Der Weltkrieg am 9. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg auf dem Balkan
Blick auf Ochrida und den Ochridasee

 Der deutsche Heeresbericht:

Das bulgarische Vordringen an der albanischen Grenze

Großes Hauptquartier, 9. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Lebhafte Artilleriekämpfe an verschiedenen Stellen der Front, besonders in Flandern und in der Gegend der Höhe 193 nordöstlich von Souain.
Ein französisches Flugzeug wurde südlich von Bapaume zur Landung gezwungen; die Insassen sind gefangengenommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Abgesehen von einzelnen Patrouillengefechten ist nichts zu berichten.
Balkankriegsschauplatz:
Die Kämpfe südlich von Plevlje, südlich von Sjenica und bei Ipek werden mit Erfolg fortgesetzt.
Djakova, Debra, Struga und Ohrida sind von bulgarischen Truppen besetzt. Die Kämpfe am Vardar sind in günstigem Fortschreiten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Reichstag über Krieg und Frieden - Zwei Reden des Reichskanzlers - Sozialdemokratische Interpellation über Friedensmöglichkeiten

Bethmann Hollweg
Bethmann Hollweg
Scheidemann
Scheidemann
Landsberg
Landsberg

Berlin, 9. Dezember.
Der Reichstag trat heute wieder zusammen. Bei Beginn der Sitzung hielt der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg eine Rede, in der er einen Überblick über die Lage gab. Er sagte u. a.:
Durch die serbischen Siege ist die Donau frei geworden, die Verbindung mit der Türkei hergestellt. Heute stehen die Dardanellen fester denn je. Der offene Weg nach dem nahen Orient bedeutet einen Markstein in der Geschichte dieses Krieges.
Der Reichskanzler schilderte dann die günstige militärische Lage im Osten, Westen und an der italienischen Front und sagte: Von dem Umfang des gewaltigen Ringens gewinnt man einen Eindruck, wenn man bedenkt, daß die Franzosen allein in der Champagne nicht sehr viel weniger Truppen eingesetzt haben als die waren, mit denen Deutschland in den Krieg von 1870 gezogen ist. (Hört, hört!) Es gibt kein Wort, das tief genug empfunden wäre, um die Dankesschuld des Vaterlandes gegen unsere Krieger abzutragen, die trotz eines unerhörten feindlichen Trommelfeuers und in vielfacher zahlenmäßiger Unterlegenheit mit ihren Leibern dem Feinde einen Wall entgegengesetzt haben, den er nicht durchbrechen konnte. Unvergängliche Ehre dem Andenken aller, die dort ihr Leben für ihre Freunde gelassen haben.
Ausführlich legte der Redner dar, was Deutschland hinter der Front in Nordfrankreich, Belgien und den besetzten Teilen Rußlands geleistet. Er bemerkte dazu: Wohl nie in der Weltgeschichte ist in einem Kriege, wo Millionen vorn an der Front stehen, hinter der Front so viele Friedensarbeit geleistet worden. (Lebhaftes Bravo!) Diese Arbeit steht weder nach Hunnen aus noch nach Zerstörung. (Wiederholtes Bravo!)
Danach widerlegte der Reichskanzler die feindlichen Behauptungen von der wirtschaftlichen Erschöpfung Deutschlands, wobei er u. a. sagte: Wir haben genug an Lebensmitteln, wenn wir sie richtig verteilen. Das ist die grundlegende, die bestimmende Tatsache. Ich weiß wohl, welche Bürde von Sorgen und Entbehrungen viele deutsche Frauen mit ihren Kindern in dieser Zeit zu tragen haben, ich habe volle Bewunderung für das stille Heldentum ihres Kampfes, für das auch ihnen der Dank des Vaterlandes gebührt. Unsere Feinde bezahlen höhere Preise für die wichtigsten Lebensmittel, für Getreide und Kartoffeln. Unsere Feinde können sich beruhigen. Wir haben zwar keinen Überfluß, aber wir haben genug. (Beifall.)
Der Redner schloß: Wenn unsere Feinde sich jetzt den Tatsachen noch nicht beugen wollen, so werden sie es später müssen. Das deutsche Volk, unerschütterlich im Vertrauen auf seine Stärke, ist unbesiegbar. (Beifall.) Nein, meine Herren, wir lassen uns durch Worte nicht beugen, wir kämpfen den von unseren Feinden gewollten Kampf entschlossen weiter, um zu vollenden, was Deutschlands Zukunft von uns fordert. (Stürmischer, sich vielfach wiederholender Beifall und Händeklatschen, in welchem ein Zwischenruf des Abgeordneten Liebknecht untergeht.)
