Der Weltkrieg am 11. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Skidel, Niekrasze und Lawna erstürmt

Großes Hauptquartier, 11. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Am Hartmannsweilerkopf wurden die am 9. September gestürmten Gräben gegen zwei französische Angriffe behauptet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
In den Gefechten südöstlich von Friedrichstadt und östlich von Wilkomierz sind weitere 1050 Gefangene gemacht und 4 Maschinengewehre erbeutet worden.
Auf der Front zwischen Jeziory und Zelwa (an der Zelwianka) leisten die Russen noch hartnäckigen Widerstand; sie versuchen durch Gegenstöße starker Kräfte unseren Angriff aufzuhalten. Skidel und das nordwestlich davon gelegene Niekrasze konnten erst nach hin- und herwogenden Kämpfen von uns in der Nacht endgültig erobert werden; auch Lawna (an der Straße Skidel- Lunno Wola) ist erstürmt. Der Angriff gegen die feindlichen Stellungen an der Zelwianka geht vorwärts. 2700 Gefangene und 2 Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Die Eisenbahnknotenpunkte Wilejka (östlich von Wilna) und Lida wurden durch unsere Luftschiffe ausgiebig beworfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Auch auf der Front dieser Heeresgruppe dauert der Kampf zwischen den Straßen Wolkowysk- Slonim und Kobryn -Milowidy mit gleicher Heftigkeit an. Der Übergang über die Zelwianka ist an einzelnen Stellen erzwungen; österreichisch-ungarische Truppen nahmen das Dorf Alba (westlich von Kossow); um den Bahnhof Kossow wird gekämpft.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die deutschen Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer wiesen heftige Gegenangriffe unter starken Verlusten des Feindes ab; sie machten über 300 Gefangene.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Auszeichnung des Generalstabschefs v. Falkenhayn

Falkenhayn
General v. Falkenhayn

Berlin, 11. September.
S. M. der Kaiser richtete an den Chef des Generalstabs des Feldheeres folgende Kabinettsorder:
Mein lieber General v. Falkenhayn!
Die großen Operationen auf den Kriegsschauplätzen des Ostens haben zu Erfolgen geführt, die in der Weltgeschichte unerreicht dastehen. In unübertroffener Weise ist es gelungen, die auf weiten Raum verteilten großen Armeen zu einheitlicher Kampfeshandlung und gegenseitiger Unterstützung zusammenzuführen und das, was Feldherrnkunst ersonnen, in siegreicher Ausführung zu vollenden. Das Große, daß Sie und unter Ihrer zielbewußten Anweisung in unermüdlicher aufopfernden Arbeit der Generalstab des Feldheeres hierbei geleistet haben, ist des höchsten Lobes wert und wird in der Kriegsgeschichte aller Zeiten seine Wirkung und seine Würdigung finden.
Mir aber, als Ihrem obersten Kriegsherrn, ist es ein Bedürfnis, Ihnen, dem Chef Meines Generalstabes des Feldheeres, eine besondere, persönliche, Freude zu bereiten.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die heftigen Kämpfe an der Serethfront

Wien, 11. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Derazno am Goryn ist in unserem Besitz. Bei Tarnopol versuchten die Russen, in starkem Ansturm in die Stellungen der Verbündeten einzudringen. Der Feind wurde unter schweren Verlusten abgewiesen. Weiter südlich nahmen wir unsere Serethfront vor überlegenen feindlichen Kräften auf die Höhen östlich der Strypa zurück. Nordöstlich und östlich von Buczacz verlief der Tag ruhig. Auf den Höhen westlich des unteren Sereth heftiger Kampf. Östlich der Serethmündung und an der bessarabischen Grenze ist die Lage unverändert. Auf dem Kriegsschauplatz in Litauen erstürmten unsere Truppen das zäh verteidigte Dorf Alba westlich von Kossow.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Seit längerer Zeit wieder zum ersten Male entfaltete die feindliche Artillerie gestern eine lebhaftere Tätigkeit an der ganzen küstenländischen Front. Gegen den Südwestabschnitt der Hochfläche von Doberdo ging heute nacht Infanterie in der Front Vermigliano Monte Cosich zum Angriff vor. Von überraschendem Minenwerferfeuer empfangen, fluteten die Italiener in ihre Deckungen zurück. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die russische Duma gegen die Regierung

Paris, 11. September.
Nach einer Meldung des Petersburger Korrespondenten des "Temps" haben die gemäßigten Parteien der Duma zusammen mit den liberalen Elementen des Reichsrats eine parlamentarische Gruppe mit fortschrittlichem Programm gebildet. Die Gruppe, die eine sehr starke Mehrheit in der Duma umfaßt, hat ein Programm angenommen, dessen Hauptpunkt ist Bildung einer geeinigten Regierung aus Persönlichkeiten, die das Vertrauen des Landes genießen.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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