Der Weltkrieg am 2. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Einzug von österreichisch-ungarischen Truppen in Plevlje
Einzug von österreichisch-ungarischen Truppen in Plevlje

 Der deutsche Heeresbericht:

Boljanic, Plevlje und Jabuka in Montenegro besetzt

Großes Hauptquartier, 2. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Außer Artillerie- und Minenkämpfen an verschiedenen Stellen der Front keine besonderen Ereignisse.
Nordwestlich von St. Quentin fiel ein wegen Motorschadens niedergegangener Doppeldecker mit zwei englischen Offizieren in unsere Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.
Die Schilderung des russischen Tagesberichts vom 29. November über Kämpfe bei Illuxt- Kasimirski ist frei erfunden.
Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer wurden vorgehende schwache Abteilungen der Russen von den Vorposten abgewiesen.
Balkankriegsschauplatz:
Westlich des Lim wurden Boljanic, Plevlje und Jabuka besetzt. Südwestlich von Mitrovica wurden 4000 Gefangene und 2 Geschütze eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Einzug der k. u. k. Truppen in Plevlje

Wien, 2. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener erneuerten ihre Angriffe auf den Brückenkopf von Tolmein und auf unsere Bergstellungen nördlich davon. Vor dem Mrzli Vrh brachen drei, vor dem Bergrücken nördlich von Dolje zwei Vorstöße des Feindes zusammen. Im Tolmeiner Becken zerstört die italienische Artillerie die Ortschaften hinter unserer Front. Der Brückenkopf stand stellenweise wieder unter Trommelfeuer und wurde von sehr starken Kräften mehrmals vergeblich angegriffen. Bei Oslavija versuchte die feindliche Infanterie unter dem Schutze des Nebels durchzubrechen; Abteilungen unseres Infanterieregiments Nr. 57 schlugen hier drei Stürme ab. Sonst kam es zu keinen größeren Infanteriekämpfen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Heute früh sind wir in Plevlje eingerückt. Die Einnahme der Stadt war das Ergebnis hartnäckiger Kämpfe. Die über den Metalkasattel vordringende Kolonne hatte gestern den Feind bei Boljanit geworfen, die über Priboj anrückende Gruppe die Höhen nördlich von Plevlje gestürmt, eine dritte die Montenegriner bei Jakuba vertrieben.
Unsere Truppe wurde von der mohammedanischen Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Der Rückzug der Montenegriner ging zum Teil fluchtartig vor sich. Südwestlich von Mitrovica brachte ein österreichisch-ungarisches Halbbataillon 4000 serbische Gefangene, 2 Geschütze und 100 erbeutete Pferde ein.
Die Bulgaren setzten die Verfolgung auf Djakova fort.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Niederlage der Engländer an der Irakfront

