Der Weltkrieg am 8. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Blutig abgewiesene Angriffe beiderseits der Somme

Großes Hauptquartier, 8. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Beiderseits der Somme hat der Heldenmut und die Ausdauer unserer Truppen dem Gegner einen Tag voller Enttäuschungen bereitet. Die zahlreichen, immer wieder neueinsetzenden Angriffe wurden blutig abgewiesen. Die Unzahl der gefallenen Engländer vor dem Abschnitt Ovillers-Contalmaison-Bazentin-le-Grand und der Franzosen vor der Front Biaches-Soyecourt geben Zeugnis von der Masse der zum Angriff eingesetzten feindlichen Kräfte, sowie von der verheerenden Wirkung unseres Artillerie-, Maschinengewehr- und Infanteriefeuers. 
Rechts der Maas opfert der Feind fortgesetzt seine Leute in starken vergeblichen Anstürmen gegen unsere Stellungen auf der Höhe "Kalte Erde"; er hat keinen Fußbreit Boden zu gewinnen vermocht. Mehrere hundert Gefangene fielen in unsere Hand. Schwächere Vorstöße gegen die "Hohe Batterie von Damloup" wurden leicht abgewiesen. 
Die Artillerie- und Patrouillentätigkeit auf der übrigen Front war teilweise rege. 
Der Angriff etwa einer französischen Kompanie im Priesterwalde scheiterte.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Bei Abwehr erneuter Angriffe südlich des Naroczsees nahmen wir 2 Offiziere, 210 Mann gefangen und schlugen an anderen Stellen schwächere Vorstöße ab.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Mit vollem Mißerfolg endeten die seit gestern wiederholten Anstrengungen starker russischer Kräfte gegen die Front von Zirin bis südöstlich von Gorodischtsche sowie beiderseits von Darowo. Die vor unseren Stellungen liegenden Toten zählen nach Tausenden, außerdem verlor der Gegner eine nennenswerte Zahl Gefangener. Neue Kämpfe sind im Gange.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Südwestlich von Luck haben wir einige Vorteile errungen.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: 
Nordwestlich von Buezacz sind russische Angriffsunternehmungen erfolglos geblieben.
Balkankriegsschauplatz:
Artilleriekämpfe zwischen Vardar und Dojransee ohne besondere Bedeutung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen im Moldawatal geworfen

Wien, 8. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina haben unsere Truppen den Feind in dem Tale der oberen Moldawa geworfen. 
Am oberen Pruth und südlich des Dnjestr war gestern die Kampftätigkeit gering Westlich und nordwestlich von Buezacz scheiterten mit großer Heftigkeit geführte russische Angriffe. Südwestlich von Luck wurden die feindlichen Linien abermals zurückgedrängt. 
Die aus dem Styrbogen nördlich von Kolki zurückgenommenen Streitkräfte haben die ihnen zugewiesenen Räume erreicht. Der Gegner drängte nur an einzelnen Stellen nach Gegen die österreichisch ungarischen und deutschen Truppen nordwestlich Baranowitschi stürmte der Feind gestern abermals unter Aufgebot großer Massen an; alle Angriffe zerschellten. Unsere siebenbürgischen Regimenter kämpften in völlig zerschossenen Stellungen und schlugen die Russen mehrfach in erbittertem Nahkampfe zurück. Tausende von toten Russen bedecken das Vorfeld.
Italienischer Kriegsschauplatz.
An der Isonzofront dehnte sich das Geschützfeuer auch auf den Görzer und Tolmeiner Brückenkopf aus. Gegen den Rücken von Monfalcone setzten die Italiener nachts nach starkem Artilleriefeuer mehrere Angriffe an, die blutig abgewiesen wurden Südlich des Suganertales dauerte der Angriff des italienischen 20. und 22. Korps gegen unsere Front zwischen der Cima Dieci und dem Monte Zebio fort. Diese sechs Infanteriedivisionen
und mehrere Alpinigruppen starken feindlichen Kräfte wurden auch gestern allenthalben unter schwersten Verlusten zurückgewiesen Im Ortler - Gebiet scheiterte ein Angriff des Feindes gegen unsere Stellungen auf dem Kleien Eiskögele.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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seekrieg 1914-1918: Der französische Dampfer "Herault" versinkt
Der französische Dampfer "Herault" versinkt

Die Rückkehr von "U 35" aus Cartagena

Lothar v. Arnauld de la Perière
Lothar v. Arnauld de la Perière
Kommandant von "U 35"

Zu der Nachricht von der glücklichen Rückkehr des Tauchboots "U 35" aus Cartagena wird der Korrespondenz "Heer und Politik" geschrieben: 
"Die glücklich vollendete Sendung des "U 35" ist ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte unserer U-Boote, denn die Fahrt war lang, und der Feind lauerte darauf, dem kühnen Boot den Garaus zu machen. Insgesamt mußte das U-Boot 1613 Seemeilen zurücklegen, denn von der Südostecke Spaniens bei Cartagena bis nach Gibraltar beträgt die Entfernung 239 Seemeilen, von Gibraltar bis Dover 1243 Seemeilen und von Dover bis Wilhelmshaven (wenn die Kanalroute gewählt wird) 331 Seemeilen. Während dieser ganzen Fahrt war das U-Boot gleichsam von der Meute der feindlichen Zerstörer umlauert und verfolgt, denn unsere Feinde kannten ganz genau die Abfahrtszeit und den Weg des kühnen Unterseebootes, das im Auftrage des Kaisers als echter Kriegskurier einen Brief dem König von Spanien zum Dank für die gute Aufnahme unserer Kameruner zu überbringen hatte und außerdem an Bord noch allerlei Heilmittel für die internierten Deutschen aus den Kolonien führte. Angesichts vieler Feinde fuhr es nach pünktlicher Ausführung seines Auftrages aus dem Hafen, setzte seine Fahrt ungestört fort und kam glücklich und wohlbehalten an seinem Bestimmungsort an. Dabei ließ es sich nicht nehmen, einen bewaffneten französischen Dampfer "Herault" zu versenken und ein Geschütz zu erbeuten. Die französische Presse ist natürlich über diese kühne und glückliche Fahrt eines der verhaßten deutschen U-Boote voller Gift und Galle, und eine französische Zeitung hat sogar den traurigen Mut zu fordern, daß deutschen Unterseebooten in Zukunft die völkerrechtlich gewährte Frist von 24 Stunden im neutralen Hafen nicht mehr zugebilligt werden dürfe, da die völkerrechtlichen Vorschriften nicht für "See-Piraten" gälten. Bei der Behandlung des Völkerrechts durch England und Frankreich kann man diese ritterlichen Forderungen mit dem Schweigen der Verachtung übergehen."
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Ein weiterer englischer Dampfer aufgebracht

Berlin, 8. Juli. (W. B.)
Der englische Dampfer "Pendennis" aus Falmouth, der mit einer Ladung Grubenholz von Gotenburg nach Hull unterwegs und an der norwegischen Küste aufgebracht worden war, hat unter deutscher Kriegsflagge auf der Reede von Borkum geankert.
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Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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