Der Weltkrieg am 5. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Artilleriekämpfe um Douaumont

Großes Hauptquartier, 5. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Gegen Abend setzte lebhaftes feindliches Feuer auf verschiedenen Stellen der Front ein, zwischen Maas und Mosel war die französische Artillerie dauernd sehr tätig und beschoß zeitweise die Gegend von Douaumont mit besonderer Heftigkeit. Infanteriekämpfe fanden nicht statt.
Um unnötige Verluste zu vermeiden, räumten wir gestern den bei der Försterei Thiaville (nordöstlich von Badonviller) den Franzosen am 28. Februar entrissenen Graben vor umfassend dagegen eingesetztem feindlichen Massenfeuer.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In der Gegend von Illuxt konnte ein von den Russen im Anschluß an Sprengungen beabsichtigter Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung kommen.
Vorstöße feindlicher Erkundungsabteilungen auch an anderen Stellen wurden abgewiesen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Alles unverändert an den k. u. k. Fronten 

Wien, 5. März.
Amtlich wird verlautbart:  
Die Lage ist überall unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

  

 

Die Besatzung des deutschen Hilfskreuzers "Möwe" nach der Heimkehr
Die Besatzung des deutschen Hilfskreuzers "Möwe" nach der Heimkehr
Aufnahme vom 5. März 1916

