Der Weltkrieg am 8. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung russischer Stellungen an der oberen Weichsel

Großes Hauptquartier, 8. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Westlich von Souchez gelang es den Franzosen, in einer Breite von etwa 800 Metern in unseren vordersten Graben einzudringen. Durch einen Gegenangriff wurden sie wieder vertrieben. Ein zweiter Angriff des Feindes brach im Feuer zusammen. Um ein kleines Grabenstück, in dem die Franzosen noch sitzen, wird mit Handgranaten gekämpft.
Gegen die von uns genommenen Stellungen westlich Apremont dauerten die feindlichen Angriffe Tag und Nacht hindurch ohne jeden Erfolg an. Die Zahl der Gefangenen hat sich auf 3 Offiziere und über 400 Mann erhöht.
Auf der ganzen Westfront fanden lebhafte Artilleriekämpfe statt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Ein feindlicher Angriff aus Richtung Kowno wurde unter großen Verlusten für den Gegner abgeschlagen. Beim Dorfe Stegna, nordöstlich von Prasznysz, wurden einige russische Gräben genommen und behauptet.
Feindliche Vorstöße in der Gegend von Strzegowo und von Starozreby (nordöstlich und südwestlich von Racionz) hatten keinen Erfolg. Versuche des Gegners, uns die gestern eroberte Höhe 95 östlich Dolowatka zu entreißen, scheiterten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage der zwischen Dnjestr und oberer Weichsel stehenden deutschen Truppen ist unverändert. Westlich der oberen Weichsel wurde eine Reihe feindlicher Stellungen gestürmt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 8. Juli.
Russischer Kriegsschauplatz:
In Russisch-Polen, östlich der Weichsel, dauern die Kämpfe fort; zahlreiche heftige russische Angriffe wurden blutig abgeschlagen. Vor überlegenen feindlichen Kräften, die, zur Deckung von Lublin herangeführt, zum Gegenangriff vorgingen, wurden unsere Truppen beiderseits der Chaussee auf die Höhen nördlich Krasnik zurückgenommen.
Westlich der Weichsel wurden einige russische Vorstellungen erstürmt.
Am Bug und in Ostgalizien ist die allgemeine Situation unverändert. Feindliche Vorstöße an der unteren Zlota-Lipa wurden abgewiesen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Görzischen unternahmen die Italiener gestern wieder einzelne Vorstöße. Gegen den Görzer Brückenkopf sandten sie auch Mobilmiliz ins Treffen. Unsere Truppen schlugen sämtliche feindlichen Angriffe wie immer ab. Am mittleren Isonzo und im Krngebiete herrscht Ruhe.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete fand nur Geschützkampf statt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Auf den Grenzhöhen östlich Trebinje hat nachts zum 7. Juli der Kampf gegen die Montenegriner erneuert begonnen. Da der Gegenangriff der Montenegriner am 6. d. M. mißlungen war, versuchte der Feind nachts noch einen Vorstoß, der jedoch in unserem Infanterie- und Artilleriefeuer völlig zusammenbrach. Nunmehr herrscht dort Ruhe. An der übrigen Grenze hat sich nichts Wesentliches ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Panzerkreuzer "Amalfi"
Der italienische Panzerkreuzer "Amalfi"

Der italienische Panzerkreuzer "Amalfi" versenkt

Wien, 8. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Eines unserer Unterseeboote hat am 7. Juli morgens einen italienischen Panzerkreuzer, Typ "Amalfi", in der Nordadria torpediert und versenkt.

Rom, 8. Juli.
Der Chef des italienischen Admiralstabes gibt bekannt:
Vorgestern nacht wurde eine Aufklärungsfahrt in der oberen Adria unternommen. Der Kreuzer "Almalfi" welcher daran teilnahm, wurde gestern bei Tagesanbruch von einem österreichisch-ungarischen Tauchboot torpediert. Das Schiff hatte sofort schwere Schlagseite nach links. Bevor der Kommandant der Besatzung befahl, sich ins Meer zu werfen, ertönte der Ruf: "Es lebe der König, es lebe Italien." Die ganze Besatzung, welche am Heck des Schiffes versammelt war, stimmte mit bewundernswerter Disziplin in den Ruf ein. Der Kommandant verließ als letzter das Schiff, indem er sich auf der noch aus dem Wasser ragenden Seite des Schiffes heruntergleiten ließ. Der Kreuzer versank kurz darauf. Es gelang uns, nahezu die gesamte Besatzung zu retten. 

gez. Thaon de Revel. 1) 

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 8. Juli.
Das Große Hauptquartier meldet:
An der kaukasischen Front versuchte die von unserem rechten Flügel zurückgeschlagene feindliche Kavallerie, sich in ihren Stellungen zu halten und Gegenangriffe zu unternehmen. Diese Versuche schlugen aber fehl. An der Dardanellenfront beschoß unsere Artillerie bei Ari Burun am 6. Juli wirksam die feindlichen Stellungen und verursachte schweren Schaden. Die gegen unsern linken Flügel kämpfende feindliche Artillerie beschoß infolge schlecht gezielten Feuers ihre eigenen Schützengräben. Sie fügte dadurch ihren eigenen Soldaten beträchtliche Verluste zu. Bei Sed ul Bahr schlugen wir die von Erkundungsabteilungen des Feindes versuchten Angriffe ab und fügten ihnen schwere Verluste zu. Während der Feind bei Tekke Burun mit Aus- und Einbooten beschäftigt war, an dem sich Hilfskriegschiffe und kleinere Boote beteiligten, eröffneten unsere anatolischen Küstenbatterien plötzlich das Feuer auf die genannte Stellung. Eine Granate fiel mitten in ein Bataillon des Feindes und verursachte Verwirrung und Verluste. Dieselbe Batterie sprengte ein feindliches Munitionsdepot in der Nähe in die Luft.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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