Der Weltkrieg am 15. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der deutsche Sieg bei Soissons - 5200 Franzosen gefangen, gegen 5000 gefallen

Großes Hauptquartier, den 15. Januar 1915.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Vor Westende zeigten sich gestern einige Torpedoboote und kleinere Fahrzeuge, die sich der Küste bis auf etwa 14 Kilometer näherten.
Französische Angriffe beiderseits Notre Dame de Lorette nordwestlich Arras wurden von unseren Truppen abgewiesen. Ein vor acht Tagen bei Ecurie nördlich Arras dem Feinde entrissener, von Teilen einer Kompagnie besetzter Schützengraben ging uns gestern verloren. Die Kämpfe an dieser Stelle sind heute wieder im Gange.
Nördlich und nordöstlich Soissons ist das nördliche Aisneufer von Franzosen endgültig gesäubert worden. Die deutschen Truppen eroberten in ununterbrochenem Angriff die Orte Cuffies, Crouy, Bucy le Long, Missy und die Gehöfte Vauxrot und Verrerie. Unsere Beute aus den dreitägigen Kämpfen nördlich Soissons beläuft sich jetzt auf rund 5200 Gefangene, vierzehn Geschütze, sechs Maschinengewehre und mehrere Revolverkanonen. Die Franzosen erlitten schwere Verluste. 4000  bis 5000 tote Franzosen wurden auf dem Kampffelde gefunden. Der Rückzug südlich der Aisne lag unter dem Feuer unserer schweren Batterien.
Wie sehr sich die Verhältnisse gegen frühere Kriege verschoben haben, zeigt ein Vergleich der hier besprochenen Kämpfe mit Ereignissen von 1870. Wenn auch die Bedeutung der Gefechte nördlich Soissons mit derjenigen der Schlacht vom 18. August 1870 nicht zu vergleichen ist, so spricht doch die Breite des Kampffeldes annähernd der von Gravelotte - St. Privat. Die französischen Verluste aber vom 12. bis 14. Januar übersteigen aller Wahrscheinlichkeit nach die der Franzosen am 18. August 1870 um ein beträchtliches. Feindliche Angriffe nördlich Verdun bei Consenvoye scheiterten. Mehrere Vorstöße gegen unsere Stellungen bei Ailly südöstlich St. Mihiel wurden durch Gegenangriffe, nachdem sie stellenweise bis in unsere vordersten Gräben geführt hatten, unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Im letzten Nachstoß eroberten unsere Truppen die feindlichen Stellungen, die aber nach Wiederaufbau unserer eigenen Stellung freiwillig und ohne Kampf während der Nacht wieder aufgegeben wurden.
Ein unbedeutender Angriff bei Mesnil nördlich St. Die wurde von unseren Truppen abgewiesen. Im übrigen fanden in den Vogesen nur Artilleriekämpfe statt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ostpreußen und im nördlichen Polen keine Veränderung.
Die Angriffe in Polen westlich der Weichsel machten langsam Fortschritte. Bei Eroberung eines Stützpunktes nordöstlich Rawa blieben 500 Russen als Gefangene in unseren Händen, drei Maschinengewehre wurden erobert. Heftige russische Gegenangriffe wurden unter schwersten Verlusten für die Russen zurückgeschlagen

Oberste Heeresleitung. 1)

 

 Der Gipfel im Lügenfeldzuge

Berlin, 15. Januar.   (W. B. Amtlich )   
Das "Journal Officiel" verbreitet einen amtlichen französischen Bericht über deutsche Grausamkeiten. Der Bericht bildet den Gipfel in dem Lügenfeldzuge, der seit Kriegsbeginn gegen Deutschland geführt wird. Er strotzt von den unerhörtesten Greulgeschichten Die lediglich von Franzosen behaupteten Fälle werden als bewiesen dargestellt, ohne daß irgend eine Möglichkeit bestände, sie unparteiisch zu untersuchen. Das deutsche Heer steht zu hoch, als daß es von diesem Schmutz erreicht werden könnte. Es nimmt aber davon Kenntnis, zu welch vergifteten Waffen ohnmächtiger Haß einen Gegner getrieben hat, der einst für ritterlich galt.

