Der Weltkrieg am 1. September 1914

 

Ein Begnadigungserlaß des Kaisers

Berlin, 1. Septbr. (Amtlich.)
Der Kaiser hat einen weiteren Begnadigungserlaß ergehen lassen, der folgenden Wortlaut hat:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen usw., wollen allen Personen, die sich bis zum heutigen Tage der Verletzung der Wehrpflicht (§ 140 R. Str. G. B.) oder der unerlaubten Auswanderung (§ 360 Ziff 3 R. Str. G. B.) schuldig gemacht haben, soweit Uns das Begnadigungsrecht zusteht, den Erlaß der verwirkten Geldstrafen, Freiheitsstrafen und Kosten in Aussicht stellen, wenn sie während des gegenwärtigen Krieges unverzüglich, jedoch spätestens innerhalb dreier Monate vom heutigen Tage an gerechnet, im Deutschen Reich, in einem deutschen Schutzgebiet oder auf einem Schiffe der kaiserlichen Marine sich zum Dienste stellen und ihr Wohlverhalten während ihrer Abwesenheit glaubhaft nachweisen. Ausgeschlossen davon bleiben diejenigen, die erstens das 45. Lebensjahr vollendet, zweitens die deutsche Reichsangehörigkeit verloren haben und Staatsangehörige eines ausländischen Staates sind, drittens die als dienstunfähig befunden werden, sofern sie wegen ihres körperlichen Zustandes ihre derzeitige Dienstfähigkeit nicht annehmen konnten. Ich beauftrage Sie, für die schleunige Bekanntmachung und Ausführung dieses Erlasses Sorge zu tragen.

Großes Hauptquartier, 29. Aug. 1914.

 

 

Der gewaltige Sieg bei Tannenberg

Berlin 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist die Zahl der Gefangenen bei der Schlacht von Ortelsburg, Gilgenburg und Tannenberg noch größer, als bisher angenommen worden ist. Die Zahl der Gefangenen beläuft sich, wie jetzt festgestellt werden konnte, auf insgesamt 70000, darunter 300 Offiziere. Ferner ist das gesamte Artilleriematerial der ganzen dort gegen unsere Truppen kämpfenden russischen Armee, bestehend aus fünf russischen Armeekorps, vernichtet worden.

Petersburg, 1. Septbr. (W. B. Nichtamtlich. Meldung der Petersb. Telegr.-Agent.)
Ein Communique aus dem Stabe des Generalissimus besagt:
Im südlichen Ostpreußen führten die Deutschen erhebliche Verstärkungen von der ganzen Front herbei und griffen mit erheblich überlegenen Kräften unsere beiden Armeekorps an. Diese erlitten schwere Verluste durch schwere Artillerie, welche die Deutschen aus den benachbarten, an der Weichsel gelegenen Festungen herangebracht hatten. In diesem Kampfe fiel der General Samsonow. Wir sind weiter in Fühlung mit dem Feinde der ungeheure Verstärkungen herangeführt. Auf der österreichischen Front werden die hartnäckigen Kämpfe fortgesetzt.

 

