Der Weltkrieg am 22. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Artilleriekämpfe bei Smorgon und Dünaburg

Großes Hauptquartier, 22. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Ypern zerstörten wir durch eine Mine die feindlichen Gräben in einer Breite von 70 Metern.
Unsere Stellungen zwischen der Mosel und den Vogesen sowie eine Anzahl von Ortschaften hinter unserer Front wurden vom Feinde ergebnislos beschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Smorgon und vor Dünaburg Artilleriekämpfe.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die angeblichen Leistungen der englischen Flotte an der belgischen Küste

Berlin, 22. Januar.
Einer Reuter-Nachricht zufolge meldet der Befehlshaber des englischen Geschwaders an der belgischen Küste, Admiral Bacon, in einem Bericht.
1. Nur wichtige militärische und maritime Objekte der flandrischen Küste sind beschossen worden um die Zivilbevölkerung vor Menschenverlusten und Schaden zu bewahren.
2. Sechsmal sind große kombinierte Operationen ausgeführt worden.
3. wobei u. a. ein Torpedoboot,
4. 2 Tauchboote,
5. eine große Baggermaschine versenkt,
6. 3 militärische Fabriken vernichtet, die Hafenwerke von Zeebrügge erheblich beschädigt,
7. Werften und
8. Molen beschädigt,
9. und 13 schwere Geschütze vernichtet wurden.
10. Blutige Verluste des Feindes seien überdies groß.
11. Die englischen Verluste betragen 3 Patrouillenboote. Gesamtverluste der Engländer 34 Tote und 24 Verletzte.
Hierzu wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt: Zu
1. Die Absicht, nur militärische und .maritime Objekte der flandrischen Küste zu beschießen, mag vorgelegen haben, der tatsächliche militärische Erfolg blieb aus, denn es wurden fast nur Verluste der Zivilbevölkerung herbeigeführt.
2. Sechs große kombinierte Operationen sind den deutschen Streitkräften nicht zum Bewußtsein gekommen. Seit dem 23. November 1914 sind sechs schwächliche Versuche gemacht worden, die nicht einmal den Charakter einer scharfen Rekognoszierung erreichten.
3. Ein Torpedoboot ist im Nachtgefecht mit zwei Zerstörern gesunken, wobei der eine feindliche Zerstörer vom Kampfplatz weggeschleppt werden mußte, während unsere Leute sich mit eigenen Mitteln retteten.
4. Es ist kein Tauchboot durch die englischen Küstenangriffe verloren gegangen.
5. Es ist keine große Baggermaschine versenkt oder beschädigt worden.
6. Es ist keine militärische Fabrik vernichtet worden.
7. Die Hafenwerke von Zeebrügge sind völlig unbeschädigt geblieben.
8. Die Werften sind gänzlich unbeschädigt geblieben.
9. Die Treffer gegen die Granitmole in Zeebrügge waren ohne jede Wirkung und werden es auch in Zukunft sein.
10. Es ist kein einziges Küstengeschütz vernichtet oder beschädigt worden.
11. Die Verluste während des ganzen Jahres waren: 1 Mann tot, 4 Mann schwer verletzt, 2 Mann leicht verletzt.
Die hin und wieder gegen die Landstellungen von La Panne aus angestellten Schießversuche der englischen Monitoren sind hier als Schießübungen angesehen worden, die nur in seltenen Fällen eine Abstrafung durch unser Geschützfeuer verdienten.
Es gereicht zur Befriedigung, daß die englischen Verluste bedeutender sind, als wir selbst sie angenommen haben.
Zusammengefaßt: Admiral Bacon hat seine ergebnislose Tätigkeit wohl zu wirklichen Gefechtsereignissen aufbauschen müssen, wahrscheinlich um den mit England Verbündeten und dem englischen Volke die Untätigkeit der englischen Flotte zu verbergen, denn man kann nicht annehmen, daß der Kommandierende englische Admiral vor der belgischen Küste, Bacon, militärisch so urteilslos ist, daß er seine Erfolge nicht einzuschätzen verstände.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beginnende Entwaffnung der Montenegriner

