Der Weltkrieg am 11. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfreulicher Fortgang der Kämpfe in Ostpreußen

Großes Hauptquartier, 11. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Ein Angriff in den Argonnen brachte uns in Besitz von Boden. Dem Gegner wurden 6 Offiziere, 307 Mann, zwei Maschinengewehre und sechs kleinere Geschütze abgenommen.
Auch in den Mittel- und Südvogesen hatten wir einige kleine örtliche Erfolge.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der ostpreußischen Grenze wurden auch gestern mit durchweg erfreulichem Ausgange für uns fortgesetzt, trotzdem tiefer Schnee die Bewegungen der Truppen behinderte. Die Ergebnisse der Zusammenstöße mit dem Gegner lassen sich noch nicht klar übersehen.
Auf dem polnischen Kriegsschauplatze rechts der Weichsel brachte uns ein Vorstoß in der Gegend nordwestlich Sierpc, durch den der Gegner überall, wo er getroffen wurde, zurückgedrängt ist, einige hundert Gefangene ein.
Links der Weichsel sind keine besonderen Ereignisse vorgekommen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser bei der Armee Mackensen

Berlin 11, Februar. (Priv.-Tel.)
Über den Besuch des Kaisers bei der Armee Mackensen bringen der Berliner "Lokalanzeiger" und das "Berliner Tageblatt" Mitteilungen ihrer zur Ostarmee entsandten Spezialberichterstatter. Im "Berliner Tageblatt" heißt es u. a.:
Der Kaiser dankte seinen Soldaten für alles, was sie bisher geleistet, er gedachte der unzähligen Opfer an Gut und Leben, die das deutsche Volk bisher so willig auf sich genommen, und kündigte mit weit vernehmbarer gehobener Stimme an, daß ein ehrenvoller Friede erzwungen werden müsse. Ernste, aber zuversichtliche Worte. Generaloberst von Mackensen dankte dem Kaiser für seinen Besuch und gelobte im Namen seiner Untergebenen, daß die 9. Armee alles daran setzen werde, um das ihr bisher geschenkte Vertrauen des Kriegsherrn auch weiterhin sich zu erkämpfen und in Russisch-Polen durchzuhalten, so lange es not tue.
Im Berliner "Lokalanzeiger" heißt es zu der Ansprache des Kaisers:
Der Kaiser sprach zu den Truppen Mackensens von innerer Erregung bewegt. Er dankte ihnen für die bewiesenen Bravourleistungen und forderte zu neuer Unentwegtheit und zu neuen Taten auf, denn noch seien die Feinde nicht gänzlich besiegt aber es dürfe nicht geruht werden, bis sie niedergerungen seien. Bei diesen Worten machte der Kaiser mit seinem Reitstock eine so energische Bewegung, daß an seiner eigenen Willensmeinung kein Zweifel bestehen konnte.
2)

 

Der Austausch der Gefangenen

Berlin, 11. Februar. (W. B. Amtlich.)
Vom 12. Februar 1915 ab werden die kriegsgefangenen Franzosen, die für den Schwerverwundeten - Austausch in Frage kommen, für den späteren Abschub in Konstanz vereinigt werden. Der Termin dieses Austausches steht leider noch nicht fest, da die französische Regierung immer noch keine zusagende Antwort erteilt hat. Die für den Austausch in Frage kommenden Engländer werden bis zum 14. Februar in Lingen (an der holländischen Grenze) bzw. in Lüttich vereinigt werden. Als Termin für den Austausch durch Vermittlung der Niederlande ist der englischen Regierung der 15. und 16. Februar vorgeschlagen worden.
2)

 

König Ludwig III. über den Krieg

König Ludwig III. von Bayern

König Ludwig III. von Bayern

München, 11. Februar. (Priv.-Tel.)
Der Amerikaner Edward Lyonel Fox, der kürzlich von König Ludwig empfangen wurde, fragte diesen, wie die "Münchner Neuesten Nachrichten" mitteilen, gelegentlich einer Unterredung über den Krieg u. a., welches Ende er voraussehe und wann der Frieden geschlossen werden könnte. König Ludwig erwiderte: "Der Krieg wird nicht eher zu Ende sein, als bis wir Friedensbedingungen erlangen, die wir als unseres Volkes und der gebrachten Opfer für würdig erachten. Dieser Krieg ist uns aufgedrungen; wir halten ihn aus. Wir hören nicht auf, bevor wir einen unantastbaren Sieg errungen haben. Herz und Seele des ganzen Landes sind an diesem Krieg beteiligt. Zwischen allen deutschen Königen und Bundesfürsten herrscht vollkommene Übereinstimmung. Wir verkörpern einen Gedanken, eine Hoffnung, ein Ideal, einen Wunsch und ein Volk! Wir Deutschen streiten uns wohl unter uns in Friedenszeiten, doch wenn wir von Feinden umgeben sind, sind wir einig. Auch die Sozialdemokraten wissen, daß sich der Krieg gegen unsere Existenz richtet. In Zeiten der Not ist Deutschland stets eine einige Nation. Andere Dogmen als das vom Vaterland verlieren jede Bedeutung. Nach dem Kriege werden wir von neuem aufbauen. Ich sehe eine Zeit der größten Blüte für uns kommen. Wir werden nicht verarmen. Viele unserer Industrien sind jetzt Tag und Nacht tätig. Bis August waren sie mit Erzeugnissen des Friedens beschäftigt, jetzt mit Artikeln für den Krieg. Wir brauchen augenblicklich so viele geschulte Handwerker, daß wir sie nicht einmal ihrer Beschäftigung entziehen dürfen, um sie mit ihren Regimentern an die Front zu schicken. Jene Werkstätten aber, müssen später noch einmal so stark beschäftigt sein. Der Krieg, so schlimm er auch sein mag, kann dem wirtschaftlichen Aufschwung eines Landes wie Deutschland nicht Einhalt tun."
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erneute österreichisch-ungarische Fortschritte in den Karpathen und der Bukowina

Wien, 11. Februar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
In Russisch-Polen und Westgalizien, abgesehen von Artilleriekämpfen, keine Ereignisse.
An der Karpathenfront wurden im Abschnitt westlich des Uzsoker Passes russische Angriffe und einzelne partielle Vorstöße unter starken Verlusten des Feindes zurückgeschlagen.
Im Waldgebirge und in der Bukowina sind erneuert Fortschritte zu verzeichnen. Mehrere hundert Gefangene sowie Maschinengewehre wurden eingebracht.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkisch-russische Krieg

Konstantinopel, 11. Februar. (W. B. Nichtamtlich.)
Ein halbamtliches Telegramm aus Iseban an der türkisch-russischen Grenze meldet, daß die Russen vorgestern und gestern mehrere Angriffe auf Egriklissa und Lespik unternahmen. Die Angriffe wurden unter großen Verlusten der Feinde durch die kraftvolle Offensive der türkischen Truppen zurückgewiesen. Die Russen zogen sich in Unordnung zurück und ließen eine große Menge Kriegsmaterial zurück.
2)

 

Der Unterseebootskrieg

Ymuiden, 11. Februar.
Der Kapitän des englischen Dampfers "Laertes", der heute früh von Java ankam, erzählte, daß er gestern zwischen dem Maasleuchtschiff und Schouwerbank von einem deutschen Tauchboot beschossen wurde. Projektile drangen durch den Schornstein, den Kompaß und die Schiffsboote in das Schiff ein. Das Tauchboot versuchte das Schiff zu torpedieren, aber "Laertes" entkam durch ein schnelles Manöver und durch die Entwicklung der größten Geschwindigkeit.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com