Der
Kaiser bei Hindenburg - Der Dank des Kaisers
Berlin,
1. Juni.
Der Kaiser hat dieser Tage im Hauptquartier des
Oberbefehlshabers Ost geweilt. Bei dem Begrüßungsmahle ergriff
Generalfeldmarschall v. Hindenburg das Wort zu folgender Ansprache:
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät lege ich, zugleich im
Namen
der mir anvertrauten Truppen, ehrerbietigsten Dank dafür
alleruntertänigst zu Füßen, daß Allerhöchstdieselbe uns die
Ehre und Freude bereitet, einige Tage in unserer Mitte im Osten zu
weilen.
Euere Majestät! Wir sind schlichte Soldaten, denen es nicht gegeben
ist, ihre Gefühle in viele und beredte Worte zu kleiden. Aber das
kann ich Euerer Majestät versichern, daß der alte Wahlspruch
unserer Väter: "Vorwärts mit Gott für König und Vaterland,
für Kaiser und Reich" fest in unsere Soldatenherzen eingeprägt
ist. Er war bisher die Richtschnur für unser ganzes Denken und
Handeln und soll es bleiben bis zu unserem letzten Atemzuge. Das
geloben wir in dieser Stunde und bitten zugleich, alle unsere
unbegrenzte Liebe, Treue, Dankbarkeit und Ehrfurcht, die wir für
unseren Allergnädigsten Kriegsherrn empfinden, kurz in dem Rufe
zusammenfassen zu dürfen: "Unser Preußenkönig, des Deutschen
Reiches Kaiserliche Majestät Hurra !".
Der Kaiser erwiderte:
"Mein lieber Feldmarschall! Ich danke Ihnen für die
soldatischen Worte, mit denen Sie mich begrüßt haben. Ich bin
hierher nach der Ostfront gekommen, um Ihnen und den Armeen des
Ostens meinen Dank für die großen Taten des vorigen Jahres, für
das stille und brave Ausharren im letzten Winter und während der
heißen Kämpfe der diesjährigen Märzoffensive des Gegners
auszusprechen.
Wir kämpfen gegen eine Übermacht. Das ist uns nichts Neues. Schon
der große König ist uns hierin mit glänzendem Beispiel
vorangegangen. Die Vorsehung hat es jetzt wieder so gewollt, und das
war gut. Denn dadurch wurden wir gezwungen, uns zu ganz besonderen
Taten und Leistungen aufzuraffen. Meine Armeen werden auch jetzt
siegreich durchhalten und uns mit Gottes Hilfe einen ehrenvollen
Frieden erzwingen, so wie wir ihn wünschen.
Ihnen aber, mein lieber Feldmarschall, hat die Vorsehung in diesen Kämpfen
das Große beschieden, die Provinz Ostpreußen vom Feinde zu
befreien und unsere Waffen weit in Feindesland hineinzutragen. Das
ist Ihr Verdienst, und dessen wird sich das deutsche Vaterland stets
bewußt sein. Ich aber, als Ihr Kriegsherr und Ihr König, danke
Ihnen von Herzen für diese Taten, die Ihnen für immer unvergessen
bleiben sollen. Überall in deutschen Landen, in Ost und West, in
Nord und Süd, sieht man die Verehrung für Sie. Sie sind zu einem
Nationalheros des deutschen Volkes geworden. Der Name Hindenburg hat
schon heute einen sagenhaften Klang. Wo er genannt wird, da blitzen
die Augen, und da leuchten die Gesichter von jung und alt.
Und darum fordere ich alle Anwesenden auf, sich mit mir in einem
dreifachen Hurra auf den Generalfeldmarschall zu vereinigen." 1)
|