Der Weltkrieg am 16. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Angriffe am "Toten Mann" blutig abgewiesen

Großes Hauptquartier, 16. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:

Links der Maas griffen die Franzosen mit starken Kräften den Südhang des "Toten Mannes" an. Nachdem es ihnen gelungen war, vorübergehend Gelände zu gewinnen, wurden sie durch einen kurzen Gegenstoß wieder zurückgeworfen; wir nahmen dabei 8 Offiziere, 238 Mann gefangen und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Eine Wiederholung des feindlichen Angriffes am späten Abend und Unternehmungen gegen die beiderseits anschließenden deutschen Linien waren völlig ergebnislos. Der Gegner erlitt schwere blutige Verluste. Rechts der Maas blieb die Gefechtstätigkeit abgesehen von kleineren für uns günstigen Infanteriekämpfen an der Thiaumont-Schlucht im wesentlichen auf starke Feuertätigkeit der Artillerien beschränkt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Gegen die Front des Generals Grafen Bothmer nördlich von Przewloka setzten die Russen auch gestern ihre Anstrengungen fort. Bei der Abwehr des Feindes blieben über 400 Mann gefangen in der Hand des Verteidigers.
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue Kämpfe an der ganzen wolhynischen Front

Wien, 16. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:

Südlich des Dnjestr schlugen unsere Truppen feindliche Kavallerie zurück. Sonst in diesem Raume nur Geplänkel. Westlich von Wisniowczyk dauern die Anstürme russischer Kolonnen gegen unsere Stellungen fort. In der Hand der Verteidiger blieben 2 russische Offiziere und 400 Mann. Bei Tarnopol keine besonderen Ereignisse. In Wolhynien entwickeln sich an ganzer Front neue Kämpfe. Am Stochod-Styr-Abschnitt wurden abermals mehrere Übergangsversuche abgeschlagen, wobei der Feind immer schwere Verluste erlitt.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Kämpfe im Südteil der Hochfläche von Doberdo endeten mit der Abweisung der feindlichen Angriffe. Ebenso scheiterten erneuerte Vorstöße der Italiener gegen einzelne unserer Dolomiten-Stellungen. Auf der Hochfläche von Asiago sind lebhafte Artilleriekämpfe im Gange. Im Ortler-Gebiet nahmen unsere Truppen die Tukett- und hintere Madatsch-Spitze in Besitz.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 15. auf den 16. Juni die Bahnanlagen von Portogruaro und Latisana und die Bahnstrecke Portogruaro-Latisana, ein zweites Geschwader Bahnhof und militärische Anlagen von Motta di Livenza, ein drittes die feindlichen Stellungen von Monsaleone, San Canzian, Pieris und Bestrigna erfolgreich mit Bomben belegt und mehrere Volltreffer in Bahnhöfen und Stellungen erzielt. Starke Brände wurden beobachtet. Alle Flugzeuge sind trotz heftiger Beschießung unbeschädigt eingerückt.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 16. Juni. (W. B.)
Das Hauptquartier teilt mit:

An der Irakfront versuchten die Engländer auf dem Nordufer des Euphrat zwischen Korna und Nassrie zu landen. Sie mußten aber nach sechsstündigem Kampf in voller Auflösung unter Zurücklassung von 180 Toten zurückgehen. 
Auf den übrigen Frontteilen Ruhe. 
Nach dreitägigen Kämpfen mit russischen Abteilungen, die an der persischen Grenze nördlich von Suleiman erschienen, wurde der Feind in der Richtung auf Bana (Persien) zurückgeschlagen. Unsere Truppen verfolgten den Feind im Zusammenwirken mit persischen Kriegern und verjagten ihn aus Bana, von wo er nach Norden zurückgedrängt wurde. Wir erbeuteten in diesen Kämpfen ein Geschütz, ein Maschinengewehr sowie eine große Menge Munition und Ausrüstungsstücke. 
An der Kaukasusfront war die Lage gestern unverändert. Auf einigen Abschnitten zeitweilig Artilleriefeuer. Am linken Flügel erbeuteten wir im Laufe von Vorpostengefechten zwei weitere Maschinengewehre. 
Von den übrigen Fronten ist keine wichtige Mitteilung eingegangen.

