Der Weltkrieg am 5. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreiche Kämpfe bei Loos

Großes Hauptquartier, 5. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Englische Handgranatenangriffe auf das Werk nördlich von Loos wurden wieder abgewiesen. Bei den vergeblichen Angriffen auf dieses Werk haben die Engländer außen den sonstigen sehr beträchtlichen Verlusten an Toten und Verwundeten über 80 Gefangene und 2 Minenwerfer in unserer Hand gelassen.
Das von den Franzosen an der Höhe nordwestlich Givenchy besetzte Grabenstück ist gestern zurückerobert, vier französische Maschinengewehre wurden dabei erbeutet.
In der Champagne lag stärkeres feindliches Artilleriefeuer auf der Stellung nordwestlich von Souain, wo auch Angriffsabsichten beim Feinde erkennbar waren. Unser Artilleriefeuer verhinderte ein feindliches Vorgehen.
Bei Vauquois kamen wir mit Minensprengungen dem Feinde zuvor; zahlreiche feindliche Minenstollen wurden abgequetscht. Feindliche Flieger bewarfen den Ort Biache St. Vaast nordöstlich Arras mit Bomben, ein Einwohner wurde getötet, sonst entstand kein Schaden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Nach ihren Niederlagen am 3. Oktober haben die Russen gestern die Angriffe gegen unsere Stellungen nur mit schwachen Abteilungen wiederholt; sie wurden leicht abgewiesen.
Russische Patrouillen tragen, wie einwandfrei festgestellt ist, zur Täuschung unserer Truppen deutsche Helme. Es ist selbstverständlich, daß solche russische Militärpersonen, wenn sie in unsere Hände fallen, nach dem Kriegsrecht behandelt werden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Schlachten bei Lille und Ypern

Großes Hauptquartier, 5. Oktbr.
Im Kampfgebiet unserer 6. und 4. Armee begann auf einer Front, die sich von Arras bis Nieuport hinzieht, das andauernde Feuer der Geschütze bereits am 20. September und steigerte sich bis zum 25. morgens zu unerhörter Heftigkeit. Die Engländer stießen aus ihrer verbreiterten Frontlinie mit besonderer Wucht in der Richtung auf Loos vor, um die Straße Lens-La Bassée zu gewinnen. Die Franzosen unterstützten den rechten englischen Flügel durch starke Angriffe mit Gasbomben und Handgranaten bei Souchez, wo sie ohnedies durch das Gelände begünstigt sind.
Der englische Angriff begann unmittelbar nach dem Trommelfeuer nördlich und südlich des Kanals von La Bassée mit starken Gaswellen, die in Abständen von etwa zehn Minuten losgelassen wurden. Der Wind war ihnen teilweise günstig. Man sah die Inder mit den rauchenden Töpfen herankommen und räumte ein paar vordere Stellungen, darunter das Dorf Loos, zum Teil aber trieb der Wind dem Feinde die eigenen Gaswellen ins Gesicht und brachte Verwirrung in seine Reihen. Die Dämpfe wurden schließlich so dicht, daß die Engländer jede Orientierung verloren. Als sie dann noch durch unsere Maschinengewehre, bei denen die Mannschaft trotz der Gase mit unerschütterlicher Festigkeit ausgeharrt hatte, überraschend Feuer erhielten, brach unter den Brigaden Kitcheners eine Panik aus. Nun funkte unsere Artillerie mit Kaliber 21 besonders treffsicher nach Loos hinein, sodaß die Gurkhas scharenweise zerrissen wurden. Darauf begann noch am Abend des ersten Angriffstages unser Gegenstoß und brachte uns einen Teil der aufgegebenen Stellung wieder zurück. Der englische Divisionsgeneral Bruce, der von seinen Truppen abgetrennt in einem unserer Unterstände Zuflucht gesucht hatte, um sich auszuruhen, wurde durch schlesische Freiwillige, die mit Handgranaten vorgingen, im Hohenzollernwerk gefangen genommen. Auch sonst wurden zahlreiche Gefangene gemacht. Engländer Schotten und Gurkhas durcheinander.
Die Franzosen haben bei Souchez, abgesehen von dem freiwillig geräumten Orte selbst, überhaupt nichts Wesentliches erreicht, wohl aber sehr blutige Verluste gehabt.
Bei Ypern, wo die Engländer den zweiten Hauptstoß angesetzt hatten, gelang es ihnen am 25. September, in die ersten Graben des sogenannten Ypernbogens, durch den wir die Stadt von Osten her umklammert halten, einzudringen. Unser Gegenangriff warf sie aus dem größeren Teil der besetzten Gräben hinaus und brachte uns sogar noch neuen Geländegewinn. Am Südteil des Bogens, gegen Hollebeke zu, war der englische Angriff eingeleitet worden durch eine große Minensprengung in der Breite von etwa 100 Metern. Am Abend des 25. September aber hatten wir den Trichter wieder besetzt und neben Gefangenen acht Maschinengewehre erbeutet. Am 29. gingen wir südlich der Straße Ypern-Menin vor, sprengten eine stark befestigte Höhe mit zwei Kompanien Engländern in die Luft und verbesserten unsere Front zu beiden Seiten dieses unangenehm vorgeschobenen Punktes wesentlich. Am 30. fanden starke Gegenstöße des Feindes am Sprengtrichter statt, die wir durch eine neue Sprengung vor der Höhe 60, südöstlich von Zillebeke beantworteten, sodaß wir den neuen Gewinn behaupteten.
Die Erfolglosigkeit der Beschießung von Zeebrügge und Westende durch Monitorgeschütze, die durch französische Land-Batterien von Nieuport aus unterstützt wurden, ist bekannt. Bei Dixmuiden und Steenstrate blieben die lokalen Kämpfe ohne Erfolg. Die englischen und belgischen Truppen dieses ganzen Nordabschnittes haben also vergebens ihre schweren Opfer gebracht.
2)

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Westfront 1915

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Streifungen an der Drinagrenze

Wien, 5. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine Änderung.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Lage an der Südwestfront ist unverändert. Auf den Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun hat der Feind seine Angriffe gestern nicht erneuert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen unternahmen von der Drinagrenze aus Streifungen auf serbisches Gebiet. Es wurden Gefangene eingebracht. Sonst keine besonderen Ereignisse.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die Antwort Bulgariens auf das Ultimatum

Sofia, 5. Oktober. (Meldung der Agence Bulgare.)
Die bulgarische Antwort auf das englisch-französisch-russische Ultimatum ist am nachmittag überreicht worden. Am Morgen ist seitens der bulgarischen Regierung den Vertretern des Vierverbandes die Antwort auf ihre Vorschläge vom 14. September mitgeteilt worden.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. Oktober.
Von der Dardanellenfront ist von Anaforta und Ari Burun nichts Wesentliches zu melden. Bei Sed ül Bahr feuerte die feindliche Artillerie am 3. Oktober gegen unseren linken Flügel etwa tausend Geschosse ab, ohne irgendein Ergebnis zu erzielen, und wurde dann durch die kräftige Erwiderung unserer Artillerie zum Schweigen gebracht. Eine von uns auf diesem Flügel gesprengte Mine fügte dem Feind schwere Verluste zu. Unsere Geschütze trafen einen auf die Dardanellen feuernden feindlichen Kreuzer zweimal und zerstörten seinen Panzer. Unsere Batterien auf dem asiatischen Ufer beschossen am 3. Oktober ein Schleppschiff und die Landungsstelle des Feindes bei Sed ül Bahr und verursachten ihm schwere Verluste, das Gegenfeuer des Feindes blieb ohne Wirkung.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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