Der Weltkrieg am 30. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg auf dem Balkan: Prizren
Prizren

 Der deutsche Heeresbericht:

Prizren von den Bulgaren genommen

Großes Hauptquartier, 30. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Gefechtstätigkeit blieb auf Artillerie-, Wurfminen- und Minenkämpfe an verschiedenen Stellen der Front beschränkt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff die Bahnanlagen von Ljachowitschi (südöstlich von Baranowitschi) an.
Balkankriegsschauplatz:
Bei Rudnik (südwestlich von Mitrovica) wurden feindliche Kräfte von Teilen der Armee des Generals v. Koeveß zurückgeworfen. Hier und westlich der Sitnica wurden von Truppen der Armee des Generals v. Gallwitz zusammen etwa 1000 Gefangene gemacht.
Bulgarische Kräfte haben am 28. November Prizren genommen. Sie brachten über 3000 Gefangene und 8 Geschütze ein.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Sechste Kriegstagung des Reichstages

Reichsschatzsekretär Dr. Helfferich
Dr. Helfferich

Berlin, 30. November.
Der Reichstag trat zu seiner sechsten Tagung seit Ausbruch des Krieges zusammen. Der Reichsschatzsekretär Dr. Helfferich begründete in einer ausführlichen Rede den Gesetzentwurf über vorbereitende Maßnahmen zur Besteuerung der Kriegsgewinne. Die Vorlage wurde darauf dem Haushaltsausschuß überwiesen.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue vergebliche Massenstürme der Italiener

Wien, 30. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Es zeigt sich immer mehr, daß die Italiener in diesen Tagen, koste es, was es wolle, am Isonzo, wenn möglich bei Görz, einen Erfolg erzwingen wollen. Gestern waren ihre Angriffe gegen die ganze Front zwischen Tolmein und dem Meere, mit besonderer Heftigkeit aber gegen unsere beiden Brückenköpfe und den Nordteil der Hochfläche von Doberdo gerichtet. Vorstöße gegen unsere Bergstellung nördlich von Tolmein brachen bald zusammen. Der Tolmeiner Brückenkopf stand nachmittags unter Trommelfeuer. Hierauf folgten drei starke Angriffe auf den nördlichen, mehrere schwächere auf den südlichen Abschnitt; alle wurden unter größten Verlusten des Feindes abgeschlagen. Ebenso erfolglos waren mehrere Angriffsversuche auf Plawa. Vor dem Görzer Brückenkopf sind sehr starke italienische Kräfte aller Fronten zusammengezogen. Zum Angriffe schritt der Feind gestern nur bei Oslavija. Er wurde geschlagen, nur ein schmales Frontstück wurde etwas zurückgenommen.
Görz erhielt nachts wieder etwa hundert schwere Bomben in das Stadtinnere.
Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo setzten nach vierstündiger Artillerievorbereitung Angriffe von besonderer Wucht und Zähigkeit gegen den Monte San Michele und den Raum von San Martino ein. Auf dem Monte San Michele schlug das Budapester Honvedinfanterieregiment Nr. 1 acht Massenstürme blutig ab. San Martino wurde dreimal in dichten Massen angegriffen, hier behauptete das Nagyvarader Honvedinfanterieregiment Nr. 4 in erbittertem Handgemenge seine Stellungen. Auch südwestlich des Ortes wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Südwestlich von Priboj warfen wir die Montenegriner gegen Plevlje zurück. An der montenegrinischen Grenze südwestlich von Mitrovica überfielen österreichisch-ungarische Truppen eine serbische Nachhut und nahmen ihr 210 Gefangene ab. Die Bulgaren nähern sich dem Becken von Prizren.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die serbische Regierung in Skutari

Skutari, 30. November. (Meldung der Agence Havas.)
Der serbische Ministerpräsident Paschitsch und die serbische Regierung sind hier, an dem künftigen Sitz der Regierung, am 28. November angekommen.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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