Konstantinopel, 2. Dezember.
An der Irakfront verfolgen unsere Truppen den Feind energisch, um die Niederlage der Engländer zu vervollständigen. Wir haben festgestellt, daß die feindlichen Verluste in den Kämpfen vom 23. bis 26. November 5000 Mann übersteigen. Abgesehen davon, verlassen eine Reihe demoralisierter Offiziere und Soldaten ihre Truppenteile, um sich in die Umgegend zu retten. Der Feind hatte an einem einzigen Tage mit seinen Dampfschiffen ungefähr 2900 Verwundete fortgeschafft. Der politische Agent im englischen Hauptquartier Sir Komel befindet sich unter den Verwundeten. Da der Feind seinen Rückzug auch in dem stark befestigten Azizie nicht hat zum Stillstand bringen können, hat er versucht, sich mit seiner Nachhut und unter den. Schutze seiner Monitoren 15 Kilometer südwestlich dieser Örtlichkeit zu halten, aber durch einen in der Nacht vom 30. November zu 1. Dezember von uns unternommenen überraschenden Angriff wurde der Feind gezwungen, sich weiter in der Richtung auf Kut el Amara, 170 Kilometer südlich von Bagdad, zurückzuziehen. Wir fanden in der Stadt Azizie und ihrer Nachbarschaft viel Mundvorrat, Munition und verschiedenes Kriegsgerät. Unsere in die Umgebung entsandten Krieger erbeuteten etwa 100 Kamele des Feindes Die Tatsache, daß es dem Feinde nicht mehr gelang, auch nur einen kleinen Teil der Gegenstände und des Kriegsmaterials, das er im Stich ließ, anzuzünden, und daß er eine Menge von Gegenständen, die den Offizieren gehörten, und von technischen Ausrüstungsgegenständen nicht mehr mit sich führen konnte, ist ein Beweis für die Größe seiner Niederlage. Außerdem erbeuteten wir ein Kriegsmotorboot und einen eisernen Leichter, der mit Mundvorrat und Munition angefüllt war, sowie ein Flußschiff.
Wir stellten fest, daß der Feind auf seinem fluchtartigen Rückzuge mehrere Kisten Munition in den Tigris geworfen hatte.
Die Engländer teilten, um ihre Niederlage zu verheimlichen, der Bevölkerung in der Umgegend mit, daß sie einen Waffenstillstand mit uns geschlossen hätten, aber die schnelle Verfolgung durch unsere Truppen kennzeichnet dies als bloße Ausflucht. Von vier Flugzeugen, die wir dem Feinde abgenommen haben, wurden drei wiederhergestellt und führen jetzt über den feindlichen Reihen ihre Flüge aus.
An der Kaukasusfront ließ der Feind in der Gegend von Wan bei einem Gefecht am 30. November mit unseren fliegenden Abteilungen 250 Tote auf dem Kampfplatze zurück.
An der Dardanellenfront bei Anaforta nahmen unsere Patrouillen einen Teil der feindlichen Drahthindernisse und Gräben und machten einige Gefangene. Am 30. November eröffnete der Feind mit seinen Batterien zu Lande und zu Wasser ein Feuer nach verschiedenen Richtungen, das gewisse Zeit hindurch andauerte, aber wirkungslos blieb. Unsere Artillerie trat ebenfalls in Tätigkeit und nahm feindliche Soldaten, die ohne Deckung im Lager bemerkt worden waren, sowie Munitionswagen des Feindes aufs Korn. Die Munitionswagen wurden zerstört. Bei Ari Burun dauerte der Kampf der Artillerie, der Bombenwerfer und Maschinengewehrabteilungen an. Der Feind versuchte, die Schützengräben bei Kanlisirt, die in der letzten Zeit von uns zerstört worden waren, wiederherzustellen, wurde aber durch unser Feuer daran verhindert. Nachmittags eröffnete ein feindlicher Kreuzer das Feuer auf die Stellungen unseres linken Flügels, wurde aber durch das Gegenfeuer unserer Torpedoboote gezwungen, sich zu entfernen. Bei Sed ül Bahr fand ebenfalls gegenseitige Beschießung statt, die von Zeit zu Zeit nachließ. Unsere Artillerie brachte eine feindliche Batterie zum Schweigen, die die anatolische Küste der Meerenge zu beschießen versuchte. Nachmittags fielen Geschosse, die von einem feindlichen Panzer vom Typ "Agamemnon" in der Richtung auf Kilid Bahr abgefeuert wurden, auf ein dort gelegenes Hospital, töteten vier und verwundeten 20 Soldaten. Eines unserer Kampfflugzeuge nötigte ein feindliches Flugzeug, das Katepe überflog, zur Flucht.

 

Italiens Beitritt zum Septembervertrag der Entente

Rom, 2. Dezember.
Der Minister des Äußeren, Sonnino, erklärte in der gestrigen Kammersitzung, daß Italien in London seinen Beitritt zu einer gemeinsamen Erklärung der fünf Mächte unterzeichnet habe, durch die das zwischen Frankreich, Großbritannien und Rußland am 5. September 1914 getroffene Abkommen, dem sich Japan angeschlossen hatte, erneuert wurde. Das Abkommen betrifft die Verpflichtung, keinen Sonderfrieden zu schließen. Den Blättern zufolge ist die Unterschrift Italiens am 31. November erfolgt. In seiner Rede hat Sonnino auch Deutschland erwähnt, und zwar mit folgendem Satze: Nach unserer Kriegserklärung an Österreich-Ungarn notifizierte uns Deutschland, daß es seine Beziehungen zu Italien als abgebrochen betrachte.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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