Der Weltkrieg am 23. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Eine russische Stellung bei Walowka genommen - Der russische Widerstand bei Oschmjana und Subotniki gebrochen

Großes Hauptquartier, 23. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Begünstig durch die klare Witterung, herrschte auf der ganzen Front sehr rege Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien und der Flieger.
Ein anscheinend gegen die Kirchhofstellung von Souchez beabsichtigter Angriff kam in unserem Feuer nicht zur Durchführung.
Ein feindliches Flugzeug stürzte in unserem Feuer nördlich von St. Menehould brennend ab; ein anderes mußte nach Luftkampf südöstlich von Vouziers landen, die Insassen sind gefangengenommen. Über Pont-à-Mousson schoß ein deutscher Flieger im Kampf mit zwei Franzosen den einen ab; das Flugzeug stürzte brennend zwischen der deutschen und französischen Linie nieder.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südwestlich von Lennewaden ist der Kampf noch nicht abgeschlossen; bei unserem Gegenangriff wurden gestern 150 Gefangene gemacht. Auch westlich von Dünaburg gelang es, in die russische vorgeschobene Stellung einzudringen; 17 Offiziere, 2105 Mann, 4 Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Gegenangriffe gegen die von uns südwestlich von Dünaburg genommenen Linien wurden abgewiesen. Der Widerstand der Russen von nördlich von Oschmajana bis östlich Subotniki (an der Gawia) ist gebrochen; unsere Truppen folgen dem weichenden Gegner, der über 1000 Gefangene zurückließ.
Der rechte Flügel kämpft noch nördlich von Nowo-Grodek.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Westlich von Walowka wurde die russische Stellung genommen. Dabei wurden 3 Offiziere, 380 Mann gefangengenommen und 2 Maschinengewehre erbeutet. Weiter südlich ist die Lage unverändert.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Nordöstlich und östlich von Logischin wird weiter gekämpft.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die schweren Kämpfe in Wolhynien

Wien, 23. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An der Front in Ostgalizien verlief der Tag im allgemeinen ruhig. Es fanden nur Kämpfe vorgeschobener Abteilungen statt. An der Ikwa und am Styr kam es an mehreren Stellen zu heftigeren Kämpfen. So wurden südöstlich von Nowo-Poczajew zwei russische Angriffe blutig zurückgeschlagen. Ein feindliches Infanterieregiment, das nachts nahe der Ikwamündung über den Styr vorgedrungen war, mußte nach einem von unseren Truppen durchgeführten Gegenangriff unter großen Verlusten auf das Ostufer zurückgehen.
Unsere bisher östlich Luck befindlichen Abteilungen wurden in die Stellungen am Westufer des Styr zurückgenommen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Tiroler Grenzraume fanden mehrere kleinere Kämpfe statt. Angriffe schwächerer italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und östlich von Condino wurden abgewiesen.
Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen wieder unter dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie.
Unsere tapfere Besatzung des Monte Coston, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Grenzberg monatelang gegen einen der Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räumte heute zeitig früh ihre nun von mehr als zehnfacher Übermacht angegriffene und fast umschlossene Stellung.
Die Artilleriekämpfe im Dolomitengebiete dauern mit großer Heftigkeit fort.
An der Kärntner Front versuchte vorgestern abend eine Alpiniabteilung am Monte Peralba durchzubrechen; sie wurde mit Verlusten heruntergeworfen.
An der küstenländischen Front beschränkt sich die Tätigkeit unserer Truppen auf Geschützfeuer und einige erfolgreiche Unternehmungen des Stellungskrieges.
Heute läuft der vierte Monat des Krieges gegen Italien ab. Der Feind raffte sich in diesem Monat zu keiner Kampfhandlung großen Stils auf, sondern führte nur gegen einzelne Abschnitte Angriffe mit Kräften bis zur Stärke mehrerer Infanteriedivisionen - alles vergebens; unsere Front steht fester denn je.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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