Der Weltkrieg am 15. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

800 Meter englische Stellung bei Ypern genommen

Großes Hauptquartier, 15. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Ypern nahmen unsere Truppen nach ausgiebiger Vorbereitung durch Artillerie- und Minenwerferfeuer etwa 800 Meter der englischen Stellungen. Ein großer Teil der feindlichen Grabenbesatzung fiel, ein Offizier und einige Dutzend Leute wurden gefangen genommen.
An der Straße Lens - Béthune besetzten wir nach erfolgreicher Sprengung den Trichterrand. Der Gegner setzt die Beschießung von Lens und seiner Vororte fort.
Südlich der Somme schlossen sich an vergebliche französische Handgranatenangriffe heftige, bis in die Nacht andauernde Artilleriekämpfe an.
Nordwestlich von Reims blieben französische Gasangriffsversuche wirkungslos.
In der Champagne erfolgte nach starker Feuervorbereitung ein schwächlicher Angriff gegen unsere neue Stellung nordwestlich von Tahure. Er wurde leicht abgewiesen.
Östlich der Maas lebhaftes Feuer gegen unsere Front zwischen Flabas und Ornes.
Ein nächtlicher Gegenangriff der Franzosen ist vor der ihnen entrissenen Stellung bei Obersept gescheitert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der Front der Armee des Generals Grafen v. Bothmer fanden lebhafte Artilleriekämpfe statt.
Bei Grobla (am Sereth, nordwestlich von Tarnopol) schoß ein deutscher Kampfflieger ein russisches Flugzeug ab; Führer und Beobachter sind tot.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein französischer Armeebefehl

Berlin, 15. Februar.
Ein Abdruck folgenden französischen Befehls wurde bei den Kämpfen südlich der Somme erbeutet, es kann also nicht daran gezweifelt werden, daß er tatsächlich erlassen wurde.

VI. Armee-Generalstab 2. Bureau. Armeehauptquartier 2. Juni 1915. Allgemeiner Befehl Nr. 153. Abschrift. Mit Entrüstung hat der Armeeführer erfahren, daß an einem Punkte der Front Unterhaltungen und manchmal sogar Austausch von Händedrücken mit Deutschen stattgefunden haben. Es fragt sich, ob es überhaupt möglich ist, daß ein Franzose so tief sinkt, um einen von diesen Banditen die Hand zu drücken, die überall Brand und Zerstörung verbreiten, die Frauen, Kinder und Greise morden, die verräterischerweise unsere Gefangenen töten, indem sie ihnen ins Kreuz schlagen, die unsere Verwundeten zu Tode quälen. Der Armeeführer befiehlt deshalb: 1. Jeder, der sich in eine Unterhaltung mit Deutschen einläßt, kommt vor ein Kriegsgericht, weil er
Verbindungen mit dem Feinde angeknüpft hat. 2. Jeder Unteroffizier oder Korporal, der aus Mangel an Achtsamkeit innerhalb seinem Befehlsbereichs solche pflichtwidrigen Handlungen geduldet hat, ist zu degradieren. 3. Jeder Offizier, der aus Mangel an Aufsicht zuläßt, daß sich seine Untergebenen bis zu solch schamlosen Handlungen erniedrigen, hat die allerschwersten Strafen zu gewärtigen. 

Unterschrift: General Dubois.

Für die Richtigkeit der Abschrift: Der Chef des Generalstabes gez. Brequard
3. h che C. A. E. M. 2. Bureau Nr. 2537.

General Dubois erniedrigt sich mit diesem Befehl zu der Tonart der übelsten Pariser Hetzblätter. Mehr kann man dieser Verunglimpfung der deutschen Soldaten nicht hinzufügen, man kann sie nur veröffentlichen, um den hohen französischen Offizier an den Pranger zu stellen. 1)

 

Französische Opfer ihrer Landsleute

Berlin, 15. Februar.
Auch im Monat Januar ist die Einwohnerschaft der von uns besetzten belgischen und französischen Gebiete durch das Feuer ihrer eigenen Landsleute und der Engländer wieder schwer getroffen worden. Eine sorgfältige Zusammenstellung dieser Verluste ergibt folgende Ziffern: tot sind 10 Männer, 13 Frauen und 12 Kinder; verwundet 28 Männer, 43 Frauen und 27 Kinder. Insgesamt sind während des vergangenen Monats im besetzten Gebiete also 133 Personen von ihren Landsleuten oder den Engländern getötet oder verwundet worden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fliegerbomben auf Mailand

Wien, 15. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien erhöhte Kampftätigkeit feindlicher Flieger ohne Erfolg.
Nordwestlich von Tarnopol wurde ein russisches Flugzeug durch einen deutschen Kampfflieger zum Absturz gebracht; Insassen sind tot.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Kärntner Front beschoß die feindliche Artillerie gestern unsere Stellungen beiderseits des Seisera- und Seebachtales (westlich Raibl). Um Mitternacht eröffnete sie ein heftiges Feuer gegen die Front zwischen dem Fellatal und dem Wischberg.
Bei Flitsch griffen die Italiener abends unsere neue Stellung im Rombongebiet an; sie wurden unter großen Verlusten abgewiesen. Die heftigen Geschützkämpfe an der küstenländischen Front dauern fort. Gestern früh belegte eines unserer Flugzeuggeschwader, bestehend aus elf Flugzeugen, den Bahnhof und Fabrikanlagen in Mailand mit Bomben. Mächtige Rauchentwicklung wurde beobachtet. Unbehindert durch Geschützfeuer und Abwehrflugzeuge des Feindes bewirkten die Beobachtungsoffiziere planmäßig den Bombenabwurf. Der Luftkampf wurde durchweg zu unseren Gunsten entschieden. Die feindlichen Flieger räumten das Feld. Außerdem belegten mehrere Flugzeuge eine Fabrik von Schio mit sichtlichem Erfolg mit Bomben. Alle Flugzeuge kehrten wohlbehalten zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Ein Fort von Erzerum durch die Russen besetzt

Petersburg, 15. Februar.
Amtlicher Bericht vom 14. Februar. Nach einer vorgestern in einem Fort der Festung Erzerum durch unsere Artillerie hervorgerufenen Explosion besetzten wir das Fort. Bei der Verfolgung der Türken machten wir von neuem zahlreiche Gefangene, erbeuteten 6 Geschütze und eine große Menge Munition.
1)

 

"Amiral Charner"
Der französische Kreuzer "Amiral Charner"

Der Untergang des Kreuzers "Amiral Charner"

Paris, 15. Februar. (Havas-Meldung.)
Der Verlust des Kreuzers "Amiral Charner" bestätigt sich. Man entdeckte in der Nähe der syrischen Küste ein Floß mit 15 Matrosen, von denen nur noch einer lebte. Dieser erzählte, daß die Torpedierung am 8. Februar um 7 Uhr vormittags stattfand und daß der Kreuzer in wenigen Minuten sank, ohne seine Boote aussetzen zu können.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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