Der Weltkrieg am 30. Juli 1918

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Der 1. Weltkrieg: Oulchy-la-Ville kurz nach dem deutschen Rückzug
Oulchy-la-Ville kurz nach dem deutschen Rückzug
Aufnahme vom 30. Juli 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergeblicher feindlicher Ansturm gegen die neuen Linien nördlich des Ourcq

Großes Hauptquartier, 30. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Rege nächtliche Erkundungstätigkeit. Teilangriffe der Engländer in Gegend Merris nördlich der Lys und beiderseits der Ayette südlich von Arras wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Kampffront griff der Feind unsere neuen Linien nördlich des Ourcq und unsere Stellungen auf den Waldhöhen südwestlich von Reims mit starken Kräften an. Franzosen, Engländer und Amerikaner wurden unter schwersten Verlusten für den Feind auf ihrer ganzen Angriffsfront zurückgeworfen.
Der Schwerpunkt des feindlichen Angriffes war gegen die Front Hartennes - Fère-en-Tardenois gerichtet. Hier stürmten dichte Angriffswellen des Gegners am Vor- und Nachmittag immer wieder von neuem an. Vor und an unseren Linien, teilweise in unseren Gegenstößen brach ihr Ansturm zusammen. Am Nachmittag dehnte der Feind seine Angriffe über Fère-en-Tardenois nach Osten bis zum Walde von Mennière aus. Sie hatten ebensowenig Erfolg wie Teilangriffe, die er am Morgen am Walde von Mennière, in den Abendstunden in breiter Front westlich von Ville-en-Tardenois führte. Südwestlich von Reims wiederholte der Feind zwischen Chambrecy und Vrigny an einzelnen Stellen bis zu fünf Malen seine Angriffe und setzte sie bis zum späten Abend in heftigen Teilangriffen fort. Er wurde überall blutig abgewiesen.
In der Champagne vertrieben wir südlich des Fichtelberges den Feind aus Gräben, die er seit seinem Vorstoß am 27. Juli noch besetzt hielt, und nahmen einen feindlichen Stützpunkt nordöstlich von Perthes.
Leutnant Löwenhardt errang seinen 46. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Feldmarschall v. Eichhorn in Kiew durch ein Bombenattentat getötet

Der 1. Weltkrieg: Feldmarschall v. Eichhorn mit seinem Adjutanten Hauptmann v. Dreßler
Feldmarschall v. Eichhorn mit seinem Adjutanten Hauptmann v. Dreßler

Kiew, 30. Juli. (Amtlich.)
Gegen Feldmarschall v. Eichhorn und seinen persönlichen Adjutanten Hauptmann v. Dreßler wurde 2 Uhr nachmittags auf dem Wege vom Kasino zur Wohnung in deren unmittelbarer Nähe durch einen in einer Droschke an sie heranfahrenden Mann ein Bombenattentat verübt. Attentäter und Kutscher sind verhaftet. Die bisherigen Feststellungen deuten auf Urheberschaft der Sozialrevolutionären Partei in Moskau, hinter der erfahrungsgemäß die Entente steht.

Kiew, 30. Juli.
Feldmarschall v. Eichhorn ist heute abend 10 Uhr seinen Verletzungen erlegen, kurz vor ihm desgleichen Hauptmann v. Dreßler.

 

Italien 1. Weltkrieg: Erbeutete Geschütze an der italienischen Rückzugsstraße zwischen Isonzo und Piave
Erbeutete Geschütze an der italienischen Rückzugsstraße zwischen Isonzo und Piave

Die deutsche Kriegsbeute im vierten Kriegsjahr

Berlin, 30. Juli.
Die Leistungen des deutschen Heeres während des vierten Kriegsjahres kommen in folgenden Zahlen zum Ausdruck: Den Feinden wurden entrissen und von deutschen Truppen besetzt: im Osten 198256 Quadratkilometer, in Italien 14423 Quadratkilometer, an der Westfront 5323 Quadratkilometer (geräumtes Gebiet an der Marne ist abgerechnet), im ganzen 218002 Quadratkilometer. Ferner halfen unsere Truppen vom Feinde bezw. von räuberischen Banden säubern: in Finnland 373602 Quadratkilometer, in der Ukraine 452033 Quadratkilometer, in der Krim 25727 Quadratkilometer. An Beute wurden eingebracht: 7000 Geschütze, 24600 Maschinengewehre, 751972 Gewehre, 2867500 Schuß Artilleriemunition, 102250900 Schuß Infanteriemunition, 2000 Flugzeuge, 200 Fesselballons, 1705 Feldküchen, 300 Tanks, 3000 Lokomotiven, 28000 Eisenbahnwagen, 65000 Fahrzeuge. Die Zahl der im vierten Kriegsjahr gemachten Gefangenen beläuft sich auf 838500, somit hat die Gesamtgefangenenzahl die Höhe von nahezu 3½ Millionen erreicht.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 30. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Auf dem italienischen Kriegsschauplätze wirkungslose feindliche Feuerüberfälle und Störungsfeuer gegen rückwärtige Räume. Oberleutnant Linke-Grawford erzielte seinen 27. Luftsieg. An der albanischen Front erneuerte der Feind seine starken Angriffe gegen unsere Stellungen am südlichen Semeniufer und auf dem Höhenrücken des Mali-Siloves. Von unseren Truppen, die teils durch zähen Widerstand, teils in tapferen Gegenangriffen alle Anstrengungen der Angreifer zunichte machten, verdienen das Budapester Landsturmbataillon III/29 und das oberungarische (Kassaer) Grenzjäger -Bataillon Nr. 3 besonders hervorgehoben zu werden.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Juli.
Palästinafront: Außer stellenweise lebhaftem Artilleriefeuer keine größere Gefechtshandlung. Ein feindliches Flugzeug wurde durch Abwehrfeuer zur Landung gezwungen, die Besatzung (1 Hauptmann, 1 Oberleutnant) gefangen. Ein eigenes Flugzeuggeschwader belegte ein Rebellenlager, 20 Kilometer westlich Kalat Aneze, mit Bomben und griff die flüchtenden Rebellen mit Maschinengewehren und Handgranaten an.
Mesopotamien: Englische Lager bei Tikrit wurden von unseren Fliegern mit Bomben und Maschinengewehren aus niedriger Höhe angegriffen. Sämtliche Flugzeuge sind trotz starker Gegenwehr unversehrt zurückgekehrt.
Dardanellen: Unsere Seeflieger führten gestern in nächtlichem Vorstoß einen überraschenden Angriff auf den englischen Flugplatz Gliky auf Imbros aus. Starke Detonationen und lange anhaltende Brände wurden durch Volltreffer der schweren Bomben in die Schuppenanlagen hervorgerufen. Sämtliche Seeflieger sind wohlbehalten zurückgekommen. In der Nacht vom 27. zum 28. Juli wurde durch unser Abwehrfeuer ein feindliches Flugzeug abgeschossen, das in den Sarosgolf stürzte.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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