Wien, 22. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres, die die Vorbedingung für weitere Friedensverhandlungen bildet, ist im Gange.
Die österreichisch-ungarischen Truppen traten zu diesem Zweck, jede Feindseligkeit unterlassend, den Vormarsch in das Innere des Landes an. Die montenegrinischen Soldaten haben, wo sie mit unseren Abteilungen zusammentreffen, die Waffen abzugeben und können, wenn dies ohne Widerstand geschieht, in ihren Heimatsorten unter angemessener Aufsicht ihrer Beschäftigung nachgehen. Wer Widerstand leistet, wird gewaltsam entwaffnet und kriegsgefangen abgeführt.
Eine solche durch militärische Gründe, sowie durch die Eigenart des Landes und seiner Bevölkerung bedingte Lösung wird am raschesten dem seit langen Jahren von Krieg heimgesuchten Montenegro den Frieden wiederzugeben vermögen.
Das montenegrinische Oberkommando wurde in diesem Sinne unterrichtet.
Russischer Kriegsschauplatz:
Gestern fanden an der ganzen Nordostfront Geschützkämpfe statt. Bei Berestiany in Wolhynien wiesen unsere Truppen russische Streifkommandos ab.
Heute in der Früh begann der Feind wieder mit seinen Angriffen gegen Teile unserer bessarabischen Front. Wir schlugen ihn zurück.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Tätigkeit der italienischen Artillerie war gestern an mehreren Abschnitten der küstenländischen und der Dolomitenfront lebhafter als in den letzten Tagen. Auch Riva wurde wieder aus schweren Geschützen beschossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Fliegerbomben auf Tenedos

Konstantinopel, 22. Januar. (Amtlicher Heeresbericht.)
Gestern hat eines unserer Wasserflugzeuge Tenedos überflogen und mit Erfolg Bomben auf den Flugzeugschuppen und die Lager des Feindes geworfen.
Gestern morgen hat ein feindliches Kriegsschiff eine Weile die Umgebung von Sed ül Bahr beschossen.
Von den anderen Fronten nichts Neues.
1)

 

Die Verteidiger von Kamerun

(Gouverneur Ebermaier auf spanischem Gebiet?)

London, 22. Januar. (Reuter-Meldung.)
Nach der Besetzung von Jaunde in Kamerun am 1. Januar wurden nach verschiedenen Richtungen Kolonnen ausgeschickt, um den Feind nach der Küste zu drängen und ihm den Rückzug nach spanischem Gebiet abzuschneiden. Eine dieser Kolonnen befreite 17 Engländer und 7 bürgerliche französische Gefangene sowie 3 französische Offiziere und Unteroffiziere. Bis zum 18. Januar liefen Berichte ein, daß die Deutschen Ebelowa und Akonolinga geräumt hätten. Der deutsche Gouverneur Ebermaier und der deutsche Kommandant Oberst Zimmermann erreichten das spanische Gebiet. Weiter südlich an der spanischen Grenze wird gekämpft. Dort trachten zwei kleine französische Kolonnen von der Küste und dem Französisch-Kongo den Feind zu verhindern, nach spanischem Gebiet auszuweichen.
Anmerkung! Falls tatsächlich der Gouverneur und der Kommandeur der Schutztruppen spanisches Gebiet erreicht haben, so ist voraussichtlich in allernächster Zeit eine amtliche deutsche oder spanische Meldung über den Gang der Ereignisse seit dem Fall von Jaunde zu erwarten. Bis dahin erscheint der ziemlich unklaren Reuter-Meldung gegenüber Mißtrauen geboten. Nach dem Inhalt der englischen Meldung ist jedenfalls anzunehmen, daß der Versuch, die deutschen Streitkräfte in der Richtung auf die Küste abzudrängen und ihren Übertritt auf spanisches Gebiet zu hindern, bisher nicht gelungen ist.
Paris, 22. Januar.
"Journal" meldet aus London:
Ein Telegramm aus Lagos berichtet, daß es den Deutschen seit einigen Wochen gelungen sei, vereinzelt in Spanisch-Guinea einzudringen, und daß sie dort Lager aufgeschlagen hätten, welche jetzt der bei Ngaundere (soll wohl Jaunde heißen) geschlagenen Truppe als Zuflucht dienten; ferner irrten feindliche Abteilungen ohne Munition im Süden von Kamerun umher, deren Übergabe bevorstehe. Aus diesen Nachrichten ergebe sich, daß die Eroberung dieser deutschen Kolonie vollendet sei.
"Journal" meldet weiter aus London:
Zwischen Madrid, London und Paris hat ein Meinungsaustausch über die Entwaffnung und Internierung deutscher Soldaten stattgefunden, welche sich nach Spanisch-Guinea geflüchtet haben. Der Regierung in Madrid ist mitgeteilt worden, daß die französisch-englischen Truppen den Feind auf spanischem Gebiet verfolgen würden, falls die spanischen Behörden nicht über genügende Hilfsmittel verfügten, um der spanischen Neutralität Beachtung zu verschaffen. Besprechungen hierüber sollen zwischen dem französischen Generalgouverneur von Äquatorial-Afrika und einem Vertreter von Spanisch-Guinea eingeleitet sein.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com