Der Weltkrieg am 22. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolglose russische Offensive auf ausgedehnter Front

Großes Hauptquartier, 22. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei der dem Angriff vom 20. März nordöstlich von Avocourt folgenden Aufräumung des Kampffeldes und der Wegnahme weiterer feindlicher Gräben außerhalb des Waldgeländes ist die Zahl der dort eingebrachten unverwundeten Gefangenen auf 58 Offiziere und 2914 Mann gestiegen. Die Artilleriekämpfe beiderseits der Maas dauerten bei nur vorübergehender Abschwächung mit Heftigkeit fort.
Bei Obersept haben die Franzosen nochmals versucht, die Schlappe vom 13. Februar wieder auszugleichen. Mit beträchtlichen blutigen Verlusten wurde der Angreifer zurückgeschickt.
Drei feindliche Flugzeuge wurden nördlich von Verdun im Luftkampf außer Gefecht gesetzt. Zwei von ihnen kamen nordöstlich von Samogneux hinter unserer Front, das dritte brennend jenseits der feindlichen Linie zum Absturz. Leutnant Bölcke hat damit sein dreizehntes, Leutnant Parschau sein viertes feindliches Flugzeug abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die großen Angriffsunternehmungen der Russen haben an Ausdehnung noch zugenommen, die Angriffspunkte sind zahlreicher geworden, die Vorstöße selbst folgten sich an verschiedenen Stellen ununterbrochen Tag und Nacht. Der stärkste Ansturm galt wieder der Front nordwestlich von Postawy. Hier erreichten die feindlichen Verluste eine selbst für russischen Masseneinsatz ganz außerordentliche Höhe. Bei einem erfolgreichen Gegenstoß an einer kleinen Einbruchsstelle wurden 11 russische Offiziere und 573 Mann gefangen genommen. Aber auch bei den vielen anderen Kämpfen - südlich und südöstlich von Riga, bei Friedrichstadt, westlich und südwestlich von Jakobstadt, südlich von Dünaburg, nördlich von Widsy, zwischen Narocz- und Wiszniewsee - wiesen unsere tapferen Truppen den Feind unter den größten Verlusten für ihn glatt zurück und nahmen ihm bei Gegenangriffen noch über 600 Gefangene ab. An keiner Stelle gelang es den Russen irgendwelchen Erfolg zu erringen. Die eigenen Verluste sind durchweg gering.
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Neue deutsche Getreidekäufe in Rumänien

Berlin, 22. März.
Am 21. März ist in Bukarest zwischen der "Zentral-Einkaufsgesellschaft" in Berlin, der "Kriegs-Getreide-Verkehrsanstalt" in Wien und der "Kriegs-Produkten-Aktiengesellschaft" in Budapest einerseits und der rumänischen "Zentral-Ausfuhrkommission für Getreide und Hülfenfrüchte" anderseits ein Vertrag über die Lieferung weiterer sehr erheblicher Getreidemengen aus Rumänien an die Zentralmächte unterzeichnet worden. Die genannten deutschen und österreichisch-ungarischen Organisationen für die Getreideeinfuhr kaufen durch diesen Vertrag 100000 Wagen Mais sowie den gesamten - nach Berücksichtigung des inländischen rumänischen Verbrauchs und der anderweitigen rumänischen Verkaufsverträge - noch für die Ausfuhr zur Verfügung stehenden Vorrat an Weizen, Gerste und Hülsenfrüchten, einen Vorrat, der auf etwa 40000 Wagen geschätzt wird. Die rumänische Regierung hat alle tunlichen Erleichterungen für den Abtransport des Getreides auf dem Bahn- und Wasserwege teils bereits veranlaßt, teils in Aussicht gestellt. Umgekehrt ist eine Verständigung angebahnt, um auch die Lieferung von Erzeugnissen der Zentralmächte an Rumänien sowie die wechselseitige Durchfuhr tunlichst zu fördern und also auch aus diesem Gebiet das Erforderliche zu tun, damit die beiderseitigen Handelsbeziehungen sich wieder normal gestalten, soweit dies unter den obwaltenden Umständen überhaupt durchführbar ist.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Vorstöße an der Strypa abgewiesen

Wien, 22. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Tätigkeit des Gegners ist gestern fast an der ganzen Nordostfront lebhafter geworden. Unsere Stellungen standen unter dem Feuer der feindlichen Geschütze. An der Strypa und im Kormingebiete stießen russische Infanterieabteilungen vor; sie wurden überall geworfen. In Ostgalizien verlor bei einem solchen Vorstoß eine russische Gefechtsgruppe von Bataillonsstärke an Toten 3 Offiziere und über 150 Mann, an Gefangenen 100 Mann; bei uns nur einige Leute verwundet. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Der gestrige Tag ist ruhig verlaufen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

  

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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