Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Der
russische Rückzug in Ostgalizien
Wien,
29. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Unsere Erfolge östlich Wladimir-Wolynskij und an der Zlota-Lipa
haben an einer Front von 250 Kilometern den Widerstand des Gegners gebrochen.
Der Rückzug der Russen ist überall durch brennende Ortschaften
und zerstörte Ansiedlungen gekennzeichnet. Die Zahl der in unseren
Händen gebliebenen Gefangenen erhöhte sich auf 10000. Die Truppen
des Generals der Kavallerie Freiherrn v. Pflanzer-Baltin, bei deren vorgestrigem
Durchbruch die bewährten kroatischen Regimenter und das Infanterieregiment
Nr. 52 wieder Proben ihrer Tapferkeit abgelegt haben, folgen dem Feind
auf Buczacz. Die aus deutschen und österreichisch-ungarischen Kräften
zusammengesetzte Armee des Generals Grafen Bothmer dringt über Podhajce
und gegen Zborow vor. Die von den Russen in Brand gesteckte Stadt Zloczow
ist im Besitze der Armee des Generals der Kavallerie v. Boehm-Ermolli.
Die Korps des Feldzeugmeisters v. Puhallo warfen mehrere feindliche Nachhuten
und bleiben dem gegen die Festung Luck weichenden Feind an den Fersen.
Bei Kobryn, wo unsere Verbündeten weiter Raum gewinnen, stehen den
Russen nur mehr die Wege nach Nordosten offen. Österreichisch -ungarische
Kräfte erreichten in der Gegend von Szereszowo den Südostrand
Bialowieszkaja-Puszcza.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die vereinzelten Angriffe der Italiener an der Isonzofront nahmen
gestern an Umfang und Heftigkeit zu, erzielten aber, wie gewöhnlich,
nirgends einen Erfolg. Im Abschnitte von Doberdo wurde spät abends
ein von starkem Artilleriefeuer vorbereiteter Angriff auf den Monte dei
sei Busi abgeschlagen; vormittags stürmten zwei Mobilmilizregimenter
viermal den Monte San Michele, drangen an einzelnen Stellen in unsere
Gräben ein, wurden aber überall unter schweren Verlusten wieder
hinausgeworfen.
Gegen den Brückenkopf von Görz eröffnete der Feind vor
einiger Zeit einen Sappenangriff, unsere Geschütze und Minenwerfer
zerstörten jedoch alle näher an unsere Front herangezogenen
Sappen. Der Brückenkopf von Tolmein stand den ganzen Tag unter heftigem
Geschützfeuer, diesem folgte ein von zwei Regimentern und zwei Alpinibataillonen
geführter Angriff, den unsere Truppen im Handgemenge abschlagen.
Ebenso erfolglos waren einzelne gegen die Brücke westlich Tolmein
und den Raum nördlich dieses Überganges angesetzten Vorstöße,
sowie vier Angriffe auf die Front Mrzli-Vrh-Sljemme. Auch der gegen den
Raum von Flitsch mit beträchtlichen Kräften versuchte Angriff
kam zum Stehen. Hier, wie überall, blieben unsere Stellungen fest
in der Hand ihrer Verteidiger. An der Kärntner Front ist es ziemlich
ruhig. Im Tiroler Grenzgebiete dauern die Geschützkämpfe mit
wechselnder Stärke fort.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v.
Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)
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