Der Weltkrieg am 6. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erneute französische Offensive in der Champagne abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 6. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Höhe nordöstlich Neuville wurde ein französischer Handgranatenangriff abgewiesen.
In der Champagne versuchten die Franzosen auch gestern, auf der bisherigen Angriffsfront die Offensive wieder aufzunehmen. Mit starkem Artilleriefeuer, das sich nachmittags zu größter Heftigkeit steigerte, glaubte der Feind unsere Stellung für den allgemein beabsichtigten Angriff sturmreif machen zu können, während er auf der ganzen Front seine Sturmtruppen bereitstellte. Unter unserem auf der feindlichen Ausgangsstellung liegenden Artilleriefeuer gelang es den Franzosen nur an einigen Stellen, ihre Truppen zum Sturm vorzubringen, und wo sie stürmten, wurden sie unter schweren Verlusten zurückgeworfen. So brachen die an der Straße Somme-Py - Souain mehrfach wiederholten Sturmanläufe gänzlich zusammen. Auch nördlich wie nordöstlich der Beau-Séjour-Ferme und nordwestlich von Ville-sur-Tourbe waren die Angriffe völlig erfolglos.
In dem englischen Bericht vom 1. 10. 15 wird behauptet, daß die Engländer im Luftkampf die Oberhand über unsere Flieger gewonnen hätten. Hierüber gibt folgende Zusammenstellung den besten Aufschluß:
Im Monat September sind an deutschen Flugzeugen verlorengegangen:
Im Luftkampf 3, vermißt 2, durch Abschuß von der Erde aus 2. Im ganzen 7 Flugzeuge.
Im gleichen Zeitraum verloren unsere Gegner, Engländer, Franzosen:
Im Luftkampf 4-11, durch Abschuß von der Erde aus 1-4, durch Landung in und hinter unserer Linie 3-7. Im ganzen 8 und 22, gleich 30 Flugzeuge.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Der Feind hat gestern zwischen Dryswjatysee und Krewo erneut zu größeren Angriffen angesetzt; sie sind abgeschlagen oder im Feuer zusammengebrochen. Anfangserfolge erzielte der Feind bei Kosjany und hart südlich des Wiszniewsees; durch Gegenangriffe wurde die Lage für uns unter schweren Verlusten für den Feind wiederhergestellt.
Heeresgruppen der Generalfeldmarschälle Prinz Leopold von Bayern und v. Mackensen:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
In der Gegend westlich von Czartorysk haben sich Kämpfe entwickelt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Deutschlands Einspruch gegen die Zulassung der Truppenlandungen in Saloniki

Berlin, 6. Oktober.
In einer halbamtlichen deutschen Kundgebung wird u. a. mitgeteilt:
Die griechische Regierung hat gegen die Verletzung ihrer Territorialhoheit durch England und Frankreich Protest erhoben; die Kaiserliche Regierung hat in Athen gegen die Zulassung der Landung protestiert, die mit der von Griechenland bei Beginn des Krieges verkündeten Neutralität in Widerspruch stehen würde. Die Antwort der griechischen Regierung auf die deutschen Vorstellungen liegt noch nicht vor.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abgewiesener italienischer Angriff

Wien, 6. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine Änderung.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf der Hochfläche von Vielgereuth wurde um Mitternacht ein starker italienischer Angriff, der stellenweise nahe an unsere Hindernisse herankam, restlos abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Oktober.
An der Dardanellenfront nichts von Bedeutung, außer gelegentlichem Feuer von beiden Seiten an einzelnen Stellen. Drei feindliche Torpedoboote näherten sich der Mündung des Kerevizdere und beschossen unseren linken Flügel; durch das Gegenfeuer unserer Batterien am asiatischen Ufer entstand an Bord eines Torpedobootes ein Brand, worauf die Boote sich entfernten.

 

Gemeinsames Ultimatum der Entente an Bulgarien

Sofia, 6. Oktober.
Am Montag, den 4.Oktober, zwischen 4 und 6 Uhr nachmittags, empfing der Ministerpräsident den Besuch der Vertreter Rußlands, Frankreichs und Großbritanniens. Die beiden ersteren überreichten ihm Noten, welche den Charakter eines Ultimatums tragen und in welchen sie der von Bulgarien proklamierten bewaffneten Neutralität und dem Zwecke der bulgarischen Mobilmachung eine gezwungene Auslegung gaben und unter Androhung des Abbruches der Beziehungen darauf bestanden, daß Bulgarien offen binnen 24 Stunden seine Beziehungen zu den Mittelmächten abbreche und die deutschen und österreichisch-ungarischen Offiziere entferne, die sich angeblich bei den verschiedenen Generalstäben der bulgarischen Armeen befinden. Der britische Vertreter überreichte eine kurze Verbalnote, wonach Großbritannien seine Beziehungen zu Bulgarien abbrechen werde, falls auf dem Balkan aus der Tatsache der bulgarischen Mobilmachung Feindseligkeiten ausbrächen.

 

Das russische Ultimatum an Bulgarien abgelaufen

Petersburg, 6. Oktober.
Die Petersburger Telegraphenagentur meldet:
Das russische Ultimatum an Bulgarien ist dem Ministerpräsidenten Radoslawow Montag, den 4. Oktober, um 4 Uhr nachmittags überreicht worden.

 

König Konstantin gegen Venizelos - Rücktrittsgesuch des griechischen Ministerpräsidenten

König Konstantin von Griechenland
König Konstantin
Ministerpräsident Venizelos
Venizelos

Paris, 6. Oktober.
Die Agence Havas erfährt, daß Ministerpräsident Venizelos gestern vom König empfangen wurde, der ihm erklärte, er könne der Politik des gegenwärtigen Kabinetts nicht bis zu Ende folgen. Venizelos habe dem König sein Abschiedsgesuch eingereicht.

 

Deutschland zur Entschädigung in der "Arabic"-Frage bereit

Washington, 6. Oktober.
Nachdem Graf Bernstorff das Staatsdepartement besucht hatte, teilte Staatssekretär Lansing mit, Deutschland gebe zu, daß der Angriff des Unterseebootes auf die "Arabic" den erteilten Instruktionen nicht entsprochen habe. Deutschland sei bereit, jedoch ohne Anerkennung einer Verpflichtung, eine Entschädigung für den Verlust an amerikanischen Menschenleben zu zahlen. In dem Schreiben, das Graf Bernstorff Staatssekretär Lansing überreicht habe, werde gesagt, die Befehle des Kaisers an die U-Boot-Kommandanten seien bestimmt, daß eine Wiederholung des Vorfalles ausgeschlossen sei. Die Frage der zu zahlenden Schadenvergütung in der Angelegenheit der "Arabic" wird in direkten Verhandlungen mit dem Grafen Bernstorff erledigt werden. In einem Briefe an Lansing teilt Graf Bernstorff mit, der Kommandant des Unterseebootes, das die "Arabic" versenkt habe, sei nach seinen und der Besatzung dienstlichen und eidlichen Aussagen fest davon überzeugt gewesen, daß die "Arabic" das Unterseeboot angreifen wollte. Die Kaiserliche Regierung habe anderseits den eidlichen Aussagen der englischen Offiziere der "Arabic", die das Unterseeboot nicht gesehen haben wollen, Glauben nicht versagen wollen und gebe danach zu, daß ein Rammversuch tatsächlich nicht vorgelegen habe. Der Angriff des Unterseebootes habe somit zu ihrem Bedauern den erteilten Instruktionen nicht entsprochen, was dem Kommandanten mitgeteilt worden sei.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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