Der Weltkrieg am 7. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Ein Fort von Nowo-Georgiewsk genommen

Großes Hauptquartier, 7. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Flandern wurden die Belgier durch die Wirkung unserer Artillerie gezwungen, ihre bei Heernisse (südlich von Dixmuiden) über die Yser vorgeschobene Stellung teilweise zu räumen.
Französische Handgranatenangriffe in der Gegend von Souchez wurden abgewiesen.
Südlich von Leintry (östlich von Lunéville) wiesen unsere Vorposten einen Vorstoß des Gegners leicht ab.
In den Gebirgskämpfen nördlich von Münster keine besonderen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Östlich von Poniewiez gingen die Russen hinter die Jara zurück.
Gegen die Westfront von Kowno wurden Fortschritte gemacht. Hierbei sind 500 Russen gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet.
Die Armeen der Generale v. Scholtz und v. Gallwitz haben nach heftigen Kämpfen den feindlichen Widerstand zwischen Lomza und Bugmündung gebrochen.
Das Gesamtergebnis aus den Kämpfen vom 4. bis 6. August beträgt: 85 Offiziere und mehr als 14200 Mann gefangen, 6 Geschütze, 8 Minenwerfer und 69 Maschinengewehre genommen.
Die Einschließungstruppen von Nowo-Georgiewsk drangen vom Norden her bis zum Narew durch. Das Fort Dembe wurde genommen. Von Süden her ist die Weichsel bei Pienkow erreicht.
In Warschau ist die Lage unverändert. Die Russen setzen die Beschießung der Stadt von dem östlichen Weichselufer aus fort.
Unsere Luftschiffe belegten die Bahnhöfe von Nowo-Minsk und Siedlce mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei und nördlich von Iwangorod ist die Lage unverändert.
Zwischen Weichsel und Bug haben deutsche Truppen bei Ruskowola (südöstlich von Lubartow) die feindlichen Stellungen gestürmt und nordöstlich von Lenczna den Austritt aus den dortigen Seeengen erzwungen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Verluste der italienischen Tauchboot- und Torpedoflotte

Wien, 7. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Zwischen Weichsel und Bug wird weiter gekämpft. Österreichisch-ungarische Truppen drangen südlich von Lubartow, deutsche nordwestlich und nordöstlich Lenczna in die feindlichen Linien ein.
Sonst ist die Lage unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Görzischen stand das Frontstück östlich Polazzo-Redipuglia vormittags unter sehr heftigem feindlichen Artilleriefeuer. Nachmittags gingen mehrere italienische Bataillone gegen diesen Abschnitt zum Angriff vor, stellten jedoch nach kurzem Feuergefecht die Vorrückung ein. An allen sonstigen Fronten des Küstenlandes, in Kärnten und in Tirol war nur Geschützkampf im Gange.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Das am 5. August früh durch eines unserer Unterseeboote versenkte italienische Unterseeboot war "Nereide". Das am 26. Juni auf gleiche Weise vernichtete Torpedoboot hieß "5 P N". Am 29. Juli abends ist im Golf von Triest ein Fahrzeug auf eine unserer Minen gestoßen und in die Luft geflogen, ohne daß man damals wegen stürmischen Wetters erkunden konnte, welcher Art das Opfer war. Nun hat sich mit voller Bestimmtheit ergeben, daß es das italienische Unterseeboot "Nautilus" war, welches damals mit der ganzen Bemannung untergegangen ist. Schon früher sind das italienische Torpedoboot "6 P N" und das bereits gemeldete Torpedoboot "17 OS" mit der ganzen Bemannung unseren Minen zum Opfer gefallen.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. August. 
Am rechten Flügel verfolgen wir den Feind überall. Er wurde aus dem Becken Muradtschei verjagt und zog sich, zum Teil vollständig zersprengt, nördlich von Karakilissa und nordwestlich von Alaschkerd zurück. Unsere Truppen vertrieben bei der Verfolgung am 4. August leicht die Reste des Feindes, der sich von Alaschkerd zurückzog und in vorteilhafter Stellung zwischen den Ortschaften Ringhen und Ridghan Widerstand versuchte. Wir wiesen alle Scheinangriffe, welche die Russen von Zeit zu Zeit gegen unsere Hauptfront versuchten, um die Flucht ihres linken Flügels zu decken, zurück und brachten ihnen beträchtliche Verluste bei. In der Umgebung von Olti machten wir an der Grenze am 3. August eine Anzahl von Gefangenen, unter denen sich ein Hauptmann befindet. 
Bei Sed ul Bahr fand am Abend des 4. August und am 5. August ein ungewöhnlich heftiger Artillerie- und Infanteriekampf statt. Ein Kreuzer und Torpedoboote sowie die Landbatterien des Feindes schleuderten ohne Erfolge 400 Granaten gegen die Umgebung von Altschitepe und Sighindere. Unsere Artillerie antwortete und verursachte einen Brand, der eine Stunde dauerte. In der Umgebung des Landungsplatzes von Teke Burun traf unsere Artillerie dreimal ein feindliches Kanonenboot, welches die Küste bei Beschike beobachtete; das Kanonenboot, welches eine Schlagseite erhalten hatte, wurde nach Tenedos geschleppt. Eine leichte feindliche Flotte beschoß am 3. August während 1½ Stunden die offene Ortschaft Kuchhada am Agäischen Meer, zerstörte einige Häuser und tötete zwei Personen.
An der Front im Kaukasus setzen wir die Verfolgung des Feindes auf dem rechten Flügel
wirksam fort. Der Feind verläßt seine Stellungen bei Alaschkerd und zieht sich nach Kössedagh und weiter westlich zurück. An den Dardanellen hat unsere Artillerie am 6. August auf einem Transportschiff des Feindes, das von Torpedobooten beschützt wurde, einen Brand verursacht und vor Ari Burun eine beladene Galeere versenkt. Die Transportschiffe entfernten sich darauf nach Norden. In der Gegend von Ari Burun entriß unser linker Flügel dem Feinde durch plötzlichen Überfall einen Graben, ohne ihm Zeit zu lassen, seine Kraft zu sammeln oder Verstärkungen heranzuführen. Der Feind flüchtete und ließ über 300 Tote zurück.
Am Nachmittag näherte sich der Feind nach langer und heftiger Artillerievorbereitung vom Lande und von der See her in wiederholten Angriffen einem Graben auf unserem linken Flügel und drang in einen Teil davon ein. Gegen Abend nahmen wir einen großen Teil wieder und hinderten durch unser Feuer den Feind daran, sich auch nur in dem kleinen Teil, den er besetzt hielt, eine gedeckte Stellung zu schaffen. Am selben Tage warfen wir bei Sed ul Bahr den Feind unter großen Verlusten zurück, der nach langer Vorbereitung durch Artillerie- und Infanteriefeuer unsere Gräben auf dem rechten Flügel südlich von Sighindere angegriffen hatte. Ebenso wiesen wir einen zweiten vergeblichen Angriff des Feindes ab. Ein Teil unserer vordersten Gräben lag eine Zeitlang zwischen unserer und der feindlichen Linie. Schließlich nahmen wir am Abend alle Stellungen durch endgültige heftige Angriffe wieder und rieben die Reste der feindlichen Abteilungen, die diese Gräben zu halten versuchten, völlig auf.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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