Der Weltkrieg am 17. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Kämpfe im Osten

Großes Hauptquartier, 17. Oktober. (Amtlich.)
Im Gouvernement Suwalki verhielten sich die Russen gestrigen Tages ruhig. Die Zahl der bei Schirwindt eingebrachten Gefangenen erhöhte sich auf 4000; ebenso wurden noch einige Geschütze genommen.
Die Kämpfe bei und südlich von Warschau dauern fort.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Niederlagen in Galizien

Wien, 17. Oktober, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Sowohl die in der Linie Stary-Sambor - Medyka und am San entbrannte Schlacht als auch unsere Operationen gegen den Djnestr nehmen einen guten Verlauf. Nördlich Wyszkow wurden die Russen abermals angegriffen und geworfen. Bei Synowucko forcierten unsere Truppen den Stryjfluß, gewannen die Höhen nördlich des Ortes und nahmen die Verfolgung des Feindes auf. Ebenso gelangten die Höhen nördlich von Podbuz und südöstlich Stary-Sambor nach hartnäckigen Kämpfen in unseren Besitz. Auch nördlich des Strwiazflusses schreitet unser Angriff vorwärts. Nördlich von Przemysl beginnen wir bereits auf dem östlichen Sanufer festen Fuß zu fassen. Die Zahl der während unserer jetzigen Offensive gemachten Gefangenen läßt sich natürlich noch nicht annähernd übersehen. Nach den bisherigen Meldungen sind es schon mehr als 15000.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Berlin 17. Oktober (Priv.-Tel.)
Die deutsche Verwaltung in Russisch-Polen hat bis jetzt schon einen ansehnlichen Umfang. Als Verwaltungschef ist der Regierungspräsident Graf v. Merveldt (Münster) tätig; ferner sind in die Verwaltung bisher berufen: die Landräte Wellenkamp (Ratibor) Dr. v. Kries, Mitglied des Abgeordnetenhauses, Buresch (Hohensalza), Hahn (Krotoschin), Dr. v. Luecken (Zellenfeld), Graf v. Wartensleben (Lagow, Kr. Frankfurt a. O.), Graf Clairon d´Haussonville (Landsberg a. W.), der Landgerichtsrat Schultz (Bromberg), M. d. R., der Geh. Regierungsrat Peistel von der Regierung in Magdeburg, der Rittergutsbesitzer Regierungsassessor a. D. v. Oppeln-Dannenwalde, der Regierungsrat a. D. Rojahn (Nieder-Waldenburg). In Verwaltung genommen sind bereits zehn Kreise in den Grenzgebieten; auch mehrere Eisenbahnstrecken im Südlichen Polen sind schon in deutschem Betriebe. Infolgedessen ist von der preußischen Eisenbahnbehörde in Tschenstochau ein Eisenbahnbetriebs- und Maschinenamt errichtet worden.
2)

 

Sperrung des Rigaischen und Finnischen Meerbusens

Petersburg, 17. Oktober (W. B.)
Da die Anwesenheit deutscher Unterseeboote festgestellt ist und ebenso die Auslegung von Minensperren durch den Feind an den Küsten Rußlands, bringt die Regierung zur öffentlichen Kenntnis, daß die russischen Marinebehörden ihrerseits gezwungen waren, ähnliche Maßregeln in weitem Umfange zu treffen. Folglich muß die Schiffahrt im Gebiet nördlich von 58 Grad 50 Minuten nördlicher Breite und östlich vom 21 Grad 0 Minuten östlicher Länge von Greenwich und am Eingange des Rigaisches Meerbusens in den Küstengewässern der Alandsinseln als gefährdet gelten. Damit die an den Feindseligkeiten nicht Teilnehmenden den Kriegsgefahren nicht ausgesetzt sind, sind Ein- und Ausfahrt des Rigaischen und Finischen Meerbusens von der Verkündigung dieser Bekanntmachung an als geschlossen anzusehen.
2)

 

Untergang der "Hawke"

Berlin, 17. Oktober (W. B.)
Aus London wird amtlich unter dem 16. gemeldet: Am 15. Oktober nachmittags wurde der englische Kreuzer "Hawke" in der nördlichen Nordsee durch den Torpedoschuß eines Unterseebootes zum Sinken gebracht. Ein Offizier und 49 Mann sind gerettet und in Aberdeen gelandet. Etwa 350 Mann werden vermißt. Zu gleicher Zeit wurde der Kreuzer "Theseus" angegriffen, aber ohne Erfolg. Wie von amtlicher Seite mitgeteilt wird, liegt eine Bestätigung der Nachricht deutscherseits nicht vor. (Der geschützte Kreuzer "Hawke" war ein älteres Schiff, 1891 vom Stapel gelaufen, von 7820 Tonneu Wasserverdrängung und 19.5 Knoten Geschwindigkeit. Seine Besatzung betrug 550 Mann. Der Vorgang beweist, daß England auch seine ältesten Kästen wieder in Dienst gestellt hat.)

London, 17. Oktober (W. B.)
Ein Telegramm des "Evening Standard" aus Aberdeen meldet: 48 Überlebende der "Hawke" wurden durch einen Fischdampfer gelandet. Der Kreuzer wurde gestern von einem Torpedo getroffen und sank in fünf Minuten. Der Kapitän des Fischdampfers berichtet, daß er die Überlebenden gestern Nacht von einem norwegischen Dampfer übernahm. Sie seien in einem überfüllten Boot geflüchtet. Es konnte nichts getan werden, als die mit Korkwesten auf Flößen Herumschwimmenden zu retten.

London, 17. Oktober (W. B.)
Amtlich wird gemeldet, daß noch ein Leutnant und 20 Mann der Besatzung der "Hawke" von einem Floß gerettet worden sind.

Kopenhagen, l7. Oktober (W. B.)
Der Zeitung "Politiken" wird aus London zu dem Untergang der "Hawke" noch gemeldet: Die Kreuzer "Hawke" und "Theseus" befanden sich auf Wachtdienst in der Nordsee, als sie zwei Unterseeboote bemerkten. Der "Theseus" entging dem ersten Angriff nur durch ein schnelles Manöver, er entfernte sich eiligst. "Hawke" wurde mittschiffs getroffen. Die Stimmung in London ist außerordentlich gedrückt.
2)

 

Der Golf von Smyrna gesperrt

Konstantinopel, 17. Oktober (Priv.-Tel.)
Eine Note der Pforte an die fremden Missionen besagt, daß das Einlaufen von Kriegsschiffen in den Golf von Smyrna fortan verboten ist.
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Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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