Der Weltkrieg am 6. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der stark befestigte Wald bei Biale-Bloto erstürmt

Großes Hauptquartier, 6. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nachts wurden zwei französische Angriffe bei Les Eparges abgewiesen.
Die Beute des Erfolges am Priesterwalde hat sich um 1 Feldgeschütz und 3 Maschinengewehre erhöht. Außerdem fiel ein Pionierpark mit zahlreichem Material in unsere Hand.
Unsere Flieger griffen den Flugplatz Corcieux, östlich von Epinal, und ein französisches Lager am Breitfirst, östlich von Kruet, in den Vogesen an. 
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heute am frühen Morgen wurde der stark befestigte Wald südlich Biale-Bloto (westlich der Straße Suwalki - Kalwarja) erstürmt. Dabei nahmen wir etwa 500 Russen gefangen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere Niederlage der Italiener bei Görz

Wien, 6. Juli.
Amtlich wird verlautbart: 
Russischer Kriegsschauplatz:
Durch die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand in der zweiten Schlacht bei Krasnik geworfen, ziehen sich die Russen in nördlicher und nordöstlicher Richtung zurück. Die Armee des Erzherzogs dringt nach gelungenem Durchbruch unter neuen erfolgreichen Kämpfen weiter vor und hat gestern die Gegend von Gielczew und die Höhen nördlich der Wysnica erkämpft. Unter dem Drucke dieses Vorgehens wich der Gegner auch am Wieprz über Tarnogara zurück. Die in diesen Kämpfen eingebrachte Beute hat sich auf 41 Offiziere, 11500 Mann und 17 Maschinengewehre erhöht.
Am Bug und in Ostgalizien ist die allgemeine Lage unverändert.
An der Zlota-Lipa und am Dnjestr herrscht Ruhe. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Kämpfe im Görzischen, die in den letzten Tagen immer größeren Umfang angenommen hatten, entwickelten sich gestern durch den allgemeinen Angriff der italienischen dritten Armee zur Schlacht. Etwa vier feindliche Korps gingen unter mächtiger Artillerieunterstützung gegen unsere Front vom Görzer Brückenkopf bis zum Meere vor. Sie wurden vollständig zurückgeschlagen und erlitten furchtbare Verluste. Dank der über alles Lob erhabenen Haltung unserer vortrefflichen, kriegsgewohnten Truppen, besonders der tapferen Infanterie, blieben alle unsere Stellungen unverändert in unseren Händen. So halten die Helden an der Südwestgrenze der Monarchie starke und treue Wacht gegen die Überzahl des Feindes. Sie können des Dankes aller Völker ihres Vaterlandes und der im Norden von Sieg zu Sieg eilenden Armeen sicher sein. Am mittleren Isonzo im Krngebiet und an den übrigen Fronten hat sich gestern nichts Wesentliches ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Ein französischer Transportdampfer an den Dardanellen versenkt

Konstantinopel, 6. Juli.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
An der Kaukasusfront verfolgten wir die von unserem rechten Flügel zurückgeschlagene feindliche Kavallerie.
An der Dardanellenfront versenkte am 4. Juli um 1½ Uhr nachmittags ein deutsches Unterseeboot vor Sed-ül-Bahr einen großen französischen Transportdampfer mit zwei Schornsteinen. Der Dampfer ging in drei Minuten unter.
An der Nordgruppe wollte der Feind in der Nacht vom 3. zum 4. Juli nach lebhaftem Gewehrfeuer gegen unseren rechten Flügel starke Aufklärungsabteilungen vorrücken lassen, die wir jedoch zurückwarfen. Bei der Südgruppe sprengte unsere Artillerie am 4. Juli ein feindliches Munitionslager in die Luft, rief in den feindlichen Batterien einen Brand und eine Explosion hervor und dezimierte die feindlichen Soldaten, die herbeieilten, um das Feuer zu löschen.
An der Irakfront in der Gegend von Bassorah wurde eine feindliche Truppenabteilung, die mit der Euphratbahn befördert wurde, von unseren Truppen und Freiwilligen in die Flucht geschlagen. Der Feind ließ über 60 Tote, darunter einen Major und zwei andere Offiziere, zurück. Auf der Flucht führte der Feind auch zwei mit seinen Verwundeten gefüllte Fahrzeuge mit. Wir erbeuteten eine Menge Gewehre und Munition. Auf diese Weise haben wir die englische Unternehmung in jener Gegend in einen Rückzug verwandelt, der unter dem Schutze der auf dem Flußlaufe befindlichen englischen Kanonenboote ausgeführt wurde.
Auf den übrigen Fronten hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

Paris, 6. Juli. 
Eine Mitteilung des französischen Marineministeriums besagt: 
Der französische Postdampfer "Earthage" wurde Sonntag am Kap Helles von einem Unterseeboote torpediert und versenkt. 66 Mann wurden gerettet, 6 werden vermißt.

 

Der abgeschlagene englische Flugzeugangriff

Amsterdam, 6. Juli.
Ein hiesiges Blatt meldet aus Terschelling:
Ein Beobachter, der sich an Bord eines neutralen Schiffes am Sonntagmorgen auf der Höhe von Terschelling befand, sah, wie ungefähr um 12 Uhr mittags sechs britische Kriegsschiffe, darunter 4 Torpedoboote und 2 größere Fahrzeuge, in einer Reihe heranfuhren. 3½ Stunden später erschienen plötzlich vier Zeppelinluftschiffe, die einen nordöstlichen Kurs nahmen. Sie fuhren auf die britischen Schiffe zu, die sofort anfingen, im Zickzack zu fahren. Dann verschwanden die Zeppeline, unter ihnen "L 10", um nach 2 Stunden wieder zurückzukehren. Sie kreisten neuerdings über den britischen Fahrzeugen, die 5½ Kilometer von dem Schiffe des Beobachters entfernt waren. Zwei Luftschiffe verschwanden, nachdem Schüsse gefallen waren. Zwei andere blieben über dem Geschwader, das sich schnell verteilte. Es ließ sich nicht feststellen, ob die Zeppelinluftschiffe beschädigt und ob Bomben abgeworfen wurden. Berichte von Fischern aus Ymuiden besagen, daß am Sonntag früh nördlich von Terschelling eine Anzahl von britischen und deutschen Zerstörern und Torpedobooten gesehen wurde. Ein Fischer zählte 14 deutsche Torpedoboote. Ob ein Gefecht stattfand, konnte nicht beobachtet werden, doch hörte man schießen. Andere Fischer geben ähnliche Schilderungen.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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