Konstantinopel, 16. Juni. (W. B.)
Amtlicher Bericht:

An der Irakfront nichts von Bedeutung. 
An der Kaukasusfront keine Veränderung auf dem rechten Flügel und in der Mitte. Auf dem linken Flügel schlugen wir durch einen Gegenangriff den Angriff eines feindlichen Bataillons gegen eine unserer vorgeschobenen Stellungen zurück. 
Durch unser Feuer verjagten wir zwei Flugzeuge und zwei Torpedoboote, die sich Sedd-ül-Bahr zu nähern versuchten. In den Gewässern von Smyrna beschossen zwei feindliche Fahrzeuge wirkungslos einige Punkte der Küste. Unsere Artillerie antwortete ihnen. Der Feind, der sich seit einiger Zeit auf der Insel Kensten festgesetzt hatte und von da aus die benachbarte Küste angriff, wurde in den letzten Tagen genötigt, die Insel zu räumen, da er sie unter dem wirksamen Feuer unserer Artillerie nicht halten konnte. Am 13. Juni warfen zwei feindliche Flieger ohne Erfolg einige Bomben auf El Arisch. Sie wurden durch einen Angriff unserer Kampfflugzeuge nach Luftkampf vertrieben. Unsere anderen Flugzeuge erwiderten den feindlichen Angriff, warfen wirkungsvoll Bomben auf den feindlichen Flugplatz und griffen ihn mit Maschinengewehrfeuer an. Sie kehrten darauf unversehrt zurück.

 

Geheimsitzung der französischen Kammer

Paris, 16. Juni. (W. B.)
Die Kammer hat mit 412 gegen 138 Stimmen beschlossen, eine Geheimsitzung abzuhalten. Die Sitzung wurde um ½3 Uhr nachmittags unterbrochen, um die Räumung der Tribünen vorzunehmen.
2)

 

Blockade Griechenlands

Paris, 16. Juni. (Priv.-Tel.)
Havas meldet aus Saloniki:

Kein griechischer Dampfer ist in Saloniki eingetroffen. Die Postverbindungen mit Athen sind unterbrochen. 
In Erwiderung auf die Klagen der epirotischen Abgeordneten erklärte Gunaris, alle Anstrengungen der Regierung seien lahmgelegt, da alle Verbindungen zu Lande und zur See unterbrochen seien. Gunaris erklärte weiter, wenn man einmal wisse, daß die gegenüber Griechenland getroffenen Maßnahmen nicht vermöchten, in Griechenland Uneinigkeit zu säen, werde man deren Vergeblichkeit einsehen. Der Deputierte Mitzopulos schlug vor, man möge an Amerika appellieren, das Griechenland schon während seines Unabhängigkeitskampfes unterstützt habe.
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Der Wahlkampf in Amerika

US-Präsident Woodrow Wilson
Woodrow Wilson

St. Louis, 16. Juni. (Priv.-Tel.) 
Der Konvent der demokratischen Partei zur Ernennung eines Kandidaten für die bevorstehende Präsidentenwahl ist heute hier zusammengetreten. Durch Zuruf, ohne Abstimmung, wurde Wilson als Kandidat für die Präsidentschaft und Marshall als Kandidat für die Vizepräsidentschaft aufgestellt. Das Programm, das der Konvent aufgestellt hat, hebt hervor, daß Wilsons Anwartschaft auf die Wiederwahl darin begründet sei, daß er den Wohlstand des Landes gefördert und den Frieden erhalten habe. Der hauptsächlichste Artikel des Programms ist derjenige, der von den "ausländischen Verschwörern" handelt. Er verurteilt jede Organisation als im höchsten Grade für die nationale Einheit schädlich, die die Interessen einer fremden Macht fördere, indem sie der Regierung Furcht einzujagen suche und sich an die politischen Parteien oder die Vertreter des Volkes wende. Das Programm erklärt sich weiter für ein Schiffahrtsgesetz und die Vermehrung von Heer und Flotte zu Verteidigungszwecken. Es ist, so sagt das Programm, die Politik der Vereinigten Staaten, sich anderen Nationen anzuschließen, um die Freiheit der Staaten und ihrer Individuen zu sichern und die Verkehrsstraßen des Meeres frei zu halten Endlich erklärt sich das Programm von neuem für die Monroe-Doktrin.
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China

Berlin, 16. Juni. (W. B.)
Aus Peking wird gemeldet:

Der bisherige stellvertretende Präsident Li Yüan-hung wurde Nachfolger Yüan Schih-kais. Sein Amtsantritt wurde im Lande mit großem Beifall aufgenommen. Für den verstorbenen Präsidenten hat die Regierung eine Trauerzeit von 27 Tagen angeordnet.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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