Bericht eines englischen Offiziers

London, 5. März. (Priv.-Tel.)
In Tilbury sind am Freitag 18 Offiziere und Mannschaften der "Clan Mactavish" angekommen, jenes Schiffes, das von der "Möwe" aufgebracht und in den Grund gebohrt worden ist. Die Erzählungen der Schiffsoffiziere über das Schicksal der "Clan Mactavish" sind schon aus dem Grunde interessant, weil sie deutlich die Angriffstaktik zeigen, die englische bewaffnete Schiffe gegenüber unseren Kriegsschiffen an den Tag legen.
Der dritte Offizier Mac Intyre gibt folgende Erzählung:
Der Kampf mit der "Möwe" fand am Sonntag den 16. Januar statt. Es war ein schöner Tag und die "Clan Mactavish" fuhr ungefähr hundert Meilen südlich von Madeira, als sie zwei Schiffe sichtete. Eines der Schiffe fuhr ungefähr parallel mit unserem, doch wir sahen, daß es nach uns hinbog und näher kam. Das andere Schiff richtete seinen Kiel direkt auf uns zu. Wir hielten sie beide für gewöhnliche Kauffahrteischiffe. Um ½ 6 Uhr nachmittags ging ich auf die Kommandobrücke, um den Kapitän und den vierten Offizier, die zum Tee gehen wollten, abzulösen. Es wurde allmählich dunkel, und wir segelten ohne Lichter. Das eine Schiff, das uns entgegenkam, hatte ein Licht am Vordermast. Wir überholten es rasch. Um 5.55 Uhr gab das Schiff ein Morse-Signal ab und ich antwortete. Das Schiff fragte: "Was für ein Schiff?" Ich berichtete dies unserm Kapitän (Kapitän Oliver), und dieser befahl mir, keine Antwort zu geben. Dann rief uns das Schiff wieder an und zwar mit derselben Frage. Wir signalisierten zurück und fragten, mit was für einem Schiff wir es zu tun hätten, und erhielten die Antwort: "Author" von Liverpool. Daraufhin teilten auch wir unseren Namen mit. Plötzlich erhielten wir das Signal: "Sofort stoppen, ich bin ein deutscher Kreuzer!" Der Kapitän gab allen Maschinisten Befehl, die größte Geschwindigkeit zu entfalten. Ich signalisierte zurück, daß wir stoppen würden. Es war dies also ein Bluff.
Als das deutsche Schiff das Signal erhielt, stoppte es seinerseits. Die Folge war, daß es zurück blieb. Sobald das deutsche Schiff merkte, daß wir nicht hielten, eröffnete es das Feuer. Unsere Kanoniere erhielten Befehl, das Feuer zu erwidern, und nun begann der Kampf. Die erste Granate, die ankam, riß die Windbüchse herunter und tötete einen Wachmann, einen Laskaren. Die nächste Granate ging durch die Kabine des Steward und des zweiten Offiziers und streute Splitter überall an Deck umher. Ein weiterer Schuß war ein Treffer auf die Kommandobrücke. Einige Granaten pfiffen uns über die Köpfe hinweg, eine jedoch traf den Oberteil des Maschinenraumes und tötete 17 Laskaren und verwundete fünf. Dann traf eine Granate das Schiff unter der Wasserlinie. Jetzt gab der Kapitän Befehl, mit dem Feuer Einhalt zu tun und das Schiff zu stoppen. Einige unserer Schüsse müssen getroffen haben, denn wir waren nur 40 Yard entfernt. Man sagte mir, daß ein Schuß sicher getroffen und zwei Mann getötet habe. Wir riefen das deutsche Schiff nun telegraphisch an und sagten, daß wir gestoppt hätten. Aber es verging immer noch einige Zeit, bis die Deutschen durch den Rauch hindurch unsere Signale sehen konnten. Während all dieser Zeit setzten sie das Feuer fort. Die ganze Angelegenheit war in einer Viertelstunde vorüber. Sobald sie unsere Signale sahen, gaben sie uns Antwort und stellten ihrerseits das Feuer ein. Noch in dem Augenblick, da ich den Befehl signalisierte, das Feuer einzustellen, ging ein Schuß los. Offenbar war der Befehl nicht rechtzeitig angekommen. Die Deutschen fragten uns, ob wir Verwundete an Bord hätten. Ich signalisierte zurück, wir hätten nur einen. Ich kannte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Größe unserer Verluste, denn ich war oben auf der Brücke. Sie sagten sie würden ein Boot schicken. Mit mehreren Begleitmannschaften kam ein deutscher Offizier an Bord. Der Offizier fragte: "Wo ist der Kapitän?" Kapitän Oliver erschien und der Deutsche fragte, warum der Kapitän auf den deutschen Kreuzer gefeuert habe. Der Kapitän erwiderte: "Ich feuerte, um mein Schiff zu schützen. Wenn meine Regierung mir eine Kanone an Bord meines Schiffes stellt, so benutze ich sie auch, denn eine Kanone ist nicht nur zur Verzierung da."
Die Deutschen stellten uns nun auf Deck in einer Reihe auf und standen uns mit gezogenen Revolvern gegenüber. Sie sagten, daß jeder der eine Bewegung mache, niedergeschossen würde. Nach einiger Zeit erhielten wir den Befehl, in die Boote zu gehen. Die Eingeborenenmannschaft stürzte sich auf die Boote, und ein Boot wurde von ihnen mit Beschlag belegt, ohne daß ein Offizier hineinkonnte. Die Eingeborenen hatten eben den Kopf verloren. Das Boot des zweiten Offiziers und mein Boot erhielten den Befehl zum Begleitschiff der "Möwe" der "Appam", zu fahren, während der andere Schiffsoffizier und der Kapitän auf die "Möwe" gebracht wurden. An Bord der "Appam" wurde uns angekündigt, daß wir Kriegsgefangene seien und bei dem geringsten Widerstand sofort erschossen würden. Alsbald wurden wir unter bewaffneter Aufsicht in erstklassige Luxusräume gebracht und dort festgehalten.
Am nächsten Tage teilten uns die Deutschen mit, daß wir auf den Kreuzer "Möwe" verbracht werden sollten. Um 5 Uhr nachmittags wurden die anderen gefangenen Mannschaften von der "Möwe" auf die "Appam" gebracht und wir selbst auf die "Möwe". Ein Name war nicht an dem Kreuzer angebracht, aber an Kaisers Geburtstag erschienen die Deutschen in Gala mit dem Namen "Möwe" auf den Mützen. Es wurde uns dann später erlaubt, eine Stunde morgens und eine Stunde nachmittags auf Deck zu promenieren, nur nicht als die "Möwe" nördlich der Mündung des Amazonas von dem erbeuteten Dampfer "Corbridge" Kohlen nahm. Wir blieben drei Tage und drei Nächte unten und schmolzen beinahe in der Hitze. Als wir von der "Appam" fortfuhren, versenkten die Deutschen die "Corbridge" und vermummten wiederum die "Möwe". Sie pinselten ihr eine dunkelgelbe Farbe auf und nahmen noch andere Maskierungen vor.
Nach 24 Tagen wurde die "Westburn" gekapert. In jener Nacht wurde allen gefangenen Mannschaften mit Ausnahme der Leute der "Clan Mactavish" mitgeteilt, daß sie das Schiff zu verlassen hätten. Uns dagegen wurde gesagt, daß wir nach Deutschland gebracht würden, oder daß man uns an Bord der "Möwe" halten werde, bis das Schiff versenkt werde, weil wir gefeuert hätten. Tatsächlich ließen sie uns in dieser Auffassung bis zur letzten Minute. Erst als die anderen Mannschaften von Bord waren, wurde uns bedeutet, daß wir mit Ausnahme des Kapitäns und der beiden Kanoniere gehen könnten. 228 Mann von uns wurden auf die "Westburn" gebracht. Das Schiff stand unter Bewachung von acht Mann. Man hatte Bomben an dem Schiff angebracht, und als wir am 22. Februar in Teneriffa ankamen, wurde uns gedroht, daß wir alle in die Luft gesprengt würden, wenn wir uns rührten. Die "Westburn" fuhr von der Südseite her in den Hafen von Teneriffa ein, und ein britischer Kreuzer kam von Norden. Wir fuhren in einem Abstand von 100 Yard an dem Kreuzer vorbei, der die "Westburn" nicht anrühren durfte, weil wir in territorialen Gewässern waren. Um 11 Uhr am nächsten Tage wurden wir auf die "Athenic" gebracht. Als wir eben auf diesem Schiff angekommen waren, sahen wir, wie die "Westburn" sank. Die Deutschen hatten sie nur eine halbe Meile von Teneriffa herausgebracht und sie gerade vor den Augen des britischen Kreuzers versenkt.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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