Der Weltkrieg am 14. März 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische Angriffe bei Neuve Chapelle

Großes Hauptquartier, 14. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Einige feindliche Schiffe feuerten gestern nachmittag aus Gegend von La Panne-Nieuport wirkungslos auf unsere Stellungen.
Bei Neuve Chapelle fand, abgesehen von einem vereinzelten englischen Angriff, der abgeschlagen wurde, nur Artilleriekampf statt.
In der Champagne wiederholten die Franzosen östlich von Souain und nördlich Le Mesnil auch gestern ihre Teilangriffe. Unter schweren Verlusten für den Feind brachen sämtliche Angriffe im Feuer unserer Truppen zusammen.
In den Vogesen sind die Kämpfe nach dem Eintreten besserer Witterung wieder aufgenommen.
Die Franzosen verwenden jetzt auch in den Argonnen die neue Art von Handgranaten, durch deren Detonation die Luft verpestet werden soll. Auch französische Infanterie-Explosivgeschosse, die beim Aufschlagen Flammen erzeugen, wurden in den gestrigen Kämpfen erneut festgestellt.
Östlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage im Osten ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gescheiterter russischer Angriff südlich des Dnjestr

Wien, 14. März.
Amtlich wird verlautbart:
In Polen und an der Front in Westgalizien hat sich die allgemeine Lage nicht geändert. Vorstöße des Feindes wurden an der unteren Nida, sowie bei und südlich Gorlice nach kurzem Kampfe zurückgeschlagen.
In den Karpathen scheiterten wieder in zahlreichen Abschnitten heftige Angriffe der Russen, so an der Kampffront zwischen dem Sattel von Lupkow und dem Uzsoker Paß, dann im Oportal, wo auch nachts erbittert gekämpft wurde, und bei Wyschkow. Außer den vielen verwundeten Russen, die in unsere Hände fielen, wurden über 400 Mann des Feindes, die sich im Nahkampfe ergaben, gefangen genommen.
Auch an den Stellungen südlich des Dnjestr entwickelten sich Kämpfe. Ein von starken Infanteriekräften des Gegners eingesetzter Angriff kam im wirkungsvollsten Feuer unserer Truppen bald zum Stehen und brach unter großen Verlusten des Feindes völlig zusammen. Weiter östlich wurde zu Fuß vorgehende feindliche Kavallerie abermals zurückgeworfen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die Beschießung der Dardanellen

Konstantinopel, 14. März. (W. B.)
Das Große Hauptquartier teilt mit:
Heute hat ein feindliches Panzerschiff ohne Erfolg in großen Zwischenräumen Sedd-ül-Bahr und Kum-Kaleh beschossen. Gestern Nacht versuchte der Feind mit einer leichten Flottille von neuem sich dem Minenfelde zu nähern, wurde aber durch das Feuer unserer Batterien zurückgewiesen, wobei einige feindliche Schiffe beschädigt wurden.

Athen, 14. März. (Priv.-Tel.)
Das Blatt "Athenae" erfährt aus Mitylene, daß das Bombardement der Dardanellen seit Montag nicht wiederaufgenommen wurde wegen bedeutender Beschädigung der englischen Kriegsschiffe. Nach sicheren Meldungen sei keines der Innenforts zum Schweigen gebracht Die Engländer hätten den Korrespondenten hierüber falsche Mitteilungen gemacht. Mit großer Strenge würden die Beschädigungen der englischen Kriegsschiffe verheimlich. Mehrmals hätten die Türken die Engländer in eine Falle gelockt. Als am Montag die "Queen Elizabeth" an der Spitze der Flotte in die Dardanellen einfuhr, erhielt sie einen Feuerregen aus vier Batterien, wodurch sie in der Nähe des Maschinenraums getroffen wurde, stoppen und mit bedeutenden Beschädigungen zurückkehren mußte. Sie fuhr nach Lemnos. Auch zwei andere englische Kriegsschiffe fuhren mit beträchtlichen Beschädigungen in Lemnos ein.
2)

 

Der Unterseeboot-Krieg

Bordeaux 14. März. (Priv.-Tel.)
Havas meldet:
Das Unterseeboot "U 29" brachte am Donnerstag den Dampfer "Auguste Conseil" 22 Meilen südlich vom Star Point zum Sinken. Die Besatzung ist gerettet und wurde in Falmouth gelandet.

Havre, 14. März. (Priv.-Tel.)
Nach einer Havas-Meldung vermochte der Dampfer "Campinas" am 12. März auf der Höhe von Cherbourg dem Torpediertwerden durch ein deutsches Unterseeboot zu entrinnen.

London, 14. März. (W. B.)
Meldung des Reuterschen Bureaus:
Nach einem Bericht der Admiralität torpedierte das deutsche Unterseeboot "U 29" die Schiffe "Headland", "Andalusia", "Indiancity" und "Ademun". In dieser Meldung der Admiralität heißt es, daß der Kapitän des "U 29" aussagte, er hätte im September die "Hogue" und "Abukir" versenkt.

London 14. März. (W. B.)
"Daily Telegraph" meldet:
Ein Passagier des Dampfers "Great Southern" berichtet, daß der Dampfer auf der Fahrt nach Fishguard einem Dampfer mit zwei Schornsteinen begegnete, der Notsignale gab. Gleich darauf wurde das Periskop und der Turm eines Unterseebootes in einer Entfernung von dreiviertel Meilen sichtbar. Der "Great Southern" entkam vermöge seiner großen Geschwindigkeit.

Hull, 14. März. (W. B.)
Meldung des Reuterschen Bureaus:
Der schwedische Dampfer "Hanna", vom Tyne kommend, wurde heute früh auf der Höhe von Scarborough torpediert. Sechs Männer ertranken; die übrigen wurden nach Hull gebracht. (Notiz des W B.: Nach früheren Erfahrungen ist es naheliegend, daß der Dampfer das Opfer einer englischen Mine geworden ist.)

London, 14. März. (W. B.)
Reuter meldet aus Newport News:
Kapitän Thierichsen vom "Prinz Eitel Friedrich" erhielt von der Hafenbehörde die formelle Mitteilung, daß er nach den Bestimmungen der Haager Konvention das Recht habe, Reparaturen vorzunehmen, aber nur, soweit es nötig sei, um das Schiff seetüchtig zu machen. Der Umfang der Reparaturen und die dafür erforderliche Zeit wird durch die Behörden der Vereinigten Staaten festgesetzt werden.

Amsterdam, 14. März. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet aus London:
Offizielle Statistiken, die gestern Abend publiziert wurden, zeigen, daß seit Beginn des Krieges 55 britische Kauffahrteischiffe durch deutsche Kreuzer zum Sinken gebracht oder in Beschlag genommen wurden, 11 sind durch Minen gesunken, 22 durch Unterseeboote. Der Gesamtverlust beträgt also 88 Schiffe. - Reuter meldet weiter aus London: Die Admiralität teilt mit, daß seit dem 10. März noch weitere sieben Dampfschiffe im Tonnengehalt von 1794 bis 4658 durch deutsche Unterseeboote, nämlich im Ärmelkanal, im Kanal von Bristol und im Irischen Kanal angegriffen wurden. Zwei dieser Dampfschiffe wurden zum Sinken gebracht, drei sanken nicht und von zweien ist es noch nicht bestätig, ob sie gesunken sind. Drei Menschenleben gingen verloren.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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