Der Weltkrieg am 10. September 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Schlacht an der Marne - Neue Kämpfe in Ostpreußen

Großes Hauptquartier, 10. September.
Die östlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne vorgedrungenen Heeressäulen sind aus Paris und zwischen Meaux und Montmirail von überlegenen Kräften angegriffen worden, haben in schweren zweitägigen Kämpfen den Gegner aufgehalten und selbst Fortschritte gemacht. Als der Anmarsch starker feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, ist der Flügel zurückgezogen worden. Der Feind ist an keiner Stelle gefolgt. Als Siegesbeute dieser Kämpfe sind bisher 50 Geschütze und einige Tausend Gefangene gemeldet.
Die westlich Verdun kämpfende Heeressäule befindet sich in fortschreitenden Kämpfen.
In Lothringen und in den Vogesen ist die Lage unverändert.

Generalquartiermeister v. Stein. 1)

 

Erneuter Sieg Hindenburgs über die Russen -
Sieg des Kronprinzen bei Verdun

Großes Hauptquartier, 10. September.
Der deutsche Kronprinz hat heute mit seiner Armee die befestigte feindliche Stellung südwestlich von Verdun genommen. Teile der Armee greifen die südlich von Verdun liegenden Sperrforts an; die Forts werden seit gestern durch schwere Artillerie beschossen.
Generaloberst v. Hindenburg hat mit dem Ostheer den linken Flügel der noch in Ostpreußen befindlichen russischen Armee geschlagen und sich dadurch den Zugang in den Rücken des Feindes geöffnet. Der Feind hat den Kampf aufgegeben und befindet sich in vollem Rückzuge. Das Ostheer verfolgt ihn in nordöstlicher Dichtung gegen den Njemen.  

Generalquartiermeister v. Stein. 1)

 

Neuer Sieg in Ostpreußen

Was nach dem Siege bei Tannenberg kommen mußte ist nun erreicht: Generaloberst v. Hindenburg hat auch die russische Nordarmee, die letzte, die noch auf ostpreußischem Boden steht, geschlagen. Noch vermögen wir den Umfang des neuen Sieges erst zu ahnen, noch dauert die Verfolgung der Russen an. Aber wir dürfen fast mit Sicherheit erwarten, das die vom Njemen vorgerückte Armee einer Katastrophe entgegengeht, die kaum weniger bedeutend sein wird als die Vernichtung der zu ihrer Unterstützung ausgesandten Armee, die in den Masurischen Seen aufgerieben wurde. In wenige Tagen wird Ostdeutschland vom letzten Feinde gesäubert sein. Die strategische Bedeutung des neuen Sieges läßt sich jetzt schon, noch vor seiner materiellen Abschöpfung, übersehen. Er vernichtet endgültig die Stoßkraft des rechten Flügels der gewaltigen russischen Armee, die sicherlich schon Wochen und Monate vor dem Kriegsbeginn sorgfältig gesammelt wurde, in der alles vereinigt ist, was Rußland an wirklich leistungsfähigen Truppen aufzustellen vermag. Wie eine Dampfwalze sollten sich die Millionenheere Rußlands über das Zentralreiche stürzen, unwiderstehlich sollte ihr Gang sein, bis in Berlin das Deutsche Reich im Herzen getroffen würde, so höhnten die Neider in London, so verkündeten die französischen Machthaber ihrem betrogenen Volk. Rußland selber wagte es, noch nach der Katastrophe bei Tannenberg in die neutralen Länder hinaus zu verkünden, der deutsche Sieg habe nur "lokale Bedeutung". Dieses eitle Gerede wird nun verstummen. Vielleicht gelingt es dem russischen Generalstab, noch den Zaren zu täuschen und auf kurze Zeit auch sein Volk. Die Welt aber, die längst erfahren hat, wer in diesem Kriege die Wahrheit sagt, läßt sich nicht mehr betrügen. Sie weiß nunmehr, daß der russische Plan gescheitert ist. Bald wird das erneute Vorgehen unserer Verbündeten auch andere russische Lügen nachdrücklicher widerlegen als jede Polemik, in der wir freilich den an Trug und Täuschung gewohnten Moskowitern immer unterliegen werden.2)

 

Die Kämpfe um Lemberg

Österreichisches Kriegspressequartier, 10. September. (Priv.-Tel.)
Die neuen großem Kämpfe im Raume um Lemberg dauern fort.

Kriegspressequartier, 10. September.
Die österreichische Offensive im Raum um Lemberg schreitet erfolgreich vor. Der Armee-Oberkommandant Erzherzog Friedrich, der Generalstabschef Baron Conrad v. Hötzendorf und Erzherzog Karl hatten sich vom Hauptquartier auf das Schlachtfeld begeben, um persönlich die Entwicklung der Ereignisse zu verfolgen.

Frhr. Kurt v. Reden. 2)

 

Prinz Joachim von Preußen verwundet


Prinz Joachim von Preußen

Berlin, 10. September. (W. B. Amtlich) 
S. Kgl. Hoheit Prinz Joachim von Preußen ist gestern durch einen Schrapnellschuß verwundet worden. Die Kugel ging durch den rechten Oberschenkel, ohne den Knochen zu verletzen. Der Prinz ist als Ordonnanzoffizier auf dem Gefechtsfelde tätig gewesen. Er ist in das nächstliegende Garnisonslazarett überführt worden.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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