Der Weltkrieg am 22. August 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die englische Offensive südlich von Arras

Großes Hauptquartier, 22. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Im Kemmel-Gebiet wurden feindliche Teilangriffe beiderseits der Straße Loker-Dranoeter abgewiesen.
Südlich von Arras hat der Engländer gestern mit neuen großen Angriffen begonnen Englische Armeekorps und Neuseeländer waren zwischen Moyenville und der Ancre in Richtung auf Bapaume in tiefer Gliederung angesetzt. Das englische Kavalleriekorps stand hinter der Front zum Einsatz bereit. Durch stärkstes Artilleriefeuer und mehrere hundert Panzerwagen unterstützt, stieß die Infanterie des Feindes auf der etwa 20 Kilometer breiten Front zum Angriff vor. Vor unseren Schlachtstellungen brach ihr erster Ansturm zusammen. In örtlichen Gegenstößen nahmen wir Teile des dem Feinde planmäßig überlassenen Geländestreifens wieder. Der Feind setzte seine heftigen Angriffe den Tag über fort. Ihr Schwerpunkt lag auf den Flügeln des Angriffsfeldes. Sie sind völlig und unter schweren Verlusten für den Feind gescheitert. Versuche des Gegners, bei Hamel die Ancre zu überschreiten, wurden vereitelt. Eine große Anzahl zerschossener Panzerwagen liegt vor unserer Front.
Zwischen Somme und Oise verlief der Tag ruhig. Südwestlich von Noyon haben wir uns in der Nacht vom 20. zum 21. kampflos vom Gegner etwas abgesetzt. Den ganzen Tag über lag das Artilleriefeuer des Feindes noch auf unseren alten Linien. Zögernd fühlten am Abend seine Erkundungsabteilungen gegen das Tal der Divette vor. Die im Carlepont-Walde kämpfenden Truppen nahmen wir vom Feinde unbemerkt hinter die Oise zurück; Angriffe des Feindes, die sich hier gestern früh durch stärkstes mehrstündiges Artilleriefeuer vorbereiteten, kamen infolgedessen nicht zur Geltung. Zwischen Blérancourt und der Aisne setzte der Feind seine Angriffe tagsüber fort. Nur bei Blérancourt konnte er Boden gewinnen , der gegen die übrige Front gerichtete und am Abend mit besonderer Kraft beiderseits der Morsain-Schlucht geführte Ansturm brach unter schweren Verlusten für den Feind zusammen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Gewaltiges Ringen an Ancre und Somme

Berlin, 22. August, abends. (Amtlich.)
Teilkämpfe bei Bailleul und südlich der Lys. - Gewaltiges Ringen an der Ancre und Somme. Auf dem gestrigen Schlachtfelde nordwestlich Bapaume und an der Front zwischen Albert und der Somme brachten wir großangelegte Angriffe der Engländer durch Gegenangriff zum Scheitern. - Angriffe der Franzosen zwischen Oise und Aisne vor unseren neuen Stellungen.
1)

 

U-Boots-Beute im Juli: 550000 Tonnen

Berlin, 22. August. (Amtlich.)
Im Monat Juli sind insgesamt 550000 Brutto-Registertonnen des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffsraumes vernichtet worden.
Der ihnen zur Verfügung stehende Handelsschiffsraum ist somit allein durch
kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte seit Kriegsbeginn um rund 18800000
Brutto-Registertonnen verringert worden. Hiervon sind rund 11600000 Brutto-Registertonnen Verluste der englischen Handelsflotte.
Nach inzwischen gemachten Feststellungen sind im Monat Juni außer den seinerzeit schon bekanntgegebenen Verlusten der feindlichen oder im Dienste unserer Gegner fahrenden Handelsschiffe noch weitere Schiffe von zusammen etwa 28000 Brutto-Registertonnen durch kriegerische Maßnahmen schwer beschädigt in feindliche Häfen eingebracht worden.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Fliegerangriff auf Köln

Köln, 22. August.
Heute nacht um 2 Uhr wurde das Stadtgebiet von feindlichen Fliegern überflogen. Es wurden einige Bomben abgeworfen, wodurch Sachschäden entstanden sind. Auch sind einige Verluste an Menschenleben zu beklagen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 22. August.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf dem Monte Cimone wurde ein italienischer Vorstoß abgewiesen.
Albanien:
Ein aus österreichischen, ungarischen und deutschen Landfliegern und k. und k. Seefliegern zusammengesetztes Geschwader griff die feindlichen Fliegeranlagen bei Valona an. Es wurden zahlreiche Brände beobachtet. Unsere Flugzeuge kehrten vollzählig zurück.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der türkische Heeresbericht:

Erneuter Fliegerangriff auf Konstantinopel

Konstantinopel, 22. August.
Palästinafront: Beiderseitiges Artilleriefeuer auf Stellungen und Hintergelände. Rege
Fliegertätigkeit.
Im Hedschas geriet ein feindlicher Rebellenzug in einen von uns gelegten Hinterhalt und wurde unter Verlusten zerstreut.
Konstantinopel wurde in der Nacht vom 21. zum 22. August von zwei feindlichen Flugzeuggeschwadern angegriffen.
Mehrere Bomben fielen auf Stambul. Militärischer Schaden entstand nicht; acht Einwohner wurden verletzt, einige Läden beschädigt.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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