Der Weltkrieg am 27. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gescheiterter russischer Raubzug gegen Tilsit

Großes Hauptquartier, 27. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Vogesen setzten sich die Franzosen gestern abend in Besitz der Kuppe des Hartmannsweilerkopfes. Der Kuppenrand wird von unseren Truppen gehalten.
Französische Flieger bewarfen Bapaume und Straßburg i. E. mit Bomben, ohne militärischen Schaden anzurichten. In Bapaume wurde ein Franzose getötet, zwei schwer verwundet. Wir zwangen einen feindlichen Flieger nordwestlich von Arras zum Landen und belegten Calais mit einigen Bomben.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Russen, die zum Plündern, genau so wie auf Memel, von Tauroggen auf Tilsit aufgebrochen waren, wurden bei Laugzargen unter starken Verlusten geschlagen und über die Jeziorupa hinter den Jura-Abschnitt zurückgeworfen.
Zwischen dem Augustower Walde und der Weichsel wurden verschiedene Vorstöße der Russen abgewiesen, an einzelnen Stellen wird noch gekämpft.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Gesundheitszustand des deutschen Heeres

Berlin, 27. März.
Aus dem Großen Hauptquartier geht uns folgende Mitteilung zu:
Ausländische Blätter brachten in der letzten Zeit häufig ungünstige Nachrichten über den Gesundheitszustand unseres Heeres. Dieser ist durchaus zufriedenstellend. Unsere Soldaten haben die Anstrengungen des Winterfeldzuges vortrefflich überstanden. Eigentlich hatten sie nur in den Karpathen unter der Witterung zu leiden. Epidemische Krankheiten, außer ganz vereinzelten Fällen von Flecktyphus und Cholera im Osten, sind nicht mehr zu verzeichnen. Zu diesem günstigen Ergebnis haben in erster Linie die rechtzeitig ergriffenen hygienischen Maßnahmen beigetragen, so die Schutzimpfungen gegen Pocken, Cholera und Typhus, die Verwendung fahrbarer Trinkwasserbereiter, die Anlage von Wannen- und Brausebädern hinter der Front, auf Bahnhöfen und in Bäderzügen, die Herrichtung von Desinfektionsanstalten und die Maßnahmen für Kleiderreinigung und Entlausung.
Auch die weitverbreitete Annahme, daß geschlechtliche Krankheiten in unserem Heere eine Ausdehnung gewonnen hätten, die sie zu einer Volksgefahr mache, ist nicht zutreffend. Die Gesamtzahl der auf dem westlichen Kriegsschauplatz an Geschlechtskrankheiten leidenden Mannschaften bleibt etwa um die Hälfte hinter derjenigen der in der Heimat befindlichen Mannschaften, die diese niemals verlassen haben, zurück. Eine weitere Einschränkung der geschlechtlichen Krankheiten beim Heere bildet das unausgesetzte Bemühen aller verantwortlichen Männer. Neben entsprechenden Überwachungs- und Vorbeugungsmaßnahmen finden Belehrungen der Mannschaften statt, wobei Offiziere, Ärzte und Geistliche zusammenwirken.
2)

 

Eine Ansprache des Königs Ludwig

König Ludwig III. von Bayern

König Ludwig III. von Bayern

München, 27. März. (W. B.)
Bei der Truppenvereidigung, an welcher die Rekruten, Landsturmleute und Mannschaften jüngerer Jahrgänge beteiligt waren, hielt der König eine Ansprache, in welcher er die Soldaten ermahnte, sich mit Fleiß ihrer Ausbildung zu widmen, damit sie, wenn die Zeit käme, als tüchtige Soldaten hinaus könnten, um Deutschlands Grenze zu schützen und für das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn zu kämpfen. Sie sollten den alten Ruf der Treue und Tapferkeit der bayrischen Truppen aufrechterhalten. Seit über sieben Jahrhunderten sei das bayrische Königshaus mit seinem Volk aufs engste verwachsen. Alle Stände, reich und arm, hoch und niedrig, kämpften jetzt für Deutschlands Größe. An der Spitze einer deutschen Armee stehe Kronprinz Rupprecht. Deutschland könne nur einen Frieden schließen, nach welchem es niemandem mehr einfalle, es wieder anzugreifen.
Es werde noch schwere Opfer kosten, um dies herbeizuführen. Wenn sie vor den Feind kämen, sollten sie eingedenk sein den heutigen Schwüren.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vertreibung der Russen aus der Nordbukowina

Wien, 27. März, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Unter schweren Verlusten des Feindes scheiterten an der Schlachtfront in den Karpathen neuerlich starke russische Angriffe. Auf den Höhen bei Banyavölgy und beiderseits des Laborczatales südlich Laborczrev dauern die Kämpfe mit großer Heftigkeit an.
In der Bukowina warfen unsere Truppen nordöstlich Czernowitz stärkere russische Kräfte nach heftigem Kampfe bis an die Reichsgrenze zurück, eroberten mehrere Ortschaften, machten über 1000 Gefangene und erbeuteten 2 Geschütze.
In Russisch-Polen und Westgalizien keine Veränderung.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com