Der Weltkrieg am 20. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Nordwestbefestigungen von Ostrolenka besetzt

Die Ilzankastellung genommen - Die Bahn Radom-Iwangorod erreicht

Großes Hauptquartier, 20. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Im Anschluß an eine Minensprengung bei Schloß Hooge, östlich von Ypern, setzten die Engländer beiderseits der Straße Hooge - Ypern zum Angriff an. Der Angriff brach vor unseren Stellungen zusammen, teilweise kam er in unserem Artilleriefeuer gar nicht zur Durchführung. - Den Sprengtrichter haben die Engländer besetzt.
Bei Souchez wurden Handgranatenangriffe abgeschlagen.
Nach lebhafter Feuertätigkeit ihrer Artillerie in der Gegend von Albert versuchten die Franzosen abends einen Vorstoß gegen unsere Stellungen bei Fricourt; sie wurden zurückgeschlagen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Kurland wurden die Russen bei Groß-Schmarden, östlich Tuckum, bei Gründorf und Usingen zurückgedrängt. Auch östlich Kurschany weicht der Gegner vor unserem Angriff.
Nördlich Nowogrod (am Narew) bemächtigten sich die deutschen Truppen feindlicher Stellungen nördlich des Zusammenflusses der Bäche Skroda und Pisa. Neu eingetroffene Landsturmtruppen, die hier zum erstenmal ins Feuer traten, zeichneten sich besonders aus.
Nördlich der Szkwamündung erreichten wir den Narew, die auf dem nordwestlichen Flußufer gelegenen ständigen Befestigungen von Ostrolenka wurden besetzt.
Südlich der Weichsel sind unsere Truppen bis zur Blonie-Grojecstellung vorgedrungen. Bei Nachhutkämpfen verloren die Russen hier 560 Gefangene und 2 Maschinengewehre.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die deutschen Landwehr- und Reservetruppen des Generalobersten v. Woyrsch haben den überlegenen Feind aus der Ilzankastellung völlig geworfen; alle Gegenstöße eiligst herangeführter russischer Reserven wurden abgewiesen. Über 5000 Gefangene fielen in deutsche Hand. Unsere Truppen sind dem geschlagenen Feind auf den Fersen; Kavallerie erreichte bereits die Bahn Radom -Iwangorod.
Zwischen oberer Weichsel und dem Bug folgen wir dem zurückweichenden Feinde.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Radom von k. u. k. Truppen besetzt - Vergebliche italienische Massenangriffe am Isonzo 

Wien, 20.Juli, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Zwischen der Weichsel und dem Bug sind gestern die verbündeten Armeen in der Verfolgung des weichenden Gegners über das Schlachtfeld der letzten Tage hinausgerückt. Bei den am Erfolg hervorragend beteiligten Truppen des Feldmarschalleutnants Arz wuchs die Zahl der eingebrachten Gefangenen auf 50 Offiziere und 3500 Mann. Auch bei Sokal brachten unsere Truppen über 3000 Gefangene ein.
Westlich der Weichsel haben unsere Verbündeten in heldenmütigem Ringen den russischen Widerstand an der Ilzanka gebrochen. Südlich und westlich von Radom bestanden österreichisch-ungarische Regimenter heftige Kämpfe. Siebenbürgische Infanterie stürmte den Ort Kostrzyn. Radom wurde heute vormittag von unseren Truppen besetzt.
In Ostgalizien ist die Lage unverändert. An der Grenze zwischen der Bukowina und Bessarabien wurde eine russische Plastunbrigade überfallen und zersprengt.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Schlacht im Görzischen dauert fort. Die italienischen Angriffe, die sich nun mit großer Heftigkeit auch gegen den Görzer Brückenkopf richteten, hatten am gestrigen Tage und in der Nacht auf den heutigen wieder kein Ergebnis. Nach starker, bis Mittag währender Beschießung des Brückenkopfes durch die feindliche Artillerie ging die italienische 11. Infanteriedivision mit betrunkenen Truppen zum Angriff gegen den Abschnitt von Podgora vor. Der Feind drang stellenweise in unsere Deckungen ein, wurde aber wieder hinausgeworfen. Nach neuerlicher Artillerievorbereitung erfolgte um 4 Uhr nachmittags ein zweiter Angriff, der um 8 Uhr abends gleichfalls abgeschlagen war. Um den Rand des Plateaus von Doberdo wird erbittert weitergekämpft. Gestern nachmittag schlug tapfere ungarische Landwehr einen starken Angriff gegen die Stellungen bei Sdraussina zurück. Auch drei weitere Massenangriffe der Italiener brachen hier zusammen. Ebenso scheiterten alle gegen den südwestlichen Plateaurand von Polazzo, Redipuglia, Termegliano herbeigeführten Vorstöße sowie ein Angriff auf den Monte Tosich (nördlich Monfalcone). Der in seine Deckungen zurückflutende Feind erlitt überall schwere Verluste.
Die Artilleriekämpfe am mittleren Isonzo, im Krngebiet und der Kärntner Grenze halten an. Im Raume südlich des Krn wurden zwei heftige Angriffe der Alpini abgeschlagen.
In dem bereits erwähnten heftigen Gefecht in der Kreuzberggegend verloren die Italiener über 200 Mann an Toten und etwa das Doppelte an Verwundeten. - Demgegenüber beträgt dort unser Gesamtverlust 42 Mann.
Die Stellungen südlich Schluderbach wurden von unseren Truppen wieder zurückgewonnen. Ein neuerlicher Angriff schwächerer italienischer Kräfte auf den Col di Lana mißlang wie alle früheren.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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