Das Haus trat in die Tagesordnung ein. Einziger Gegenstand der Tagesordnung war die Interpellation Albrecht und Genossen (Soz.):
Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, unter welchen Bedingungen er geneigt ist, in Friedensverhandlungen einzutreten?
Nachdem sich der Reichskanzler zur sofortigen Beantwortung bereit erklärt hatte, erhielt das Wort zur Begründung
Abgeordneter Scheidemann (Soz.). Er sagte u.a.: Alle Völker wollen den Frieden, aber wie Lord Courtney sagte, die verantwortlichen Staatsmänner wissen noch nicht, wie sie aus der Sackgasse herausfinden sollen. Vom Frieden kann und sollte zuerst der reden, dessen militärische Stellung und wirtschaftliche Stärke ihm gestatten, auch jede Mißdeutung seiner Bereitschaft als "Zeichen der Schwäche" mit ruhigem Kraftbewußtsein hinzunehmen. Demnach können wir und müssen deshalb vom Frieden reden. Meine Partei hat bei den verantwortlichen Stellen gegen die Eroberungspläne sofort entschiedene Verwahrung eingelegt. Annexionen volksfremder Gebiete verstoßen gegen das von uns vertretene Selbstbestimmungsrecht der Völker. Ebenso scharf aber weisen wir auch die gegen das Deutsche Reich und seine Verbündeten gerichteten Eroberungsabsichten der feindlichen Mächte zurück.
Den Gedanken einer Angliederung Elsaß-Lothringens an Frankreich, einerlei, in welcher Form sie erstrebt wird, lehnen wir ab. Die Frage unserer Volksernährung im Kriege ist eine Frage der Organisation und rücksichtsloser Entschlossenheit. Ebenso wie hier, haben sich auch die Hoffnungen der Gegner auf militärischen Zusammenbruch Deutschlands als unbegründet erwiesen. Es ist ein verbrecherisches Treiben, wenn die uns feindlichen Staatsmänner und Politiker ihren Völkern immer wieder vorgaukeln, daß die militärische Situation sich zu unseren Ungunsten wesentlich ändern könnte. Nach diesen unerschütterlichen Tatsachen sind wir es, die vom Frieden sprechen können und müssen. Die Worte der Thronrede, daß uns nicht Eroberungslust treibe, sollte man an keiner Stelle vergessen. Wenn der Reichsregierung sich die Möglichkeit bietet, einen Frieden zu schließen, der dem deutschen Volke die politische Unabhängigkeit, die Unversehrtheit des Reiches und die wirtschaftliche Entwicklungsfreiheit sichert, dann fordern wir, daß sie Frieden schließt.
In Beantwortung der Interpellation erklärte hierauf der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg u.a.: Bisher hat tatsächlich keiner unserer Feinde uns Friedensangebote gemacht, unsere Feinde haben es vielmehr als in ihrem Interesse gelegen angesehen, uns - ich habe darauf vorhin hingedeutet - fälschlich Friedensangebote anzudichten. Beides hat denselben Grund: eine Selbsttäuschung sondergleichen, die wir nur verschlimmern würden, wenn wir mit Friedensangeboten kämen (Lebhafte Rufe: Sehr wahr!), statt daß sie uns kommen. Wenn ich über unsere Friedensbedingungen sprechen soll, muß ich mir zuerst die Friedensbewegungen unserer Feinde ansehen. "Statesman", ein als gemäßigt bekanntes Blatt, enthält unter den Friedensbedingungen die Rückgabe Elsaß-Lothringens, Vernichtung des preußischen Militarismus, Vertreibung der Türken aus Europa usw. Ein früherer Minister verlangt die Abtretung des ganzen Gebiets links des Rheins. Es bleibt eben alles beim alten. Deutschland muß vernichtet werden. So klingt es aus der französischen Presse heraus. Noch immer wird Elsaß-Lothringen gefordert. Hanotaux hat noch ganz kürzlich im "Figaro" im Gegensatz zu der sonst üblichen Legende von dem "überfallenen Frankreich" das offene Bekenntnis abgelegt, Frankreich habe den Krieg gemacht, um Elsaß-Lothringen zu erobern. (Hört, hört!) Völlig entscheidend ist aber: Mister Asquith - auch darauf hat der Vorredner schon hingewiesen - hat in seiner Guildhallrede verkündet, seine