Der Weltkrieg am 23. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Eine feindliche Stellung bei Neuville genommen

Großes Hauptquartier, 23. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Neuville (nördlich von Arras) bemächtigten sich unsere Truppen nach einer erfolgreichen Minensprengung der vordersten feindlichen Stellung in einer Breite von 250 Metern; wir machten 71 Franzosen zu Gefangenen.
In den Argonnen besetzten wir nach kurzem Handgranatenkampf ein feindliches Grabenstück.
Militärische Anlagen östlich von Belfort wurden mit Bomben belegt. 
Die Lage auf dem östlichen und Balkankriegsschauplatz ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Adriahäfen Antivari und Dulcigno besetzt

Wien, 23. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Auf der Höhe Dolzok, nördlich von Bojan, am Pruth, sprengten wir vorgestern abend einen russischen Graben durch Minen in die Luft. Von der 300 Mann starken Besatzung konnten nur einige Leute lebend geborgen werden. In der Nacht von gestern auf heute vertrieben unsere Truppen den Feind in demselben Raume ans einer seiner Verschanzungen. Nordwestlich von Uscieczko ist eine von uns eingerichtete Brückenschanze seit längerer Zeit das Kampfziel zahlreicher russischer Angriffe. Fast jeden Tag kommt es zu Nahkämpfen. Die braven Verteidiger halten allen Anstürmen stand. Südlich von Dubno griff der Feind heute früh nach starker Artillerievorbereitung unsere Stellungen an. Er wurde mit schweren Verlusten zurückgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Tolmeiner Brückenkopf, im westlichen Abschnitte des Karnischen Kammes und an einzelnen Teilen der Tiroler Front fanden Geschützkämpfe statt. - Im Raume von Flitsch wurde ein Angriff einer schwächeren feindlichen Abteilung am Rombonhang abgewiesen. Einer unserer Flieger warf auf Magazine der Italiener in Borgo Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Waffenstreckung der Montenegriner nimmt ihren Fortgang. -An zahlreichen Punkten des Landes wurden die Waffen niedergelegt.
An der Nordostfront von Montenegro ergaben sich in den letzten Tagen über 1500 Serben.
Die Adriahäfen Antivari und Dulcigno wurden von unseren Truppen besetzt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. Januar.
An der Kaukasusfront im Zentrum Artilleriefeuer ohne Bedeutung. Am rechten Flügel Reitereigefechte.

 

König Nikita auf der Flucht

Brindisi, 23. Januar. (Agenzia Stefani.)
Der König von Montenegro mit Gefolge und dem Prinzen Peter ist hier angekommen. Sie werden die Reise nach Lyon fortsetzen. Prinz Mirko und drei Mitglieder der Regierung blieben in Montenegro auf ausdrücklichen Wunsch des Heeres, das den Kampf fortsetzt.
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Nikitas Friedensgesuch eine Hinterlist

Rom, 23. Januar. (Agenzia Stefani.)
Das montenegrinische Generalkonsulat veröffentlicht folgende Depesche, die ihm aus Brindisi von dem montenegrinischen Ministerpräsidenten Muschkovic zugegangen ist: Da die letzte Phase des Krieges in Montenegro weiter besprochen wird, dürfte es nützlich sein, dem Publikum folgendes mitzuteilen: Der Meinungsaustausch mit den österreichischen Militärbehörden war aus zwei Gründen nötig geworden: Erstens durch den Fall der Lowtschen-Stellungen, den wir zu vermeiden gehofft hatten, und zweitens durch den Einzug des Feindes in Cetinje. Die Schritte wegen eines Waffenstillstandes zielten einzig und allein dahin, Zeit zu gewinnen, um den Rückzug und die Fortschaffung der Armee auf Podgorica und Skutari zu sichern und zu vermeiden, daß die übrigen montenegrinischen Truppen, die sich an den anderen Fronten viel weiter von Podgorica entfernt befanden, abgeschnitten wurden, sowie um Zeit zu haben, die serbischen Truppen aus Podgorica und Skutari nach Alessio und Durazzo zu schaffen. Es ist sicher, daß auf diese Weise die österreichischen Truppen in ihrem Vormarsch um mindestens eine Woche aufgehalten wurden. Die Blätter ziehen im allgemeinen mit Absicht irrtümliche Schlüsse, aber die maßgebenden montenegrinischen Faktoren werden das Publikum bald über die Ereignisse, die sich in Montenegro abgespielt haben, aufklären können, Ereignisse, über die das Publikum unglücklicherweise sehr schlecht unterrichtet wurde. Die montenegrinische Armee unter dem Befehl des ehemaligen Ministerpräsidenten Generals Vukotic setzt den Kampf gegen den Feind fort, in der Absicht, sich mit der serbischen Armee zu vereinigen.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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