Der Weltkrieg am 25. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Eine amerikanische MG-Stellung im Bois des Rappes
Eine amerikanische MG-Stellung im Bois des Rappes
Aufnahme vom 25. Oktober 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Der geringe Geländegewinn der englischen Offensive

Großes Hauptquartier, 25. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern dauern die Kämpfe in der Lys-Niederung an. Der Feind, der in den Südwestteil von Deinze eindrang, wurde im Gegenstoß wieder zurückgeworfen. Südwestlich von Deinze nahmen wir Teile des von Franzosen über die Lys vorgeschobenen Brückenkopfes.
Östlich von Vijve-Saint-Elooi schlugen wir einen stärkeren Angriff, zwischen der Lys und Schelde und an der Schelde Teilvorstöße des Gegners zurück. Die Zerstörung der Ortschaften in der Schelde-Niederung durch den Gegner schreitet fort. Auch das Stadt-innere von Tournai lag unter englischem Feuer. Die Abwanderung der Bevölkerung aus diesen Gebieten nach Osten nimmt zu. Östlich von Solesmes und Le Cateau setzte der Engländer seine großen Angriffe fort und dehnte sie nach Norden bis an die Schelde aus. Südlich der Schelde sind sie vor unseren Linien auf den Höhen östlich des Ecaillon-Baches gescheitert. Die gegen Le Quesnoy gerichteten Angriffe drangen bis zur Bahn nordwestlich und westlich von Le Quesnoy vor. Versuche des Feindes, westlich an Le Quesnoy vorbei in nördlicher Richtung durchzukommen, scheiterten an dem Eingreifen unserer von Sepmeris und Villers Pol aus angesetzten Truppen. Der in breiter Front gegen den Wald von Morval anstürmende Feind konnte in Poix du Nord und in Fontaine au Bois Fuß fassen, im übrigen wurde er westlich der Straße Englefontaine-Landrecies nach heftigem Kampfe zum Stehen gebracht. Die gestrigen Angriffe haben dem Feinde im ganzen einen Geländegewinn von 800-1000 Meter Tiefe gebracht. Größere Erfolge blieben ihm trotz seines außerordentlichen Kräfteeinsatzes auch gestern versagt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Oise, zwischen Oise und Serre und westlich der Aisne zeitweilig Artilleriekampf. An der Oise scheiterten Teilvorstöße des Gegners. Zwischen Oise und Serre wurden stärkere Angriffe der Franzosen abgewiesen. Wo der Feind in unsere Linien eindrang, warfen wir ihn im Gegenstoß wieder zurück. In den Abschnitten beiderseits Vouziers ließ die Gefechtstätigkeit nach. Die Höhe östlich von Chestres wurde von bayerischer und württembergischer Besatzung gegen erneute heftige Angriffe des Feindes behauptet.
Heeresgruppe Gallwitz: 
Teilangriffe der Amerikaner auf beiden Maasufern wurden abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Feindliche Angriffe beiderseits der Morawa. Westlich des Flusses drängten sie uns in dem Gebirge südlich von Kragujevac etwas zurück. Östlich des Flusses in Gegend von Paracin wurden sie abgewiesen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Neue französische Angriffe zwischen Oise und Aisne gescheitert

Berlin, 25. Oktober, abends. (Amtlich.) 
In Flandern wurden feindliche Angriffe zwischen Lys und Schade abgewiesen. Zwischen Schelde und Oise heute keine größeren Kämpfe. Französische Angriffe auf etwa 50 Kilometer breiter Front von der Oise bis zur Aisne mit dem Hauptstoß zwischen Oise und Serre und westlich der Aisne sind gescheitert. Östlich der Marne und beiderseits der Maas Teilgefechte.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Angriffe in Venetien abgewiesen

Wien, 25. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Friedensangebot der Mittelmächte hat unsere Feinde im Südwesten nicht daran gehindert, unseren und ihren Armeen neue Blutopfer aufzuerlegen. Heftiges Artilleriefeuer leitete vorgestern zwischen der Assa-Schlucht und der Adria den Angriff ein, der gestern früh an der venezianischen Gebirgsfront und im Raum südlich des Montello losbrach. In gewohnter Tapferkeit, Pflichttreue und Manneszucht haben unsere braven Truppen den Ansturm abgeschlagen. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden war das Gelände südwestlich von Asiago, der Monte Sisemol und das Gebiet des Monte di Val Bella Stätten erbitterter Kämpfe. Es gelang dem Feinde, stellenweise in unsere Gräben einzudringen, aber er wurde überall wieder zurückgeworfen und mußte in der Nacht auch den am längsten behaupteten Sisemol wieder räumen.
Die Szepzler der Infanterie-Regimenter 82 und 131 und die Honved-Regimenter 9 und 30 haben den Hauptanteil an diesen Erfolgen gehabt. Zu noch größerer Heftigkeit steigerte sich das Ringen im Berglande östlich der Brenta. Auch hier versuchte der Feind vorübergehend örtliche Erfolge zu erzielen. Er setzte sich auf der Caprile, Asolone, Monte Pertica und Solarolo in unseren vorderen Gräben auf kurze Weile fest, mußte jedoch sehr bald dem mit äußerstem Schneid geführten Gegenangriff unserer Braven wieder weichen. Fünfmal rannten die Italiener gegen den Spinuccia vergebens an. Das Infanterie-Regiment 9 (Stry), das den Asolone in bravourösem Gegenstoß zurückgewann, die Regimenter 73 und 99, das junge südungarische Regiment 129, das den Spinuccia verteidigte, die Schützen- Regimenter 14 und 24 haben sich mit Ruhm bedeckt. Unsere brave Artillerie bewährte sich westlich und östlich der Brenta wie immer als treue Helferin der Infanterie im Kampfe. Der Vorstoß einer englischen Division auf der Piave-Insel Papadopoli vermochte nur den Nordflügel unserer Vorposten etwas zurückzudrücken. Der südliche Teil der Insel wurde völlig behauptet.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Im nördlichen Albanien weitere Nachhuten- und Bandenkämpfe. Im Sandschak Novibazar sind Entente-Abteilungen, verstärkt durch Bandenzuzug, bei Navaros angelangt. Südlich von Kragujevac, beiderseits der Morawa und in der Zlatowo Planina haben österreichisch-ungarische und deutsche Truppen nachdringende feindliche Bataillone erfolgreich abgewehrt.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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