Die Schlacht im Südosten

Österr-Ungar. Kriegspressequartier, 1. Septbr.
Etwa drei Viertel aller verfügbaren russischen Kräfte ringen seit dem 21. August in über vierhundert Kilometer langer Schlachtfront gegen Österreich-Ungarns Heer; es ist ein beispielloser Kampf, dem die ganze Welt mit atemloser Spannung folgt, beispiellos sogar in diesen Wochen, deren unerhörte Kriegsereignisse sich an Riesenhaftigkeit überbieten und Geschehnisse unbeachtet lassen, die sonst lange und tiefe Erregung gezeitigt hätten. Wir haben die Aufnahmefähigkeit schon so sehr eingebüßt, daß nur allerstärkste Reize uns noch aufpeitschen können. Wir haben uns an tägliche Siege des deutschen Bruderreiches gewöhnt, selbst an den noch nie geahnten Stil ihrer Erkämpfung, wir haben große und kleine Armeen aller Feinde Deutschlands besiegt, geworfen, gefangen und verhaftet gesehen und finden es schon fast selbstverständlich, so sehr ist uns alles Maß der Beurteilung und ernsthafter Würdigung dieser gigantischen Leistungen verloren gegangen.
Nun kamen die ersten großen Kämpfe Rußlands gegen die Donaumonarchie; an die vorangegangenen Mißerfolge russischer Einbrüche hatte man sich auch schon gewöhnt; Husarenpatrouillen schlugen ganze Sotnien, Landsturmhäulein Detachements alle Waffen. Jetzt aber hält man den Atem an; man fühlt, jetzt fällt der ungeheuerste aller Riesenschläge, der Schlag gegen die Hauptmacht der russischen Gesamtarmee.
Es hat gut angefangen. Der geschlossene Riesenbogen der Umklammerung Galizens, wie sie sich nur Rußland in solcher Großartigkeit gestatten kann, ist im Westen zerbrochen; zehn Tage und viele Nächte dauerte das erbitterte, zähe Ringen, bis die russischen Korps - sieben bis acht dürften zwischen Weichsel und Bug eingesetzt worden sein - endlich in bedenkliche Nähe der Sumpf- und Seenzone des Wieprz-Gebietes geworfen wurden. Man muß russischerseits des Erfolges dieser Westarmee völlig sicher gewesen sein, denn die Gefahr des Geländes in ihrem Rücken ist bei unglücklichem Ausgang zu groß. Namentlich der Raum zwischen Wieprz und Bug ist nördlich der Linie Lublin - Cholm, zwei Eisenbahnknotenpunkten von hervorragender Bedeutung denkbarst ungünstig für jede, namentlich aber unter feindlicher Einwirkung stehende Rückzugsbewegung starker Kräfte. Zwei Tagemärsche tief und ebenso breit ist dieser schlimmste Teil eines Gebietes ohne bedeutende durchlaufende Kommunikationen, dessen Oberfläche an seinen trockenen Teilen mit großen unwegsamen Wäldern bestanden, sonst aber von großen Sümpfen und Seen erfüllt ist. Schon heute dürften zahlreiche Trainkolonnen hier zurückdisponiert worden sein, jede ernstere Verlegung durch Unfälle und Stockungen ist ebenso leicht möglich wie verhängnisvoll. Nun zeigt aber die österreichische Offensive eine ganz ausgesprochene Nordostrichtung; sie drängt dadurch die russischen Kräfte von dem günstigeren Gelände nächst der Weichsel ab und im Osten unmittelbar vor den Bug, der südlich Wlodawa beiderseits stark verkämpft ein schweres Hindernis bildet.
Es läßt sich natürlich heute noch nicht sagen, ob die schon nahe an die beschriebene Region gediehene Offensive der Armee Dankl schließlich diesen großen Schlußerfolg haben wird; die Russen haben sich vielleicht auch unter dem Eindrucke dieser ungeheuren Gefahr geradezu verzweifelt gewehrt und hierdurch die Stoßkraft der Unseren gewiß sehr herabgemindert. Haben aber die Österreicher noch so viel Atem, um den letzten Ruck zu tun, dann ist der Zusammenbruch der russischen Westarmee wohl möglich.
Es ist weiterhin eine gemeinsame Aktion der von Ostpreußen südöstlich vordringenden deutschen Korps mit den entgegenrückenden österreichischen Kräften östlich Warschau denkbar; die Art solcher Unternehmungen wird aber sehr davon abhängen, ob sich innerhalb des großen befestigten Raumes zwischen Warschau und Brest-Litowsk noch erhebliche mobile Kräfte befinden.
Die Hauptmacht der Russen befindet sich aber allem Anscheine nach in weitem Bogen von Norden nach Süden über Lemberg hinaus umfassend: die österreichisch-ungarischen Korps wurden zur Verkürzung der Operationsfront namentlich von der Zbruczlinie entsprechend westlicher versammelt, da der serbische Krieg immerhin bedeutende Heeresteile abzog. Die im Raume um Lemberg daher mit großer russischer Übermacht zu erwartenden Kämpfe, deren Gefechtsfront eine Länge von fast zweihundert Kilometern haben dürfte, sind seit sieben Tagen auf der ganzen Linie im Gange. Ein durchschlagender Erfolg ist bisher nirgends erzielt, die Kräfte scheinen sich die Waage zu halten.
Es kam anscheinend zu Methoden, die von den Russen im Kriege gegen Japan meisterhaft angewendet wurden: sofortige Befestigung jedes Teiles der Front unter dem Schutze der Nacht, partielle Vorstöße mit überlegenen Kräften gegen einen als empfindlich erkannten Teil des Gegners, kurz zum Versuche, ihn da und dort zu schwächen, überall zu beunruhigen und schließlich immer näher rückend zu überfallen. In Ostgalizien kommt den Russen ihre große Überlegenheit an Zahl bei diesem kräftesparenden System noch besonders zugute und es ist zu befürchten, daß die österreichischen Truppen, solchem langwierigen Positionskrieg gründlich abhold, öfters die Geduld verloren und ebenso kühne wie verlustreiche Vorstöße versuchten. Eine besonders schwere Aufgabe erwächst in diesem furchtbaren Kampfe der österreichischen Artillerie, die jeden Infanterieangriff erst durch gründliche Feuerwirkung gegen die russischen Schützengräben vorbereiten muß, da auch das andauerndste Infanteriefeuer gegen so gründlich gedeckte Infanterie nahezu wirkungslos bleibt.
Leider darf ein sehr schwerwiegender Nachteil für die österreichisch-ungarischen Truppen nicht unerwähnt bleiben: Sie kämpfen, obwohl mit ihrer Hauptfront in Galizien, in Feindesland. Ostgalizien ist fast ausschließlich von Ruthenen bewohnt und die jahrelange Agitation der Popen und Lehrer hat ihre Wirkung bei der tiefstehenden und urteillosen Bauernschaft nicht verfehlt. Die russische Armee ist mit Nachrichten nur zu gut bedient.