Kriegsziele seien noch dieselben wie beim Ausbruch des Krieges: die Freiheit der kleinen Völker und die Vernichtung des Militarismus. Briand hat erklärt, Frankreich würde das Schwert nicht in die Scheide stecken, bevor nicht der deutsche oder preußische Militarismus niedergekämpft ist. Der englische Kolonialminister will in Elsaß und in Polen die Durchführung des Nationalitätenprinzips. Es wird ganz interessant sein aus England zu hören, was nach dem Nationalitätenprinzip z. B. aus Indien und Ägypten werden müßte. (Große Heiterkeit und Beifall.) Briand will außer der Wiederherstellung Serbiens und Belgiens unter allen Umständen Elsaß-Lothringen haben. Sasonow hat ziemlich deutlich auf Konstantinopel hingewiesen.
Ich kann aber auch nicht ihre Forderungen etwa als Bluff ansehen, um sie nicht ernst zu nehmen. Unter der Protektion der Regierungen hat man die Völker von Anfang an über die Wirklichkeiten getäuscht. Nun sieht man, daß mit alledem keine Siege erfochten werden. Man hat eine Reihe militärischer und diplomatischer Niederlagen erlitten. Aber das Ceterum ceseo, daß Deutschland zertrümmert werden soll, soll trotzdem nicht aufgegeben werden man hat sich so fest darauf verbissen, daß man davon nicht mehr los kann, und deshalb will man weitere Hunderttausende auf die Schlachtbank führen.
Wenn einmal die Geschichte die Schuld an dem ungeheuerlichsten aller Kriege erwiesen hat, dann wird sie das entsetzliche Unheil aufdecken, daß Haß, Verstellung und Unkenntnis angerichtet haben. (Hört, hört! links.) Solange die Verstrickung von Schuld und Unkenntnis bei den feindlichen Machthabern besteht und ihre Geistesverfassung die feindlichen Völker beherrscht, wäre ein Friedensangebot von unserer Seite eine Torheit (lebhafte Zustimmung), die die Kriegsdauer nicht verkürzt, sondern verlängert. (Zustimmung.) Erst müssen die Masken fallen! Noch wird der Vernichtungskrieg gegen uns gepredigt. Damit müssen wir rechnen. Mit Theorien mit Friedensäußerungen von unserer Seite kommen wir nicht vorwärts. (Zuruf des Abg. Liebknecht: Eroberungspläne!) Kommen Friedensangebote, die der Würde und der Sicherheit Deutschlands entsprechen, so sind wir jederzeit bereit, sie zu diskutieren. (Liebknecht: Eroberungspläne!) In dem vollen Bewußtsein der großen, von uns erstrittenen und unerschütterlich dastehenden Waffenerfolge lehnen wir jede Verantwortung für die Fortsetzung des Unheils ab. (Zuruf des Abgeordneten Liebknecht: Eroberungspläne!) (Heftiger Widerspruch rechts. Rufe: Raus! Zurufe: Steckt den Kerl ins Irrenhaus!) Es soll nicht heißen, daß wir den Krieg nur um einen Tag verlängern wollen, weil wir noch dieses oder jenes Faustpfand dazu erobern wollen. In meinen früheren Reden habe ich auf die allgemeinen Kriegsziele hingewiesen. Ich kann auch heute nicht auf Einzelheiten eingehen, ich kann nicht sagen, welche Garantien die kaiserliche Regierung z. B. in der belgischen Frage fordern wird, welche Machtunterlagen sie für diese Garantie fordern muß. Aber auch eins sollen sich unsere Feinde selber sagen: je länger und erbitterter sie den Krieg führen, um so mehr wachsen unsere Garantien. (Stürmisch anhaltender Beifall.) Wenn unsere Feinde für alle Zukunft eine Kluft zwischen Deutschland und der übrigen Welt aufrichten wollen, dann sollen sie sich nicht wundern, daß auch wir unsere Zukunft danach einrichten. (Lebhafte Zustimmung und anhaltender Beifall.) Weder im Osten noch im Westen dürfen unsere Feinde von heute über Einfallstore verfügen, durch die sie uns von morgen ab erneut und schärfer als bisher bedrohen. (Abermalige Zustimmung, erneut einsetzender stürmischer, langanhaltender Beifall im ganzen Hause, auch auf den Tribünen.) Es ist ja bekannt, daß Frankreich seine Anleihe an Rußland nur unter der ausdrücklichen Bedingung gegeben hat, daß Rußland seine polnischen Festungen und Eisenbahnen gegen uns ausbaut (Sehr richtig!), und ebenso ist es bekannt, daß England und