Der Weltkrieg am 25. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß bei Neuville

Großes Hauptquartier, 25. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Flandern nahm unsere Artillerie die feindlichen Stellungen unter kräftiges Feuer. Patrouillen, die an einzelnen Stellen in die stark zerschossenen Gräben des Gegners eindrangen, stellten große Verluste bei ihm fest, machten einige Gefangene und erbeuteten vier Minenwerfer.
Der Templerturm und die Kathedrale von Nieuport, die dem Feinde gute Beobachtungsstellen boten, wurden umgelegt.
Östlich von Neuville griffen unsere Truppen im Anschluß an erfolgreiche Minensprengungen Teile der vordersten französischen Gräben an, erbeuteten 3 Maschinengewehre und machten über 100 Gefangene. Mehrfach angesetzte feindliche Gegenangriffe gegen die genommenen Stellungen kamen über klägliche Anfänge nicht hinaus; nur einzelne beherzte Leute verließen ihren Graben, sie wurden niedergeschossen.
Deutsche Flugzeuggeschwader griffen die militärischen Anlagen von Nancy und den dortigen Flughafen sowie die Fabriken von Baccarat an.
Ein französischer Doppeldecker fiel bei St. Benoit (nordwestlich von Thiaucourt) mit seinen Insassen unversehrt in unsere Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russische Vorstöße wurden an verschiedenen Stellen leicht abgewiesen.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Waffenstreckung in Montenegro

Wien, 25. Januar.
Die Blätter erhalten von informierter Seite eine Mitteilung, in welcher festgestellt wird, daß die Waffenstreckung in Montenegro ganz glatt durchgeführt ist und daß unsere Truppen nirgends auf Widerstand gestoßen sind. Montenegro ist tatsächlich bereits in unseren Händen, vor allem seine wichtigste Lebensader die Straße Niksic - Danilovgrad - Podgorica - Skutari. Die Bevölkerung hat unsere Truppen größtenteils sogar mit Sympathie begrüßt. Die Abreise Nikitas nach Rom und Lyon ändert für uns in keiner Weise die Sachlage. Es muß hervorgehoben werden, daß Nikita und seine Regierung bisher ihre Bitte um Frieden nicht zurückgezogen haben; es bleibt aber dahingestellt, ob Nikita nach seiner Flucht noch daran denkt, mit Österreich-Ungarn Frieden zu schließen. Für uns kann dies ganz gleichgültig sein, nicht gleichgültig jedoch für den König von Montenegro. Tatsächlich ist Montenegro aus den Reihen unserer Feinde geschieden, denn die Kapitulation kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Abreise Nikitas kann keinen wie immer gearteten Einfluß mehr auf die Entwicklung der militärischen Dinge auf der Balkanhalbinsel haben. Das Motiv seiner Abreise ist offenbar, dass die Entente, besonders der König von Italien, in Nikita drangen, keinen formellen Frieden zu schließen, da schon die Waffenstreckung Montenegros einen schlechten, niederschmetternden Eindruck in den Ländern des Vierverbandes hervorgerufen hat.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Glatter Verlauf der Entwaffnung in Montenegro

Wien, 25. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Gestern standen wieder verschiedene Teile unserer Nordostfront unter russischem Geschützfeuer. An vielen Stellen war die Aufklärungstätigkeit des Feindes sehr lebhaft.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front beschoß die feindliche Artillerie die Ortschaften Creto (Judikarien) und Caldonazzo (Suganatal).
Am Görzer Brückenkopf sind bei Oslavija wieder Kämpfe im Gange. Gestern abend war die Tätigkeit der italienischen Artillerie an der küstenländischen Front sichtlich lebhafter.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Entwaffnung des montenegrinischen Heeres geht nach wie vor glatt vonstatten. Überall, wo unsere Truppen hinkommen, liefern die montenegrinischen Bataillone unter dem Kommando ihrer Offiziere ohne Zögern ihre Waffen ab. Zahlreiche Abteilungen aus Gegenden, die noch nicht von uns besetzt sind, haben bei unseren Vorposten ihre Bereitwilligkeit zur Waffenstreckung angemeldet.
In Skutari erbeuteten wir 12 Geschütze, 500 Gewehre und 2 Maschinengewehre.
Alle aus feindlichem Lager stammenden Nachrichten über neue Kämpfe in Montenegro sind frei erfunden. Daß der König sein Land und sein Heer verlassen hat, bestätigt sich. In wessen Händen derzeit die tatsächliche Regierungsgewalt liegt, läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit feststellen, ist aber für das militärische Ergebnis des montenegrinischen Feldzuges völlig bedeutungslos.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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König Nikita in Lyon

Lyon, 25. Januar.
Der König von Montenegro ist mit dem Kronprinzen Danilo, dem Prinzen Peter, der Prinzessin Militza und Gefolge gestern nachmittag hier angekommen und im Hotel abgestiegen. Es fand großer Empfang statt.
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Eine neue amerikanische Note an England

Washington, 25. Januar. (Vom Vertreter von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Die Vereinigten Staaten haben der englischen Regierung durch den amerikanischen Botschafter in London eine Note überreichen lassen, in der Amerika Einspruch erhebt gegen jede Art von Anwendung des Gesetzes betreffend den Handel mit dem Feinde, durch die der amerikanische Handel betroffen werden könnte.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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