Die
Schlachten im Westen
Die
"Frankfurter Zeitung" schrieb am 22. September 1914:
Drei Stellen an der Front der Kämpfenden, deren gesamte Linie
sich wieder über mehrere hundert Kilometer erstreckt, sind gegenwärtig
von ganz besonderem Interesse. Das ist einmal die Gegend um Noyon, rechts
der Oise, wo unser rechter Flügel kürzlich nahezu zweieinhalb
französische Armeekorps geschlagen hat. Dort und am äußersten
westlichen Flügel der beiderseitigen Aufstellung hat sich der Kampf
abgespielt, durch dessen Ausgang der Versuch der Franzosen gescheitert
ist, unsere rechte Flanke zu überflügeln. Anfangs hatten sie
Glück gehabt. Es war ihnen zwar nicht gelungen, einen Teil unserer
Armee abzuschneiden, aber die ernstliche Bedrohung und die ungestümen
Angriffe hatten unsere Truppen zu immer neuen Bewegungen und Windungen
genötigt, - die sich dann allmählich unserer gesamten Front
mitteilten -, bis es schließlich gelang, durch eine energische Verschiebung
der Kräfte den französischen Plan zum Scheitern zu bringen.
Der linke Flügel der Franzosen wird sich bestenfalls nur noch so
lange in seiner Stellung halten können, als es die Lage auf den anderen
Abschnitten der Schlachtfront gestattet. Das kann aber nach den neuesten
Meldungen nicht mehr lange dauern, denn im Zentrum der Kämpfe an
der Aisne steht es für die Franzosen offenbar schlecht. Von den Höhen,
die die Festung Reims umschließen, sind zweifellos jetzt schon wesentliche
Punkte im Besitz der deutschen Truppen. Selbst die französischen
Bulletins müssen das einräumen. Aus der Fassung des letzten
deutschen Berichts kann man aber schließen, daß wir uns dort
in vorzüglicher Lage befinden. Wenn die Arbeit unserer Armeen dort
in derselben Weise fortschreitet, dann wird das Ende dieser Schlacht vermutlich
sein, daß die Franzosen bei Reims, also gerade an der Stelle, an
der sie selber den Hauptstoß führen und unsere Front durchbrechen
wollten, ganz entscheidend geschlagen werden. Die Taktik unserer Armeeleitung,
die sich - trotz aller möglichen Mißdeutung - nicht gescheut
hat, nach dem freiwilligen Abbruch der von den Franzosen gewünschten
Schlacht an der Marne unsere Truppen sogar bis über Reims hinaus
zurückzunehmen, bewährt sich jetzt glänzend, denn die Franzosen
haben sich bei dem Ansturm auf unsere festen Stellungen nordwestlich von
Reims erschöpft und werden nun unserem eigenen Angriff nicht lange
standhalten können, ganz abgesehen von allen weiteren Vorteilen,
die sich aus unseren Stellungen bei Reims noch leicht ergeben könnten.
Bei Verdun endlich scheint unsere Lage, die sich auch durch die Rückwärtsbewegung
wohl keinen Augenblick verschlechtert hatte, gleichfalls so aussichtsreich
zu sein, daß wir von diesem dritten Abschnitt unserer Front schon
bald Wichtiges werden erfahren können. Die völlige Umschließung
der Festungswerke ist schon vollendet, oder sie steht unmittelbar bevor.
Das Gesamturteil über die gegenwärtige Lage im Westen kann darum
nur lauten: wir sind zu großen Hoffnungen voll berechtigt.
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