Freiherr Kurt von Reden, Kriegsberichterstatter.

Österreichisches Kriegspressequartier, 1. September.
Das ungeheure, vor zehn Tagen begonnene Ringen der russischen Westarmeen mit den nacheinander einreisenden, stets vorrückenden Teilen des österreichischen linken Flügels scheint dem Ende nahe. Auf österreichischer Seite erstreckt sich jetzt die Kampffront 160 Kilometer lang von der Weichsel über den Wieprz zum Bug, die russischen Armeen langsam vor sich herschiebend in die Sumpfseenzone nördlich der Linie Lublin-Cholm; diese befindet sich nur noch einen oder zwei Tagemärsche im Rücken der Russen. Deren Trains dürften den Rückzug der Truppen auf den wenigen guten Straßen behindern, da die Wege vielfach Défilé-Charakter habe. Die russischen Westarmeen dürften auch bereits keine Möglichkeit eines Anschlusses an die Ostarmeen mehr haben.
Sicher ist bisher das volle Mißlingen der von der russischen Heeresleitung geplanten strategischen Umfassung der österreichischen Heere und ihr Umschlagen in das Gegenteil: Aufrollung und Abdrängung der russischen Westarmeen. Die Kämpfe dauern noch auf der ganzen 400 Kilometer langen Linie weiter. Die Lage der österreichisch-ungarischen Truppen ist gut.

 

Ein Befehl des Zaren

Petersburg, 1. Septbr. (Petersb. Telegr.-Ag.)
Nach einem kaiserlichen Befehl wird Petersburg künftig "Petrograd" genannt.

