Der Weltkrieg am 6. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der Schlacht an Ancre und Somme

Großes Hauptquartier, 6. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Von der Küste bis zum Ancrebach verstärkte sich zeitweilig die Artillerietätigkeit. Im übrigen keine Veränderungen. Zwischen Ancrebach und Somme, sowie südlich derselben wurde weitergekämpft. Geringe Fortschritte der Engländer bei Thiepval wurden durch Gegenstoß ausgeglichen; in einer vorgeschobenen Grabennase weiter südlich vermochten sie sich festzusetzen. Die Dorfstätte Hem im Somme-Tal wurde von uns geräumt; Velloy-en-Santerre nahmen die Franzosen; um Estrées steht das Gefecht. Französische Gasangriffe verpufften ohne Erfolg. Im Gebiet der Aisne versuchte der Feind vergeblich einen Angriff in schmaler Front südlich von Ville-aux-Bois, der ihm ernste Verluste kostete. 
Links der Maas fanden kleine für uns günstige Infanteriegefechte statt; rechts des Flusses wurden feindliche Vorstöße im Walde südwestlich der Feste Vaux ebenso zurückgewiesen wie gestern am frühesten Morgen unternommene Wiedereroberungsversuche an der "Hohen Batterie von Damloup". In den Kämpfen in Gegend des Werkes Thiaumont haben wir vorgestern 274 Gefangene gemacht. 
Bei Chazelles (östlich von Lunéville) kehrte eine deutsche Erkundungsabteilung mit 31 Gefangenen und zahlreicher Beute in ihre Stellung zurück. 
Südwestlich Cambrai griff heute morgen ein feindlicher Flieger aus geringer Höhe durch Bombenabwurf einen haltenden Lazarettzug an; sechs Verwundete wurden getötet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südöstlich von Riga, sowie an vielen Stellen der Front zwischen Postawy und Wischnew sind weitere russische Teilangriffe erfolgt und abgewiesen; südöstlich von Riga wurden im Gegenstoß 50 Mann gefangen genommen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Der Kampf, der besonders in der Gegend östlich von Gorodischtsche und südlich von Darowo sehr heftig war, ist überall zu unseren Gunsten entschieden. Die Verluste der Russen sind wieder sehr erheblich.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die Gefechte bei Kostiuchnowka und in Gegend von Kolki sind noch nicht zum Stillstand gekommen.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer:
Im Frontabschnitt von Barysz ist die Verteidigung nach Abwehr mehrfacher feindlicher Angriffe teilweise in den Koropiec-Abschnitt verlegt worden. Oftmals brach sich der russische Ansturm an den deutschen Linien beiderseits von Chocimirz (südöstlich von Tlumacz).
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Wieder ein Kanaldampfer aufgebracht

Berlin, 6. Juli. (W. B. Amtlich) 
Nachdem bereits am 28. Juni in die Nordsee vorgestoßene deutsche leichte Seestreitkräfte den zwischen Rotterdam und London verkehrenden britischen Dampfer "Brussels" abfingen und mitsamt seiner Ladung unter sicherem Geleite nach Zeebrügge schickten, wurde gestern früh der aus Liverpool kommende britische Dampfer "L´Estris" unweit der englischen Küste in den Hoofden durch Teile unserer Hochseestreitkräfte aufgebracht und als Prise vereinnahmt.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere Kämpfe in Ostgalizien

Wien, 6. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina nichts von Belang. Die Kämpfe südlich des Dnjestr dauern fort. Bei
Sadzawka gelang es dem Feinde, mit überlegener Streitmacht in unsere Stellung einzudringen. Wir besetzten auf sechs Kilometer Ausdehnung eine 3000 Schritt westwärts eingerichtete Linie und wiesen hier alle weiteren Angriffe zurück. Südwestlich und nordwestlich von Kolomea behaupteten wir unsere Stellungen gegen alle Anstrengungen des Feindes. Südwestlich von Buczacz nahmen wir unsere Front nach heftigen Kämpfen an den Koropiecbach zurück. Im Styrknie nördlich von Kolki wurde auch gestern erbittert gekämpft.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Gefechtstätigkeit auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz war gestern gering.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Vojusa Geplänkel.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Die Kämpfe in Ostgalizien und in der Bukowina