Frankreich Belgien als ihr Aufmarschgebiet gegen uns betrachteten. (Sehr richtig!) Damit müssen wir uns politisch und militärisch und wir müssen auch wirtschaftlich die Möglichkeit unserer Erhaltung sichern. (Lebhafte Zustimmung.) Was dazu nötig ist, muß erreicht werden. (Zustimmung.) Ich denke, es gibt im deutschen Vaterlande niemand, der nicht diesem Ziele zustrebt. (Hört, hört! links, Sehr richtig !) Welche Mittel zu diesem Zwecke nötig sind, darüber müssen wir uns die Entscheidung vorbehalten. Wie ich schon am 19. August dieses Jahres gesagt habe: wir sind es nicht, die die kleinen Völker bedrohen; nicht um fremde Völker zu unterjochen, führen wir diesen uns aufgezwungenen Kampf, sondern allein um die Zukunft unseres Lebens und unserer Freiheit.
(Zuruf des Abg. Liebknecht : Es ist nicht wahr! Große Unruhe und Rufe: Raus! Zurufe des Abg. Liebknecht: Staatsinteressen! Eroberungen!) Für die deutsche Regierung ist dieser Kampf dasselbe, was er von Anfang an war und was in allen unseren Kundgebungen unverändert festgehalten wurde: der Verteidigungskrieg des deutschen Volkes! Dieser Krieg darf nur mit einem Frieden beendet werden, der nach menschlichem Ermessen Sicherheit gegen seine Wiederkehr bietet. Darin sind wir alle einig. (Zuruf des Abg. Liebknecht: Nein.) Das ist unsere Stärke. (Braufender Beifall im Hanse und auf den Tribünen.) (Zuruf des Abg. Liebknecht: Eroberungspolitik!)
Das Haus tritt in die Besprechung der Interpellation ein. Im Namen sämtlicher bürgerlichen Parteien erklärte
Abg. Dr. Spahn (Zentrum): Die Beendigung dieses uns aufgedrungenen Krieges wünschen auch wir. Wir blicken dabei voll Bewunderung und Dankbarkeit auf den ununterbrochenen Siegeszug aller unserer Truppen, die in Gemeinschaft mit unseren tapferen österreichisch-ungarischen, bulgarischen und türkischen Verbündeten von Erfolg zu Erfolg schreiten, ihre ruhmreichen Fahnen weit in Feindesland hineingetragen und soeben das serbische Heer zertrümmert haben. Wir vertrauen auf die unbeugsame, allen Angriffen unserer Feinde gewachsene und überlegene Stellung unserer Heere in Ost und West, die uns mit unseren Verbündeten den vollen Erfolg des Krieges verbürgen. (Lebhafter Beifall.) Wir blicken auf die nicht zu erschütternde wirtschaftliche und finanzielle Kraft unseres Volkes und Landes, die uns Ernährung und Rüstung ausreichend sichert. Mögen unsere Feinde sich erneut zum Ausharren im Kriege verschwören, wir warten in voller Einigkeit mit ruhiger Entschlossenheit, und lassen Sie mich einfügen, in Gottvertrauen die Stunde ab, die Friedensverhandlungen ermöglicht, bei denen für die Dauer die militärischen, wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Interessen Deutschlands im ganzen Umfang und mit allen Mitteln einschließlich der dazu erforderlichen Gebietserwerbungen gewagt werden müssen. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen bei den bürgerlichen Parteien.)
Den Schluß der Besprechung bildete eine Rede des
Abg. Landsberg (Soz.): welcher u. a. sagte: Der Reichskanzler hat im Vertrauen darauf, daß die militärische Lage Deutschland vor Mißdeutungen schützt, seine Bereitwilligkeit zum Abschluß eines ehrenvollen Friedens ausgesprochen. Von unbilligen Bedingungen, die er dem Gegner zu ertragen zumutet, habe ich aus seiner Rede nichts vernommen, und das ist für mich das Entscheidende. In der französischen Deputiertenkammer ist neulich gesagt worden, Frankreich habe nicht die Absicht, sich auf Kosten Deutschlands zu bereichern, nur Elsaß-Lothringen wolle man selbstverständlich zurücknehmen. Ich will erklären, daß wir für solche Ausführungen einfach kein Verständnis haben. (Lebhafter Beifall.) Es wird Aufgabe der deutschen Regierung sein, dafür zu sorgen, daß gewisse Hoffnungen auf eine Wiedereroberung von Elsaß-Lothringen völlig vernichtet werden. (Lebhafter Beifall.)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Montenegriner bei Berane zurückgeschlagen