 

Die französische Regierung

1. September.
Der neue französische Kriegsminister Millerand hat dem General Joffre ein Handschreiben übersandt, worin er ihm sein unbedingtes persönliches Vertrauen ausspricht und ihn um die Fortführung seines Amtes ersucht. Damit wird bestätigt, daß der Deputierte Messimy allerdings wegen Meinungsverschiedenheiten mit Joffre zurückgetreten war. Messimy, der Offizier der Landwehr ist, hat sich sofort nach seiner Demission zum Felddienst gemeldet. Die sozialistische "Humanité" unterstützt das Ministerium Viviani und billigt den Eintritt der Genossen Guesde und Sembat ins Kabinett. Dem Ministerium gehört auch der Deputierte Albert Sarraut an, der als Mitbesitzer der "Depeche de Toulouse" einen hervorragenden Einfluß auf die radikale Provinzpresse auszuüben vermag. Es bleibt nunmehr abzuwarten, ob alle diese persönlichen Berechnungen standhalten werden vor der Bewegung der Arbeiterwelt und der Landbevölkerung, die unvermeidlich eintreten wird, sobald die jetzt noch von der Regierung verbreiteten Illusionen über die wahre Kriegslage geschwunden sein werden.

 

Verlegung der französischen Regierung

Mailand, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Die Turiner "Gazzetta del Popolo" meldet aus Marseille, nach zuverlässigen Pariser Meldungen werde die französische Regierung nächster Tage ihren Sitz nach auswärts verlegen.

 

Die französische Auffassung der Lage

Genf, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Von gestern abend wird aus Paris hierher gemeldet: Das heutige offizielle Communique enthält keine Nachricht von der französischen Front. Es beschränkt sich darauf, den Vorstoß der russischen Armee in Galizien anzuzeigen, sowie einen Besuch Millerands beim Militärgouverneur Gallieni bekanntzugeben. Seit gestern bildet die Verteidigung von Paris die größte Sorge der Bevölkerung. Der Polizeipräfekt erließ ein Verbot betreffend die bisherigen großen Überschriften der Zeitungsmeldungen; auch dürfen die Namen der Zeitungen von den Camelots nicht mehr auf den Straßen ausgeschrien wenden.

Paris, 1. Septbr. (Indirekt; Priv.-Tel.)
Die letzte offizielle Note des französischen Kriegsministeriums besagt:
Wir dringen langsam in Lothringen und den Vogesen vor und haben das Heer des Kronprinzen bei Spincourt und Longuyon geschlagen, aber bei Neufchateau und Paliseul teilweise Niederlagen erlitten, die uns zwangen, gegen die Mosel zurückzugehen. Bei Le Chateau, Cambresis und Cambrai wurden die englisch-französischen Truppen von überlegenen Kräften angegriffen und sind nach dem Süden zurück gegangen. Unsere Rechte drängte das preußische zehnte und das Gardekorps an die Oise zurück, mußte aber wegen Vorschreitens des deutschen rechten Flügels wieder zurückgehen.
Die Pariser Presse hofft auf einen günstigen Ausgang einer Schlacht in den Ardennen und meint, es komme nun darauf an, daß das französische Heer in Ordnung bleibe und seine rückwärtigen Verbindungen aufrecht erhalte. Der "Temps" schreibt: "Wir haben keine Ursache zur Bestürzung. Die gegenwärtigen Schlachten dienen nur dazu, den Feind zu erschöpfen. Die Russen werden unsere Toten rächen."

 

Deutsche Flieger über Paris

Rom 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Über Paris erschien gestern nachmittag 4½ Uhr abermals ein deutscher Aeroplan, diesmal ein Farman-Eindecker. Er flog so niedrig, daß man das Geräusch des Motors hörte. Die Menge beobachtete den Apparat und hielt ihn zunächst für einen französischen, bis der Flieger eine Bombe warf, die am Pont Neuf in der Nähe des Denkmals Heinrichs IV. niederfiel, ohne Schaden anzurichten; auch ein sandbeschwerter Sack mit der deutschen Fahne und einem Brief, der die Ankündigung des Sieges bei St. Quentin enthielt, wurde niedergelassen. Darauf bemächtigte sich der Menge ein lebhafter Schrecken. Es wurde auf den Aeroplan geschossen, aber vergeblich. Die Abendzeitungen verschwiegen auf Wunsch der Regierung den Zwischenfall. Während der Nacht sind seit drei Tagen die Laternen zum Teil gelöscht, um den Aeroplanen kein Ziel zu gewähren. Über das Erscheinen des Aeroplans am Sonntag nahm die Behörde, angeblich um ihre Kaltblütigkeit zu beweisen, ein Protokoll auf wegen Überschreitung des Polizeiverbots, das ein Fliegen über Paris untersagt.

