Der Weltkrieg am 1. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 Der deutsche Heeresbericht:

 Fortschreitende Angriffe in den Argonnen

Großes Hauptquartier, 1. Januar, vormittags. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Nieuport ereignete sich nichts Wesentliches. Von einer Wiedereinnahme des durch feindliches Artilleriefeuer vollkommen zusammengeschossenen Gehöftes St. Georges wurde mit Rücksicht auf den dort befindlichen hohen Wasserstand abgesehen. 
Östlich Béthune, südlich des Kanals, entrissen wir den Engländern einen Schützengraben.
In den Argonnen kamen unsere Angriffe weiter vorwärts. Wieder fielen vierhundert Gefangene, sechs Maschinengewehre, vier Minenwerfer und zahlreiche andere Waffen und Munition in unsere Hände. 
Ein nordwestlich St. Mihiel bei La Haymeix liegendes französisches Lager schossen wir in Brand. Angriffe bei Flirey und westlich Sennheim, die sich gestern wiederholten, wurden sämtlich abgeschlagen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der ostpreußischen Grenze und in Polen blieb die Lage unverändert. Starker Nebel behindert die Operationen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Kriegsbeute in den Argonnen

Berlin, 1. Januar.
Aus dem Großen Hauptquartier erfahren wir:
Die im Monat Dezember von unseren in den Argonnen kämpfenden Truppen gemachte Kriegsbeute beträgt insgesamt: 2950 unverwundete Gefangene, 21 Maschinengewehre, 14 Minenwerfer, 2 Revolverkanonen, 1 Bronzemörser.
1)

 

Ein Tagesbefehl Hindenburgs

Generalfeldmarschall v. Hindenburg

Generalfeldmarschall v. Hindenburg

Berlin, 1. Januar.
Die "Berliner Morgenpost" meldet: Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat anläßlich des Jahreswechsels folgenden Tagesbefehl an seine Armee erlassen :

Hauptquartier Ost, 30. Dezember 1914.

Soldaten des Ostheeres!

Am Jahresschluß ist es mir Herzensbedürfnis, Euch meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerkennung für das auszusprechen, was Ihr in dem abgelaufenen Zeitabschnitt vor dem Feinde geleistet habt. Was Ihr an Entbehrungen ertragen und an Gewalt ausgeführt habt. das wird die Kriegsgeschichte aller Zeiten stets zu den größten Taten zählen. Die Tage von Tannenberg und an den Masurischen Seen, von Opato, Iwangorod und Warschau, von Wloclawek, Kutno und Lodz, von der Pilica, Bzura und Rawka können Euch nie vergessen werden. Mit Dank gegen Gott, der uns die Kraft zu solchem Tun gegeben hat, und mit festem Vertrauen auf seine weitere Hilfe wollen wir in das neue Jahr eintreten Treu unserem Soldateneide werden wir unsere Pflicht auch ferner tun, bis unserem tapferen Vaterlande ein ehrenvoller Frieden gewiß ist. Und nun weiter frisch drauf, wie 1914 so auch 1915. Es lebe der Kaiser und König unser allergnädigster Kriegsherr, Hurra!

v. Hindenburg,
Generalfeldmarschall,
Oberbefehlshaber der gesamten Streitkräfte im Osten

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Angriffe in Galizien abgewiesen

Wien, 1. Januar. 
Amtlich wird verlautbart:
Die Kämpfe in den Karpathen und in der Bukowina dauern an. Sie führten gestern zu keiner Änderung der Situation.
Am Biala-Abschnitt, südlich Tarnow, wurden tagsüber und während der Nacht wiederholte feindliche Angriffe unter schweren Verlusten des Gegners abgewiesen. Unsere Truppen machten hierbei zweitausend Gefangene und erbeuteten sechs Maschinengewehre. Nördlich der Weichsel behindert andauernd starker Nebel die Gefechtstätigkeit. Es herrscht daher teils Ruhe, teils werden kleinere Fortschritte gemacht.
Am südlichen Kriegsschauplatz hat sich nichts ereignet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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