Der Weltkrieg am 24. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Mitrovica
Mitrovica

 Der deutsche Heeresbericht:

Mitrovica und Pristina genommen

Großes Hauptquartier, 24. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der englische Oberbefehlshaber hat versucht, die amtliche deutsche Richtigstellung, daß alle bei den Kämpfen um Loos am 8. Oktober beteiligten deutschen Truppen nicht, wie von englischer Seite behauptet, 7-8000, sondern 763 Mann verloren haben, anzuzweifeln. Wir haben auf ein solches Unterfangen nichts zu erwidern.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südöstlich von Riga fielen bei einem Vorstoß auf Bersemünde, der die Russen vorübergehend aus dem Orte vertrieb, 6 Offiziere, 700 Mann gefangen in unsere Hand, 2 Maschinengewehre wurden erbeutet.
Ein vorgeschobener Posten in Janopol (nördlich vor Illuxt) mußte sich vor einem russischen Angriff zurückziehen; durch Gegenangriff wurde das Gehöft wieder genommen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Vorstöße russischer Abteilungen nordöstlich von Czartorysk und bei Dubiscze (nordöstlich der Eisenbahn Kowel - Rowno) wurden abgewiesen; 50 Gefangene und 3 Maschinengewehre wurden eingebracht.
Balkankriegsschauplatz:
Mitrovica ist von österreichisch-ungarischen, Pristina von deutschen Truppen genommen. Die Serben sind westlich von Pristina über die Sitnica zurückgeworfen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe um den San Michele bei Görz

Wien, 24. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der Görzer Brückenkopf stand zwar auch gestern unter lebhaftem Geschütz- und Minenwerferfeuer. In Infanteriekämpfen trat jedoch eine Pause ein, da die Italiener nicht angriffen. Um so erbitterter wurde beiderseits des Monte San Michele gerungen. Nördlich des Berges drangen starke italienische Kräfte nachmittags in unsere Stellungen ein. Steierische Infanterie und Honveds schritten zum Gegenangriff und warfen den Feind nach wechselvollen, wütenden Nahkämpfen vollständig zurück. Mehrere Angriffe auf den Monte San Michele selbst und im Raume von San Martino wurden unter schwersten Verlusten der Italiener abgewiesen, Angriffsversuche gegen unsere Stellungen auf dem Monte dei sei Busi sofort durch Feuer erstickt. Gegen die Straßensperre bei Zagora warf der Gegner schwere Minenwerferbomben, die giftige Gase entwickelten. An der Tiroler Südfront wurde der Bahnhof und der alte Stadtteil von Riva wieder beschossen. Einer unserer Flieger belegte Baracken und Magazine von Ala mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der oberen Drina verlief der Tag ruhig. Bei Priboj haben sich unsere Truppen den Übergang auf das Südufer des Lim erkämpft. Südwärts von Novibazar dringen k. u. k. Streitkräfte gegen die montenegrinische Grenze vor. Die durch das Ibartal vorgehenden österreichisch-ungarischen Truppen warfen unter heftigen Kämpfen den Feind aus seinen Stellungen nordöstlich von Mitrovica und rückten in diese Stadt ein. Sie nahmen 700 Mann, unter ihnen 4 Offiziere, gefangen. Auch Pristina ist den Serben entrissen worden. Eine deutsche Kolonne drang von Norden her ein, eine bulgarische folgte von Osten.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)



Karte zum 1. Weltkrieg

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 24. November.
An der Irakfront nichts Wichtiges abgesehen von bedeutungslosen Plänkeleien zwischen unseren Vorposten und den feindlichen Truppen in der Gegend nördlich von Korna und am Tigris. Am 21. November erbeuteten wir ein englisches Flugzeug, das von uns heruntergeschossen wurde. Der Führer, der Majorsrang hatte, war leicht verwundet und wurde gefangengenommen.
An der Kaukasusfront Patrouillengefechte.
An der Dardanellenfront bei Anaforta und Ari Burun gegenseitiges Artilleriefeuer mit zeitweiligen Unterbrechungen und Bombenkämpfe. Bei Sed ül Bahr versuchte das Zentrum des Feindes am 21. November an unsere vorgeschobenen Gräben heranzukommen und sich in ihnen festzusetzen. Wir gingen zum Angriff über, vertrieben den Feind aus diesen Gräben und schlugen einen Gegenangriff, den er durchzuführen versuchte, vollständig ab. Am 23. November starker Artilleriekampf auf dem rechten Flügel. Unsere Artillerie zerstörte einen Teil der feindlichen Gräben. Im Zentrum heftiger Bombenkampf. Eine Mine, die der Feind auf dem linken Flügel zur Entzündung brachte, richtete keinen Schaden an.

 

Flucht der serbischen Regierung nach Skutari

London, 24. November. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Die "Times" erfährt aus Paris: Einem amtlichen Telegramm aus Prizen zufolge begibt sich die serbische Regierung nach Skutari.

 

Eine englische Niederlage in Mesopotamien

London, 24. November. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Das indische Amt teilt mit:
Britische Truppen eroberten nach einem heftigen Gefechte, welches den ganzen Tag dauerte, am Montag die türkische Stellung bei Ktesiphon, achtzehn Meilen von Bagdad. Sie nahmen 800 Mann gefangen und erbeuteten viele Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Die Engländer verloren 2000 Mann an Toten und Verwundeten. In der Nacht vom 23. auf den 24. November wurden Gegenangriffe der Türken erfolgreich zurückgeschlagen. Die Engländer mußten sich jedoch heute wegen Wassermangels zum Flusse zurückziehen, der drei oder vier Meilen unterhalb der eroberten Stellungen liegt.

Irak

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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