Paris, 1. Septbr. (Indirekt; Priv.-Tel.)
Heute Abend 6 Uhr erschien abermals ein deutscher Aeroplan über der Stadt. Er flog hauptsächlich über dem Börsenviertel.
Die erste Bombe explodierte mit furchtbarem Knall, aber ohne größeren Schaden anzurichten, auf einem alten Häuschen bei der Nationalbibliothek. Von der benachbarten Kaserne wurden Schüsse auf den Aeroplan abgegeben, ohne zu treffen. Der Aeroplan flog dann gegen die Oper und ließ auf die Rue Hannovre eine Bombe fallen. Andere Bomben fielen in der Nähe des Bahnhofs Saint Lazare, drei auf die elektrische Zentrale, die letzte wurde auf den Nordbahnhof geworfen. Im ganzen sollen die Bombenwürfe fünf Opfer gefordert haben. Auf den Flugplätzen Buc und Ville Coubley bereiten sich gepanzerte und bewaffnete Flugzeuge vor, den deutschen Apparaten entgegenzutreten.

Genf, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Das "Echo de Paris " meldet, daß zahlreiche Automobile mit Fliegern Paris verlassen haben, um sich auf den Kriegsschauplatz zu begeben. Alle Flieger seien entschlossen, den Deutschen die Beleidigung teuer heimzuzahlen, welche die deutschen Flieger der französischen Hauptstadt angetan hätten.

 

Aus Belgien

Amsterdam, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Generalkommandant Dufour in Antwerpen befiehlt, daß alle nicht vor dem 1. August ansässigen Personen bis zum 13. September Antwerpen zu verlassen haben.

Amsterdam, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Mecheln ist vom belgischen Militär geräumt.

Amsterdam, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
In Ostende, wo nach dem "Handelsblad" immer noch der Fall Namurs unbekannt ist, richtet sich die wenig zahlreiche Bürgergarde zur Verteidigung ein. Sie hofft auf die Hilfe englischer Schiffe.

 

Von den Flotten

London, 1. Septbr. (Indirekt; Priv.-Tel.)
"Daily Graphit" berichtet: Die englische Flotte ist vom Helgoländer Gefecht zurückgekehrt. Ein Schiff, dessen Name ungenannt bleibt, trug schwere Spuren des Kampfes. Es hatte 14 mit Holzstücken gestopfte Löcher, auch die Brücken waren verbogen. Das Schiff hatte Tote und Verwundete an Bord. Der erste deutsche Schuß hatte die Dynamomaschine getroffen, und das Schiff war in Dunkel gehüllt. Spätere Schüsse legten die Schornsteine weg, zerstörten Geschütze und drangen in die Offiziersmesse ein.

Rom, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Admiral Boué de la Peyrére wurde zum Oberkommandierenden der vereinigten französischen und englischen Mittelmeerflotte ernannt.

 

Die Tripelentente und die Türkei

London, 1. Septbr. (Priv.-Tel., indirekt.)
In England beunruhigt die Haltung der Türkei. Die "Times" veröffentlicht einen nervösen Artikel, in dem sie halb mit Drohungen, halb mit Versprechungen die Türkei abzuhalten sucht, an der Seite Deutschlands in den Krieg einzugreifen.

Rom, 1. Septbr. (Priv.-Tel.)
Nach Meldungen aus Konstantinopel macht der Dreiverband alle Anstrengungen, die Türkei zu gewinnen. Er unterstützt in dieser Absicht die liberale Opposition gegen Enver Pascha und reizt zum Staatsstreich auf. Die Pforte soll wegen der Inselfrage der griechischen Regierung einen neuen Vorschlag gemacht haben, nach welchem Griechenland die Inseln, auch Chios und Mytilene, behalten, aber Tribut zahlen solle. Griechenland habe jedoch abgelehnt.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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