Anklagen
des griechischen Ministerpräsidenten gegen die Entente
Ministerpräsident
Skuludis
London,
23. Dezember.
Der Korrespondent des "Daily Chronicle", Donohoe, hatte
eine Unterredung mit dem griechischen Ministerpräsidenten Skuludis,
der sich in besonders bitteren Worten über die Alliierten beklagte.
Wenn Griechenland jetzt nicht an der Seite der Entente kämpfe, sei
das die Schuld der Staatsmänner und Diplomaten des Vierverbandes.
Man habe von Griechenland Opfer verlangt, anstatt ihm eine Belohnung zu
versprechen. Der Vierverband habe gewollt, daß Griechenland ihm
an den Dardanellen helfe, habe dem Lande aber ausdrücklich bedeutet,
daß es nach Konstantinopel nicht werde mitgehen dürfen. Griechenland,
sagte Skuludis, schuldet der französischen und englischen Kultur
viel mehr als der deutschen. Es hat der Entente ehrlich helfen wollen,
aber seine Hilfe wurde abgelehnt. Es warnte, als die Dardanellenexpedition
beginnen sollte, vor den Schwierigkeiten, wenn nach den Plänen der
Entente vorgegangen würde. In der letzten Zeit, fuhr der Ministerpräsident
fort, sind wir behandelt worden wie ein unterworfenes Volk. Die griechische
Regierung ist bis zur äußersten Grenze der Freundschaft, die
noch mit Neutralität vereinbar war, gegangen, und trotzdem ist dieser
Tage einer der Ententegesandten zu mir gekommen und hat mir in unverschämten
Worten erklärt, daß die Regierung die Versprechungen, welche
unser König gab, gebrochen habe. Das war unwahr. Ich fühlte
seine Worte als Beleidigung, sagte ihm das und warf ihm seinen schriftlichen
Protest vor die Füße. Meine Entrüstung ging so weit, daß
ich mich amtlich mit Grey und Briand in Verbindung setzte und ihnen ganz
offen in undiplomatischen Worten meine Meinung über den Protest sagte.
Jetzt stehen wir einer noch schrecklicheren Frage gegenüber. Wie
sollen wir verhindern, daß unser Land mit Blut überströmt
wird? Eine Partei der Kriegführenden ist schon da, die andere wird
rasch kommen. Die Deutschen und Österreicher können jeden Augenblick
einrücken. Genau genommen, haben sie das volle Recht, das zu tun,
da den Alliierten der Zugang zum Lande gestattet worden ist. Die Mittelmächte
können ihren Verbündeten, die Bulgaren, mitbringen. Was können
wir dagegen tun, wie den Einfall des Feindes aufhalten? Ich sehe es kommen,
daß Griechenland durch den wilden, mitleidlosen Krieg verwüstet
wird, nur weil die Alliierten grobe diplomatische und militärische
Fehler begangen haben. Skuludis sprach sodann die Hoffnung aus, daß
Griechenland ein Einfall der Bulgaren erspart bleiben möge. "Daily
Chronicle" bemerkt zu dem Interview, daß es nicht angehe, alle
Schuld für Griechenlands Haltung den Diplomaten der Alliierten in
die Schuhe zu schieben. Die plötzlichen Wendungen in der griechischen
Politik hätten es den Alliierten geradezu unmöglich gemacht,
mit Griechenland zu verhandeln. 1) |