 

 Die Kriegsgefangenen in Deutschland

Berlin, 15. Januar. (W. B. Amtlich.)
Die Presse des feindlichen Auslandes behauptet, die Kriegsgefangenen in Deutschland würden schlecht behandelt, im Gegensatz zu der Behanglung der Kriegsgefangenen durch unsere Gegner Eine durch die "Agence Havas" verbreitete Note des französischen Kriegsministeriums äußert sich in gleichem Sinne. Andererseits herrscht in Deutschland vielfach die Ansicht, die feindlichen Kriegsgefangenen würden verwöhnt. Beides ist falsch. Die Kriegsgefangenen werden in Deutschland nach dem Völkerrecht und den Vorschriften, die diesem entsprechen, behandelt, nicht besser und nicht schlechter. So wird es auch weiter gehalten werden.

 

 Eine Geburtstagsbitte von Kaiser Wilhelm II.


Wilhelm II.

Berlin, 15. Januar (W. B.)
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht nachstehenden Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler:

Im Hinblick auf den Ernst der Zeit ist auf meinen Wunsch bereits angeordnet, daß aus Anlaß meines bevorstehenden Geburtstages neben den kirchlichen und den Schulfeiern von den sonst üblichen festlichen Veranstaltungen abgesehen wird. In den langen Jahren meiner Regierung bin ich daran gewöhnt, daß an diesem Tage meiner in Tausenden von Telegrammen, Schriftstücken von Behörden, Vereinen und einzelnen Patrioten freundlich gedacht wird. Eine ähnliche Fülle teilnahmsvoller Kundgebungen könnte aber diesmal bei meinem Aufenthalt in Feindesland leicht zu Störungen des telegraphischen und postalischen Dienstverkehrs im Felde führen und die mir und dem Großen Hauptquartier obliegenden Arbeiten beeinträchtigen. Ich bin daher zu der Bitte gezwungen, in diesem Jahre von einem besonderen Ausdruck von Glück- und Segenswünschen mir gegenüber abzusehen. Es bedarf auch eines solchen in der über unser Vaterland so unvermutet hereingebrochenen Zeit der Heimsuchung nicht, habe ich doch mit inniger Befriedigung vielfach erfahren, welches starke Band der Liebe und des Vertrauens mich und das deutsche Volk in kraftvoller Einmütigkeit umschlingt. Ich danke im voraus jedem einzelnen, der an meinem Geburtstage seine treue Fürbitte für mich vor den Thron des Höchsten Bringt und meiner freundlich gedenkt. Ich weiß mich einig mit dem gesamten deutschen Volke und seinen Fürsten in dem unser aller Herzen bewegenden Gebetswunsche, dessen Erhörung Gott der Herr uns in Gnaden gewähren wolle. Weiterer Sieg über unsere Feinde und nach ehrenvollem Frieden eine glücklich Zukunft unseres teueren Vaterlandes. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.

Großes Hauptquartier, 13. Januar 1915.

Wilhelm I. R.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Geschützkampf am Dunajec

Wien, 15. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Während an der Front in Russisch-Polen nur stellenweise Geschütz- und Maschinengewehrfeuer einsetzte, war gestern am Dunajec heftigerer Geschützkampf im Gange. Besonders unsere schwere Artillerie wirkte gut. Sie schoß ein großes Magazin des Gegners in Brand und brachte nach einigen Schüssen eine seit mehreren Tagen gut placierte feindliche schwere Batterie zum Schweigen.
In den Karpathen herrscht Ruhe. Zunehmender Frost beeinflußt die Gefechtstätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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