum Antritt der Rückreise der geeignetste scheint. 2)

 

Die Kriegsziele Poincarés 

Paris, 15. Juli. 
In Frankreich ist gestern das Nationalfest gefeiert worden. Den Parisern hat die Regierung wieder das Schauspiel einer Truppenparade geboten, zu der Truppenteile von der Front, darunter auch englische und russische herangezogen wurden. Auf der Esplanade vor dem Invalidendom wurde eine Feier veranstaltet, zu der auch eine größere Anzahl von Frauen und Kindern erschienen, die als Hinterbliebene der im Kriege gefallenen Soldaten aus der Hand des Präsidenten Poinearé Gedenkblätter erhielten. Poinearé hielt dabei eine Ansprache, in der er den gefallenen und kämpfenden Franzosen den Dank des Vaterlandes und den Hinterbliebenen die innige Teilnahme des ganzen Landes ausdrückte. Er streifte dann auch die Friedensfrage. "Indes", so führte er aus, "die Zentralmächte können sich in der Tat keiner Illusion mehr hingeben über die Möglichkeit die Alliierten auf die Knie zu zwingen und ihrer Müdigkeit den Frieden zu entreißen, der für den preußischen Militarismus nur eine Kriegslist sein würde, um die Vorbereitungen eines neuen Angriffs zu maskieren. Vergeblich beugen sich unsere Feinde über die Kriegskarte, auf die sie sich mit hochmütiger Genugtuung jüngst berufen haben. Man muß auch auf die Meereskarte schauen. Die Stärke der kriegführenden Nationen berechnet man weniger nach der geographischen Lage der Schützengräben als nach dem Zustande der kämpfenden und Reservetruppen und nach der Fähigkeit zum Widerstand, zur Offensive und nach der moralischen Stimmung der Völker und Armeen. Für die großen europäischen Nationen geht es um Sein oder Nichtsein. Für eine freie Demokratie wie die unserige würde das bedeuten, nur noch in dem erstickenden Schatten des germanischen Kaiserreichs mit Mühe und Not zu vegetieren, das stark genug ist, um über ganz Europa eine drückende Hegemonie auszubreiten. Je mehr wir die Schrecken des Krieges erleben, desto mehr müssen wir mit Leidenschaft arbeiten, seine Wiederkehr zu verhindern, desto mehr müssen wir wünschen und wollen, daß der Friede und mit völliger Wiederherstellung der gestern oder vor 46 Jahren geraubten Provinzen die Wiederherstellung der auf Kosten Frankreichs oder seiner Verbündeten verletzten Rechte bringt sowie die notwendigen Garantien für die endgültige Bewahrung unserer nationalen Unabhängigkeit."
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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