Die Karte zeigt den Verlauf der Front vor dem Beginn der großen russischen Offensive und sodann die Abweichungen, die den bisherigen Erfolg der Russen veranschaulichen. Schon zu Beginn der Großoffensive versuchten die Russen mehrmals am Unterlaufe der Strypa einen Brückenkopf zu gewinnen, was ihnen aber erst im  Verlaufe der Angriffsschlacht gelang. Sie hofften wohl von Süden her die Front der Armee Bothmer aufzurollen, mußten aber diesen Plan vor dem eisernen Widerstande der deutschen Truppen aufgeben. Gleichzeitig war es den Russen gelungen, in der Bukowina nördlich und östlich von Czernowitz die österreichisch-ungarischen Stellungen zu erschüttern
und schließlich zum Weichen zu bringen Der größte Teil der Bukowina wurde geräumt. Nun drangen sie von Czernowitz her westlich vor, wobei ihnen nunmehr der Besitz des rechten (westlichen) Strypa-Ufers gegenüber dem Dnjestr einen wertvollen Flankenschutz bedeutete. Kolomea mußte vor dem Anprall der russischen Massenstürme geräumt werden, und der Feind schob seine Stellung noch über die Stadt hinaus nach Westen vor. Inzwischen hat der Gegenangriff der Armee Bothmer, der von Nordwesten her, vermutlich etwa aus der Linie Tlumacz-Nizniow erfolgte, die russische Flanke stark bedroht und zum Zurückgehen gezwungen. Aus Wien wird gemeldet, daß die Russen etwa in dem Raume Jezierzany- Chozimierz-Korszow halten - diese Ortschaften liefen nordwestlich, westlich und südwestlich etwa 8 bis l2 Kilometer von Obertyn. Dadurch sind nun die westlich von Kolomea stehenden Russen in eine so bedrängte Lage gekommen, daß sie vor einem Ansturm österreichisch - ungarischer Truppen schleunigst weichen mußten. Der im Südabschnitt unserer Ostfront am stärksten gefährdete Teil erscheint durch diese Erfolge der letzten drei Tage aufs neue gesichert Die Lage in der Bukowina, wo die Front ungefähr auf der in unserer Karte verzeichneten Linie verläuft, tritt daneben an Bedeutung stark zurück. 

Karte zum 1. Weltkrieg: Ostfront

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Juli. (W. B.) 
Das Hauptquartier meldet: 
Von der Irakfront und aus Persien ist keine Meldung über eine Änderung eingegangen. 
Auf der Kaukasusfront kam es auf dem rechten Flügel und im Zentrum zu Patrouillenkämpfen. Im Abschnitt von Tschoruk machten wir nach für uns günstigen Kämpfen l00 Gefangene, darunter einen Hauptmann. Unter den Getöteten befindet sich ein feindlicher Major. Nördlich von Tschorok ist die Lage unverändert.
Auf dem linken Flügel schlagen wir im Küstenabschnitt mehrere feindliche Überfälle zurück. Sonst nichts von Bedeutung.
2)

 

Die englische Blockade


Lord Robert Cecil

London, 6. Juli 
Im Unterhause fragte Hunt, ob die verschärfte Blockade, die nun angewandt werde, bedeute, daß alle Schiffe, die die Flotte unter dem Verdacht, Güter mit feindlicher Bestimmung an Bord zu führen, anhalte, durch die englischen Prisengerichte ohne Einmischung des Ministeriums des Äußeren oder einer anderen Behörde abgeurteilt werden sollten, oder ob andererseits eine derartige Einmischung in einzelnen Fällen noch vorkomme.
Lord Robert Cecil antwortete: Unter den neuen Kriegsverhältnissen kann das Recht der Untersuchung unmöglich so, wie es nötig ist, auf offener See ausgeübt werden. Es ist deshalb nötig gewesen, die Untersuchung nach einem englischen Hafen zu verlegen und dies gilt auch für alle oder beinahe alle Schiffe, die unterwegs sind nach neutralen Ländern, die an Deutschland grenzen, wenn diese Schiffe nicht freiwillig in englischen Häfen anlegen. Dort findet dann die Untersuchung statt. Bei der Rechtsprechung wird der Art der Ladung Rechnung getragen, ebenso rechnet man mit der Art des Absenders und des Adressaten und der Menge der gleichartigen Güter, die in der letzten Zeit in das betreffende neutrale Land eingeführt worden sind, und mit anderen, zum Teil geheimen Informationen, die der englischen Regierung zur Verfügung stehen. Alle Informationen werden in London gesammelt. London beschließt also, ob das Schiff, die Fracht oder ein Teil der Fracht vor das Prisengericht gebracht werden muß. Es wäre weder billig noch verständig, alle Schiffe mit ihrer Fracht vor den Prisenrichter zu bringen. 
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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