Der Weltkrieg am 9. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Die ersten englischen Patrouillen betreten Cambrai
Die ersten englischen Patrouillen betreten Cambrai
Aufnahme vom 9. Oktober 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Schlacht zwischen Cambrai und St. Quentin

Großes Hauptquartier, 9. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Cambrai und St. Quentin ist die Schlacht von neuem entbrannt. Unter Einsatz gewaltiger Artilleriemassen und unter Zusammenfassung von Panzerwagen und Fliegergeschwadern griff der Engländer im Verein mit Franzosen und Amerikanern unsere Front von Cambrai bis St. Quentin an. Auf dem nördlichen Angriffsflügel war der Ansturm des Feindes nach hartem Kampf gegen Mittag westlich der von Cambrai auf Bohain führenden Straße gebrochen. In den Abendstunden sind hier erneute Angriffe des Feindes gescheitert. Zu beiden Seiten der in Richtung Le Cateau führenden Römerstraße gelang dem Gegner ein tieferer Einbruch in unsere Linien. Wir fingen seinen Stoß in der Linie Walincourt-Elincourt und westlich von Bohain auf. Auf dem Südflügel des Angriffes konnte der Gegner nur wenig Gelände gewinnen; die südlich von Montbrehain kämpfenden Truppen schlugen alle Angriffe des Feindes in ihrer vorderen Infanteriestellung ab. Durch den Einbruch in der Mitte der Schlachtfront in ihrer Flanke bedroht, mußten sie am Abend ihren Flügel an den Westrand von Fresnoy-Le Grand zurücknehmen.
In der Champagne nahmen Franzosen und Amerikaner zwischen der Suippes und westlich der Aisne unter großer Kraftentfaltung ihre Angriffe wieder auf. Auch sie erstrebten nach aufgefundenen Befehlen erneut den Durchbruch durch unsere Front. Nur beiderseits von St. Etienne brach der Feind in unsere Linien ein. In den Nachmittagsstunden angesetzter Gegenangriff warf den Gegner hier wieder zurück An der übrigen Front sind die Angriffe des Feindes völlig gescheitert. Örtliche Einbruchsstellen wurden im Gegenstoß wieder gesäubert. Teilangriffe an der Aisne und sehr heftige Angriffe der Amerikaner am Ostrande des Argonner Waldes und im Aire-Tale wurden abgewiesen.
Auf dem Ostufer der Maas griff der Feind zwischen Brabant und Ornes nach starker Artilleriewirkung an. Der in den Wald von Consenvoye eindringende Gegner wurde dort zum Stehen gebracht. An der übrigen Front schlugen wir ihn vor unseren Kampflinien ab.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Cambrai geräumt

Berlin, 9. Oktober, abends. (Amtlich.) 
An der Schlachtfront zwischen Cambrai und St. Quentin haben wir rückwärtige Stellungen bezogen und damit auch Cambrai geräumt.
Teilkämpfe in der Champagne. Auf beiden Maas-Ufern haben sich erneute Angriffe des Feindes entwickelt.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 9. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das italienische Artilleriefeuer erfuhr an der ganzen Front beträchtliche Steigerung. Im Daone-Tal, an der Etsch und auch östlich der Brenta kam es zu Infanteriekämpfen, die für uns günstig verliefen.
Balkan-Kriegsschauplatz:
In Albanien sind Franzosen und Serben in dem von uns geräumten Elbassan eingerückt. Im südlichen Altserbien keine besonderen Ereignisse.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An den gestrigen schweren Abwehrkämpfen bei Verdun haben die österreichisch-ungarischen Truppen des Feldmarschalleutnants Metzger rühmlichsten Anteil genommen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Prinz Friedrich Karl König von Finnland

Prinz Friedrich Karl von Hessen
Prinz Friedrich Karl von Hessen

Helsingfors, 9. Oktober.
Nach einer geheimen Sitzung, die von 1 Uhr mittags mit kurzer Unterbrechung bis 9 Uhr abends dauerte, ist der Landtag auf Grund von § 38 der Verfassung von 1772 zur Königswahl geschritten. Die Wahl erfolgte durch Akklamation, indem die Abgeordneten sich von ihren Sitzen erhoben. Die Agrarier und einige wenige Republikaner bekundeten durch Sitzenbleiben, daß sie an der Wahl nicht teilnähmen. Durch diesen Beschluß des Landtages ist Prinz Friedrich Karl von Hessen zum Könige von Finnland gewählt und die Thronfolge seiner Nachkommen festgestellt. Das Landtagspräsidium wurde beauftragt, die sich aus diesem Beschluß ergebenden Maßnahmen zu treffen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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