Der Weltkrieg am 26. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Mißerfolge bei Verdun und Augustow

Großes Hauptquartier, 26. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf den Maashöhen, südöstlich von Verdun, versuchten die Franzosen bei Combres erneut, in einem stärkeren Angriff sich unserer Stellung zu bemächtigen, wurden aber nach hartnäckigem Kampfe zurückgeworfen.
Die Gefechte am Hartmannsweilerkopf dauern noch an.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russische Angriffe auf die See-Engen östlich von Augustow wurden abgeschlagen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein feindlicher Flieger über Straßburg

Straßburg, 26. März. (Priv.-Tel.)
Die Fliegerwoche im Elsaß, wie man die Operationen der feindlichen Flieger während der letzten Tage nennen könnte, hat nach Colmar und Schlettstadt nunmehr auch die Landeshauptstadt heimgesucht. Heute Nachmittag kurz nach 5 Uhr erschien ein feindliches Flugzeug über der Stadt und warf eine Anzahl Bomben ab. Der angerichtete Schaden ist nahezu unbedeutend, dagegen wurden eine Anzahl Frauen und Kinder, zum Teil schwer, durch die Bomben verletzt.
2)

 

Die Offiziersverluste des englischen Heeres

Die Kämpfe in Neuve Chapelle haben für die Engländer so ungeheure Verluste im Gefolge gehabt, daß die "Times" bereits gegen die rosigen Siegesberichte der englischen Armeeleitung Verwahrung einlegte. Allein an Offizieren verloren die Engländer bei Neuve Chapelle und St. Eloi fast 750 Mann, von denen ungefähr ein Drittel gefallen ist, während die anderen schwer verwundet sind. Dieser ungeheure Verlust an Offizieren, der schon an sich ganz ungewöhnlich zu nennen ist und jedes Heer schwächen muß, erhält gerade bei dem englischen Heere noch dadurch erhöhte Bedeutung, daß hier an und für sich schon von Anfang an sehr großer Offiziersmangel herrschte. Die Engländer hatten bekanntlich von vornherein nicht genügend Offiziere auszuweisen, um bei der starken Heeresvermehrung, zu der der Krieg sie nötigte, die notwendigsten Führer einstellen zu können. Ein Heer ohne Führer ist aber eine hilflose Masse. Es kommt fernerhin dazu, daß auch die früheren Kämpfe den Engländern sehr schwere Verluste an Offizieren gebracht hatten. Bis zum 1. Januar 1915 wiesen die englischen Verlustlisten 4000 Offiziere aus, die tot, verwundet, vermißt oder kriegsgefangen waren. Von ihnen waren 8 Generäle, 30 Oberste, 110 Oberstleutnants und Majore und 350 Hauptleute und Rittmeister neben einer großen Anzahl von Leutnants gefallen. Der Verlust an gefallenen Offizieren betrug insgesamt 1150 Mann. Verwundet wurden mehr als 2000 Offiziere, unter ihnen 7 Generäle, 68 Oberste, 185 Oberstleutnants und Majore, 621 Hauptleute und 1364 Leutnants. Mehr als 600 Offiziere sind vermißt und eine bedeutende Anzahl kriegsgefangen.
Diese Verluste erhalten noch eine besondere Bedeutung, wenn man ihnen die Anzahl der aktiven Offiziere des englischen Heeres bei Ausbruch des Krieges gegenüberstellt. Es gab außer den Offizieren des Territorialheeres in England bei Kriegsbeginn 5600 Offiziere. Seit 1. Januar ist die Zahl der Offiziersverluste um Tausende gewachsen, wovon allein auf die letzten Kämpfe 750 kommen. Die Gesamtzahl der Offiziersverluste beträgt also rund 5000. Es würden demgemäß nur noch 600 Offiziere von den ersten Truppen übrig geblieben sein. Nun ist allerdings anzunehmen, daß die Offiziere des Territorialheeres für den Feldzug verwendet worden sind. Es läßt sich aber doch berechnen, daß auch ihre Zahl gegenüber dem großen Bedarf verschwindend klein ist. Die Aufstellung des Millionenheeres Kitcheners dürfte also kaum unter Einstellung geeigneter Offiziere erfolgen können. Allerdings hat die englische Heeresverwaltung bereits die großen Lücken durch Beförderung von Unteroffizieren zu Offizieren aufzufüllen versucht. Schon nach sechswöchiger Ausbildung werden Leute zu Unteroffizieren befördert, und diese Unteroffiziere werden dann weiter zu Leutnants gemacht. Es ist klar, daß der Wert eines derartig improvisierten Offizierskorps den Anforderungen eines schweren Krieges unmöglich entsprechen kann.
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Das Schlußergebnis der Kriegsanleihe

Berlin, 26. März. (W. B. )
Das genaue Ergebnis der Zeichnungen auf die zweite Kriegsanleihe beziffert sich auf 9 Milliarden 60 Millionen und setzt sich zusammen aus 6610 Millionen Zeichnungen auf Anleihestücke, 1675 Millionen Zeichnung Anleihe mit Schuldbuch-Eintragung und 775 Millionen Zeichnungen auf Reichsschatzanweisungen. Das Ergebnis wird sich noch erhöhen durch Zeichnungen der Truppen im Felde, für die, soweit sie den Betrag von 10000 Mark nicht übersteigen, eine Verlängerung der Zeichnungsfrist bis 10. April bewilligt ist. Die Zeichner erhalten die Zuteilungsschreiben von der Stelle, bei der sie gezeichnet haben. Es wird volle Zuteilung auch auf die Schatzanweisungen erfolgen. Die Zahlungen können bekanntlich vom 31. März ab geleistet werden.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Stützpunkte in den Karpathen erobert

Wien, 26. März.
Amtlich wird verlautbart:
In den Karpathen wird weiter heftig gekämpft. Wiederholte russische Angriffe bei Tag und während der Nacht wurden abgeschlagen. Die allgemeine Situation ist unverändert.
Im Raume südlich Zaleszczyki eroberten unsere Truppen 11 Stützpunkte der Russen und machten über 500 Mann zu Gefangenen.
An der Front in Russisch-Polen und in Westgalizien Geschützkampf. Der Kirchturm der Ortschaft Paradyz südöstlich Sulejow wurde als Beobachtungsstation feindlicher Artillerie erkannt und mußte daher beschossen werden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Erfolge der Türken

Konstantinopel, 26. März.
Das Hauptquartier teilt mit:
Eine Abteilung unserer gegen den Suezkanal operierenden Truppen stieß in der Nähe des Kanals gegenüber der Station Madam auf eine kleine englische Kolonne und vernichtete sie. Darauf beschoß sie zwei mit Truppen angefüllte englische Transportdampfer mit Erfolg. Ebenso beschoß eine andere Abteilung einen englischen Transportdampfer zwischen Schalaf und Adschigol.
Am 16. März überrannten unsere Truppen gemeinsam mit den kriegerischen Stämmen nördlich Schuebia und südöstlich von Bassorah den Feind, nahmen seine Stellungen und warfen ihn bis Schuebia zurück. Der Feind verlor etwa 300 Tote und Verwundete, sowie eine Menge Waffen und Munition. Auf unserer Seite waren neun Tote und 32 Verwundete zu verzeichnen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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