Der Weltkrieg am 29. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erstürmung einer russischen Stellung bei Bolimow

Großes Hauptquartier, 29. Januar.
Bei einem nächtlichen Geschwaderflug wurden die englischen Etappenanlagen der Festung Dünkirchen ausgiebig mit Bomben belegt.
Ein feindlicher Angriff in den Dünen nordwestlich Nieuport wurde abgewiesen; der Feind, der an einer Stelle in unsere Stellung eingedrungen war, wurde durch nächtlichen Bajonettangriff zurückgeworfen.
Südlich des La Bassée-Kanals versuchten die Engländer, die ihnen entrissene Stellung zurückzunehmen, ihr Angriff wurde leicht zurückgeschlagen.
Auf der übrigen Front ereignete sich nichts Wesentliches.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russischer Angriff in Gegend Kussen nordöstlich Gumbinnen scheiterte unter schweren Verlusten für den Feind.
Im nördlichen Polen keine Veränderung.
Nordöstlich Bolimow östlich Lowicz warfen unsere Truppen den Feind aus seiner Vorstellung und drangen in die Hauptstellung ein. Die eroberten Gräben wurden trotz heftiger nächtlicher Gegenangriffe bis auf ein kleines Stück gehalten und eingerichtet.  

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Ein "Parseval" nicht zurückgekehrt

Berlin, 29. Januar.
Am 25. Januar ist ein deutsches Marine-Parseval-Luftschiff von einem Ostseehafen aus zu einer Unternehmung gegen den russischen Kriegshafen Libau aufgestiegen und nicht zurückgekehrt. Eine Meldung des russischen Marine-Generalstabes verbreitet, daß am 25. Januar ein deutsches Zeppelin-Luftschiff Libau überflogen und Bomben abgeworfen habe. Das Luftschiff sei beschossen und getroffen worden und sei in die See gestürzt. Von russischen Fahrzeugen sei es vernichtet und die Besatzung gefangengenommen worden. Die russische Angabe, daß das angreifende Luftschiff ein Zeppelin gewesen sei, wie in der ausländischen Presse weiter verbreitet worden ist und auch in die deutsche Presse Eingang gefunden hat, ist hiernach unzutreffend. 

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Rückzug der Russen von den Karpathenpässen

Wien, 29. Januar, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Starker Schneefall ist eingetreten. In Westgalizien und Polen nur Rekognoszierungen, Patrouillengefechte und, wo es die momentanen Sichtverhältnisse zulassen, Artilleriekämpfe.
In den Karpathen wurden westlich des Uszoker Passes russische Angriffe unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen. Bei Vezerszallas und Volovec sind die Kämpfe beendet, der Feind auf die Paßhöhen zurückgeworfen; neuerdings 400 Gefangene eingebracht.
In der Bukowina herrscht Ruhe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die türkische Offensive in Armenien

Konstantinopel, 29. Januar.
Das Große Hauptquartier teilt mit:
Auf der kaukasischen Front hat sich nichts Nennenswertes ereignet. Unsere Truppen, die in der Richtung auf Olty die Offensive ergriffen haben, machten 300 Russen zu Gefangenen und erbeuteten eine Menge Gewehre und Kriegsmaterial. 
Die seit einer Woche in Aserbeidschan im Gange befindliche Schlacht in der Umgegend von Choi gegen die feindlichen Hauptkräfte wird zu unseren Gunsten fortgesetzt. Choi ist der letzte Zufluchtsort der Russen in Aserbeidschan. Am 27. Januar nahmen unsere Truppen im Süden von Choi die erste Linie der befestigten feindlichen Stellungen, die aus mehreren Linien bestehen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com