Der Weltkrieg am 23. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Luftaufnahme des Fort Vaux bei Verdun
Luftaufnahme der Mondlandschaft um Fort Vaux bei Verdun

Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Kämpfe vor Ort und Festung Douaumont

Großes Hauptquartier, 23. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die Absicht eines Gegenangriffs der Engländer südwestlich von Givenchy-en-Gohelle wurde erkannt, die Ausführung durch Sperrfeuer verhindert. Kleinere englische Vorstöße in Gegend von Roclincourt wurden abgewiesen. 
Im Maasgebiet war die Gefechtstätigkeit infolge ausgedehnter Gegenstoßversuche des Feindes besonders lebhaft. 
Links des Flusses nahmen wir südlich des Camardwaldes ein französisches Blockhaus. Feindliche Angriffe östlich der Höhe 304 und am Südhange des "Toten Mannes" scheiterten. Rechts des Flusses kam es auf der Front nördlich des Gehöftes Thiaumont bis in den Caillettewald zu heftigen Infanteriekämpfen. Im Anschluß an starke Feuervorbereitung drangen die Franzosen in unsere vordersten Stellungen ein. Unsere Gegenstöße warfen sie auf den Flügeln des Angriffsabschnitts wieder zurück. Südlich des Dorfes und südlich der ehemaligen Feste Douaumont, die übrigens fest in unserer Hand blieb, ist der Kampf noch nicht abgeschlossen. Nordwestlich der Feste Vaux wurde ein vorgestern vorübergehend in Feindeshand gefallener Sappenkopf zurückerobert. 
Durch Sprengung zerstörten wir auf der Combreshöhe die erste und zweite französische Linie in erheblicher Ausdehnung. 
Bei Vaux-les-Palamair und Seuzey (auf den Maashöhen südöstlich von Verdun) brachen feindliche Angriffe in der Hauptsache im Sperrfeuer zusammen. Kleine in unsere Gräben eingedrungene Abteilungen wurden dort niedergekämpft. 
Ein feindliches Flugzeug wurde südwestlich von Vailly abgeschossen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der 1. Weltkrieg: Die südöstliche Ecke des eroberten italienischen Panzerwerks Monte Verena
Die südöstliche Ecke des eroberten italienischen Panzerwerks Monte Verena

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Flucht der Italiener aus dem Suganatal

Wien, 23. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Unsere Truppen rücken nun auch beiderseits des Suganatals vor. Burgen (Borgo) wurde vom Feind fluchtartig verlassen; reiche Beute fiel in unsere Hand. Das Grazer Korps überschritt die Grenze und verfolgt den geschlagenen Gegner. Das italienische Werk Monte Verena ist bereits in unserem Besitz. Im Brandtal ist der Angriff auf die feindlichen Stellungen bei Chiesa im Gange. 
Die Zahl der seit 15. Mai erbeuteten Geschütze hat sich auf 188 erhöht. 
Unsere Seeflugzeuge belegten die Eisenbahnstrecke San Dona di Piave-Porto Gruaro mit zahlreichen Bomben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Luftangriff auf Port Said

Konstantinopel, 23. Mai. 
Irakfront: 
Da den Bedürfnissen der neuen Lage entsprechend, die sich infolge der Einnahme von Kut el Amara zu unseren Gunsten ergeben hatte, eine Änderung in unserem Verteidigungsplan notwendig geworden war, hatten wir vor drei Tagen unsere auf dem rechten Tigrisufer stehenden Truppen ein wenig zurückgezogen. Der Feind erkannte dies erst nach zwei Tagen. Wir stellten fest, daß der Gegner gegen unsere Stellungen auf dem genannten Ufer nur einen Teil seiner Kavallerie vorwarf, und zwar mit dem einzigen Zweck der Aufklärung. 
Kaukasusfront: 
Auf dem rechten Flügel verlief der 21. Mai ruhig. Im Zentrum fanden örtliche Infanteriekämpfe statt. Auf dem linken Flügel unternahm der Feind in der Nacht vom 19. zum 20. Mai zwei Überfälle auf unsere Vorposten, die jedoch alle beide abgeschlagen wurden. 
In der Nacht vom 19. Mai erschienen acht feindliche Flieger in der Gegend der Dardanellenstraße. Sie warfen ungefähr 70 Bomben ohne jede Wirkung. Einer unserer Kampfflieger griff die feindlichen Flieger zweimal an und eröffnete auf sie wirksam Maschinengewehrfeuer. In derselben Nacht unternahm eins unserer Wasserflugzeuge auf der Verfolgung der feindlichen Flieger einen Flug nach Imbros, wo es aus 600 Meter Höhe nenn Bomben auf die feindlichen Flugzeugschuppen warf. Gute Wirkung wurde festgestellt. Von der Höhe von Imbros aus schleuderte ein feindlicher Monitor am 20. Mai wirkungslos einige Geschosse gegen Sed ül Bahr. Auf einem feindlichen Kreuzer, welcher zwei Barkassen schleppte, wurde durch unser Artilleriefeuer der Schornstein beschädigt und der große Mast gebrochen, in dem Augenblicke, als er sich der Küste südlich von Kusche Ada in den Gewässern von Smyrna näherte. Vor unserem Feuer mußte sich der erwähnte Kreuzer in der Richtung auf Samos entfernen, nachdem er nur vier Schüsse abgegeben hatte. 
Als Erwiderung auf die Beschießung von El Arisch griff eines unserer Fliegergeschwader in der Nacht vom 20. zum 21. Mai Port Said an und warf zahlreiche Bomben auf die an der Küste und im Hafen verankerten feindlichen Schiffe, sowie auf Militärposten der Stadt. Wir stellten fest, daß durch diese Bomben große Brände hervorgerufen wurden. Trotz heftigen Feuers seitens der Truppen und feindlichen Schiffe sind unsere Flieger sämtlich wohlbehalten zurückgekehrt.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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