Die
Schlacht bei Verdun
Die
"Frankfurter Zeitung" schreibt:
Die Schlacht im Norden von Verdun nimmt ihren planmäßigen
und natürlichen Verlauf: Trommelfeuer, Infanteriesturm, Befestigung
und Verteidigung des Gewonnenen gegen Gegenangriffe und Vorbereitung der
nächsten Etappe durch Vorziehung der Artillerie, Auffüllung
der Mannschafts- und Munitionsbestände - neue Feuerüberfalle
und neue siegreiche Stürme. Wenn auch die Methode des Angriffs und
der Kombination anders sein mag als früher: der Wechsel von Kampf
und kurzer Rast kann nicht vermieden werden. Es müssen gewaltige
Lasten vorwärts bewegt werden. Überdies ist das Gelände
hügelig. Die Straßen mögen wohl durch die gewaltigen Explosionen
geradezu zersetzt sein. Unsere Führer schreiten kühl und vorsichtig
voran: desto sicherer ist uns der Erfolg
Unser rechter Flügel an der Maas ist wiederum ein gutes Stück
vorgerückt und hat die Maasschleife bei Champneuville gesäubert.
Das Gelände ist dort ganz offen und den Kanonen der Festungswerke
von Marre (links der Maas) ausgesetzt, die kaum drei Kilometer entfernt
sind. Diese Geschütze müssen von unserem Artilleriefeuer zugedeckt
sein, sonst wäre es nicht möglich gewesen, in die Maasschleife
einzudringen. Das Bombardement links der Maas (von dem die Franzosen wiederholt
berichteten, hat also anscheinend guten Erfolg gehabt. Unsere Flanke ist
dadurch gesichert. Die Stellungen unserer Truppen bei und im Fort Douaumont
und bei den Werken von Hardaumont sind trotz aller Gegenangriffe gehalten
worden. Es ist wichtig, daß die Franzosen bereits seit (mindestens)
zwei Tagen "neuherangeführte Massen" bei ihren nutzlosen
Gegenangriffen verschwenden müssen. Da die Verteidigungsoperationen
naturgemäß improvisiert und wahrscheinlich auch aus Nervosität
überstürzt sind, erklärt es sich, daß die Verluste
der Franzosen bei diesen Gegenstürmen ganz unverhältnismäßig
größer sind als die unseren. Die Franzosen scheinen bereits
einen großen Teil ihrer Reserven eingesetzt zu haben. Ob die Heranziehung
frischer Truppen auf Kosten der Sicherheit anderer Frontabschnitte erfolgt
ist, läßt sich nicht beurteilen, denn wir haben ähnliche
erfolgreiche Vorstöße wie die jetzt aus der Champagne gemeldeten
schon vor Beginn der Offensive bei Verdun zu verzeichnen gehabt. Es ist
bemerkenswert, daß unser Angriff zwischen Somme-Py und Souain (halbwegs
zwischen diesen beiden Orten liegt das Gehöft von Navarin) zu einem
weit größeren Erfolg geführt hat als der vor zwei Tagen
unternommene Vorstoß der Franzosen. Unser Gewinn an Boden und Beute
ist erheblich größer. Es sei auch hervorgehoben, daß
der deutsche
Tagesbericht sagt, daß die Artilleriekämpfe "vielfach
größere Heftigkeit" erreicht haben. Dieser Umstand durfte
die Unsicherheit der Gegner ohne Zweifel erhöhen. Oder suchen sie
uns abzulenken?
Unsere rapiden Fortschritte nördlich von Verdun haben vermutlich
bei der Entwickelung der Ereignisse in der Woëvre-Ebene entscheidend
mitgewirkt. Die Franzosen stellen die Sache sogar so hin, als marschierten
sie aus freien Stücken und ohne verfolgt zu werden auf die Maashöhen
zurück, womit sie übrigens die strategischen Schwierigkeiten
anerkennen, in die sie durch den Angriff im Norden Verduns gebracht worden sind. Aber
jene Darstellung ist ebenso unrichtig wie die Behauptung, es handle sich
nur um die Zurückziehung kleiner vorgeschobener Deckungs-Abteilungen.
Die Woëvre-Front war den Franzosen bisher außerordentlich wichtig,
sonst hätten sie vor einem Jahr nicht wochenlang unter großen
Opfern versucht (in der Schlacht "zwischen Maas und Mosel")
gerade hier und zwar bei dem kürzlich erwähnten Ort Marcheville
durchzustoßen. Man läßt auch allein schon wegen der Moral
der Truppen ohne Zwang keine Stellung im Stich, an der man anderthalb
Jahre lang festgehalten hat. Der Rückzug zur Côte Lorraine
geht vielmehr vermutlich unter sehr heftigen Kämpfen vor sich. |