Der Weltkrieg am 14. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Montenegriner bei Plevlje erneut zurückgetrieben

Großes Hauptquartier, 14. Dezember.
Westlicher und östlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz:
Südwestlich und südlich von Plevlje haben die österreichisch-ungarischen Truppen den Feind erneut zum Weichen gebracht. Dort und in den ostmontenegrinischen Bergen wurden etwa 2500 Gefangene eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Schatzsekretär v. Helfferich über den neuen Zehnmilliardenkredit

Schatzsekretär Dr. Helfferich
Schatzsekretär Dr. Helfferich 

Berlin, 14. Dezember.
Im Reichstage begründete Schatzsekretär Dr. Helfferich die neue Zehnmilliarden-Kreditvorlage.
Bezüglich der Kriegskosten bemerkte der Schatzsekretär: "Im August habe ich die täglichen Gesamtkosten des Krieges auf nahezu 300 Millionen geschätzt. Dies reicht heute nicht mehr aus. Meine Ziffern kommen jetzt mit 320 bis 330 Millionen aus. Die monatlichen Kriegskosten kommen damit hart an die 10 Milliarden Mark heran, die jährlichen Kosten auf nahezu 120 Milliarden Mark. Von diesen gewaltigen Kriegskosten entfällt auch heute noch etwas weniger als zwei Drittel auf unsere Feinde, etwas mehr als ein Drittel auf uns und unsere Verbündeten. In der Höhe der laufenden Kriegskosten hat England mit einem Tagesbedarf, der drüben selbst mit etwa 100 Millionen Mark angegeben wird, uns wohl endgültig überholt. Auch was den Gesamtbetrag der bisher aufgelaufenen Kriegskosten anlangt, dürfte England heute dicht vor uns an erster Stelle stehen. Sein Vorsprung wird sich rasch vergrößern."
Nach einem ausführlichen Vergleich der Verhältnisse der Geldbeschaffung bei uns und den Gegnern, namentlich in England, sagte der Schatzsekretär: "Wir wollen uns in aller Ruhe und Nüchternheit Rechenschaft davon geben, daß mit der englischen Finanz- und Wirtschaftsmacht die Grundlagen des englischen Weltreichs ins Wanken geraten. Deutschland steht zum Gelde anders. Wir können es vertragen, ärmer zu werden, und bleiben doch, was wir sind; ein verarmtes England heißt: finis Britanniae. Wir haben den 30jährigen Krieg, wir haben die napoleonischen Kriege überstanden. Wenn aber das britische Weltreich erst einmal in die Brüche gegangen ist, dann wird es in Jahrtausenden nicht wieder auferstehen; und dieses England spricht das frevelhafte Wort vom Erschöpfungskrieg. Wir wissen, daß wir das Nötige zum Leben und Kämpfen haben und haben werden. Der Feind soll wissen, daß wir auf jeden Überfluß verzichten, daß wir, wenn es nötig ist, lieber jede Not ertragen, als des Feindes Gebot. (Lebhaftes Bravo!) Er soll aber auch wissen, daß uns außerdem nach wie vor unser scharfes Schwert zur Verfügung steht und ein ungebrochener Kampfesmut und Siegeszuversicht. (Bravo!) Die Verantwortung allerdings für das Blut, das dann weiterhin fließt, für all die Not, die weiter über die Welt kommt, fällt auf jene, die sich nicht entschließen können, aus unseren Waffenerfolgen, die uns keine Welt mehr streitig machen kann, die Folgerung zu ziehen, uns das Recht auf die Sicherung unserer Zukunft zuzugestehen. Erschöpfungskrieg, meine Herren? Wir stehen fest wie gewachsener Fels in heimischem Boden. An den goldenen Pfeilern des britischen Weltreichs aber leuchtet in Flammenschrift, wie an Belsazars Palast, das "Mene tekel upharsin". (Wiederholter Beifall und Händeklatschen.)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 14. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Tätigkeit der Italiener in den Judicarien dauert fort. Einzelne kleinere Angriffe des Feindes wurden abgewiesen. Der an der Straße nach St. Peter gelegene Stadtteil von Görz stand wieder unter Artilleriefeuer.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Südlich von Plevlje erstürmten unsere Truppen die montenegrinischen Stellungen auf der Vrana Gora.
Im Raume nördlich von Berane brachten wir neuerlich 2300 Gefangene ein.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 14. Dezember.
An der Irakfront nimmt die Tätigkeit der feindlichen Artillerie bei Kut el Amara von Tag zu
Tag ab infolge unseres heftigen Gegenfeuers. Unsere Truppen näherten sich infolge geglückter Angriffe dicht der feindlichen Hauptstellung.
An der Kaukasusfront, mit Ausnahme von Scharmützeln der Vorposten, nichts von Bedeutung.
An der Dardanellenfront beschoß unsere Artillerie erfolgreich feindliche Stellungen bei Anaforta und feindliche Schiffe bei Kemikliliman und zwang sie, sich zu entfernen. Die feindliche Artillerie antwortete nicht. Bei Ari Burun Minenwerfertätigkeit und ein ziemlich heftiger, aber aussetzender Artilleriezweikampf. Bei Sed ül Bahr fand in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember gegen unseren rechten und linken Flügel ein Gefecht mit Bomben und Lufttorpedos statt. Unsere Artillerie beschoß eine feindliche Haubitzenbatterie und sprengte ein Munitionsdepot dieser Batterie in die Luft. Am l3. Dezember fand ein sehr heftiges Bombengefecht gegen unsere Laufgräben im Zentrum statt. Unsere Artillerie nahm erfolgreich Artilleriestellungen des Feindes unter Feuer und zerstörte ein Blockhaus und zwei Brücken über den Kerevisdere.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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