Wien, 9. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die vergeblichen Angriffsunternehmungen der Italiener gegen einzelne Abschnitte unserer Front im Görzischen dauern fort. Solche Angriffe wurden bei Oslavija, am Monte San Michele und bei San Martino abgeschlagen. Bei Dolje (nordwestlich von Tolmein) verbesserten unsere Truppen ihre Stellung durch Eroberung eines feindlichen Frontstückes. In Südtirol beschießt die italienische Artillerie einzelne Stellungen in unseren befestigten Räumen von Lardaro und Riva.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Auf den Höhen südöstlich von Plevlje wurden montenegrinische Banden zersprengt. Im Grenzgebiet nördlich von Berane haben wir den linken Flügel der Montenegriner zum Weichen gezwungen. Auch die Kämpfe gegen den rechten Flügel verlaufen erfolgreich. Auf den Höhen westlich von Ipek warfen wir serbische Nachhuten. Zahl der gestern eingebrachten Gefangenen: 2 Offiziere und etwa 1000 Mann.

 Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Eines unserer Unterseeboote hat am 7. Dezember vormittags im Dringolf einen albanischen Motorsegler, auf dem sich 30 serbische Militärflüchtlinge mit Gewehren, 4 Geschützen und Munition befanden, festgenommen und nach Cattaro eingebracht.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 9. Dezember.
An der Irakfront nimmt der Widerstand des Feindes merklich ab. Unsere Truppen schlugen die Ausfallsversuche der Engländer blutig zurück. Sechs von uns erbeutete Flugzeuge sind ausgebessert worden und werden jetzt gegen den Feind benutzt.
An der Kaukasusfront griff der Feind unsere westliche Truppenabteilung bei Aleschgerd an, wurde aber zurückgeworfen. An anderen Teilen der Front fanden nur unbedeutende Erkundungskämpfe statt.
An der Dardanellenfront bei Anaforta eröffnete die feindliche Artillerie auf dem Lande und vom Meere her das Feuer nach verschiedenen Richtungen. Unsere Artillerie antwortete, zerstreute feindliche Truppenansammlungen und jagte Transportschiffe in seichte Stellen der Bai von Kemikliliman. Bei Ari Burun auf dem rechten Flügel fand ein heftiger Kampf mit Bomben statt unter Beteiligung eines feindlichen Kreuzers. 1 Panzerschiff, 1 Monitor, 1 Torpedoboot und 1 Ponton des Feindes eröffneten das Feuer zu einer bestimmten Zeit nach vielen Richtungen. Unsere Artillerie antwortete, zerstörte einen Teil der feindlichen Schützengräben und zwang den feindlichen Monitor, sich zu entfernen, nachdem sie ihm zwei Treffer beigebracht hatte. Bei Sed ül Bahr fand der gewöhnliche Artilleriekampf statt. Der Feind richtete Lufttorpedos in größere Zahl als sonst gegen unseren linken Flügel. Ein Monitor begann das Feuer gegen diesen Flügel. Unsere Artillerie zerstörte durch heftiges Feuer einige Bomben- und sonstige Munitionsniederlagen der feindlichen Artillerie. Am 8. Dezember beschädigte unsere Artillerie ein englisches Flugzeug, das bei Akbach in Flammen aufging. Das Flugzeug und der Flieger verbrannten vollständig.

 

Ersuchen um Abberufung der deutschen militärischen Attaches in Washington

Berlin, 9. Dezember.
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat der deutschen Regierung den Wunsch ausgesprochen, den Militärattache und den Marineattache der Deutschen Botschaft in Washington abzuberufen.
Da Einzelheiten über die Gründe des Ersuchens der amerikanischen Regierung noch ausstehen, liegt die Möglichkeit noch nicht vor, nachzuprüfen, welche Gründe die amerikanische Regierung zu diesem Schritte bewogen haben.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com