Der Weltkrieg am 16. Juli 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg: Reims - Verdun

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Marne östlich Dormans überschritten

Französische Stellungen bei Reims und an der Marne genommen - Vordringen in der Champagne

v. Böhn
v. Böhn

v. Mudra
v. Mudra

v. Einem
v. Einem

Großes Hauptquartier, 16. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In einzelnen Abschnitten lebte die Kampftätigkeit auf. Östlich von Ayette wurde ein nächtlicher Vorstoß, östlich von Hébuterne ein stärkerer Angriff des Feindes abgewiesen. Hier haben sich während der Nacht neue örtliche Kämpfe entwickelt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Aisne und Marne und östlich von Château-Thierry lebhafter Artilleriekampf. In kleineren Unternehmungen und im Vorstoß über die Marne südwestlich von Jaulgonne brachen wir in die feindlichen Linien ein und brachten Gefangene zurück.
Südwestlich und östlich von Reims sind wir gestern in Teile der französischen Stellungen eingedrungen. An den Vorbereitungen für die artilleristische Kampfführung hatten Vermessungstruppen besonderen Anteil. Artillerie, Minenwerfer und Gaswerfer öffneten durch ihre vernichtende Wirkung im Verein mit Panzerwagen und Flammenwerfern der Infanterie den Weg in den Feind.
Die Armee des Generalobersten v. Böhn hat zwischen Jaulgonne und östlich von Dormans die Marne überschritten. Pioniere setzten im Morgengrauen die Sturmtruppen über den Fluß und schufen damit die Grundlage für den Erfolg des Tages. Infanterie erstürmte die steilen Hänge auf dem Südufer der Marne. Unter ihrem Schutz vollzog sich der Brückenschlag. In stetem Kampf durchstießen wir das zäh verteidigte Waldgelände der ersten feindlichen Stellung und warfen den Feind auf seine rückwärtigen Linien bei Condé-La Chapelle-Comblizy -Mareuil zurück. Auch nördlich der Marne entrissen wir Franzosen und Italienern ihre erste Stellung zwischen Ardre und Marne.
Wir standen am Abend im Kampf östlich der Linie Chatillon-Cuchery-Chaumizy. Die Armeen der Generale v. Mudra und v. Einem griffen den Feind in der Champagne von Prunay (östlich von Reims) bis Tahure an und nahmen im Kampf mit dem sich unserem Angriff entziehenden Feinde die erste französische Stellung. Südlich von Nauroy-Monvillers stießen wir über die Höhenkette von Cornillet - Hochberg - Keilberg - Pöhlberg durch das Trichterfeld der vorjährigen Frühjahrsschlacht bis an die Römerstraße nordwestlich von Prosnes und in das Waldgelände südlich des Fichtelberges vor. Östlich der Suippes entrissen wir dem Feinde das Kampffeld der Champagneschlachten zwischen Auberive und südöstlich von Tahure. Auf unserer Angriffsfront östlich von Reims hält der Feind seine zweite Stellung nördlich von Prosnes-Souain-Perthes.
Die Zahl der bisher eingebrachten Gefangenen beträgt mehr als 13000.
Trotz tiefer Wolken und böigen Windes waren die Luftstreitkräfte tätig. In niederen Höhen griffen Flieger mit Bomben und Maschinengewehren in den Kampf auf der Erde ein. Sie schossen gestern über dem Schlachtfelde 31 feindliche Flugzeuge und 4 Fesselballone ab. Die Leutnants Löwenhardt und Menkhoff errangen ihren 36., Leutnant Bolle seinen 21. Luftsieg.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
In kleinen Unternehmungen in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau machten wir Gefangene.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Deutscher Minenwerfer während des Kampfes um den Keil- und Pöhlberg
Deutscher Minenwerfer während des Kampfes um den Keil- und Pöhlberg

 

Heftige Gegenangriffe an der Marne-Front

Berlin, 16. Juli, abends.
An der Marne-Front heftige Gegenangriffe des Feindes. Örtliche Erfolge südwestlich Reims. Östlich Reims Lage unverändert.
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Erneute Fernbeschießung von Paris

Paris, 16. Juli. (Reuter-Meldung.)
Die Beschießung durch das weittragende Geschütz wurde am Montag wieder aufgenommen.
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Fortsetzung der Fernbeschießung von Paris

Paris, 16. Juli. (Havas-Meldung.)
Die Beschießung der Gegend von Paris durch das weittragende Geschütz wurde am Dienstag fortgesetzt.
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Ein amerikanischer Truppentransportdampfer versenkt

Berlin, 16. Juli. (Amtlich.)
Von unseren Unterseebooten sind im westlichen Teil des Kanals 3 Dampfer und 1 Segler von zusammen über 31000 Br.-Reg.-To. vernichtet. Darunter befand sich der amerikanische Truppentransporter "Cincinnati" (16339 Br.-Reg.-To.), der aus einem großen Transporter -Geleitzug unter starker Sicherung herausgeschossen wurde.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vier italienische Sturmangriffe abgeschlagen

Wien, 16. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Im Raume des Stilfser Joches, nördlich des Tonale-Passes, in Judikarien und auf der Hochfläche von Asiago steigerte sich der Artilleriekampf zu besonderer Heftigkeit. Im Raume des Monte Pertica und des Monte Solarolo unternahm der Italiener nach heftiger überfallsartiger Artillerievorbereitung vier gewaltige Sturmangriffe. Sie wurden von den braven Truppen der 55. Division teils durch Feuer, teils im Nahkampf abgeschlagen. Die Blutopfer des Feindes sind außerordentlich groß.
An der albanischen Front nichts von Belang.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Die Bosniaken am Monte Solarolo

Von Kriegsberichterstatter Walter Oertel.

Es war in jenen heißen Julitagen der italienischen Offensive, in denen die Italiener den ehernen Ring zu sprengen suchten, den die österreichisch-ungarischen Truppen um das Grappamassiv gelegt hatten. Am 15. Juli 1918 brachen sie zwischen dem Monte Pertica und dem Calcinotale vor, um sich des Monte Solarolo zu bemächtigen, der, wie ein Außenwerk vorgeschoben, die Hauptstellung der österreichisch-ungarischen Linien am Monte Pertica deckte. Der Angriff war gut vorbereitet worden. Mehrere Tage zuvor hatten die Italiener eine starke Artilleriegruppe zusammengezogen, deren Geschütze morgens um vier Uhr auf die österreichisch-ungarischen Stellungen loszuhämmern begannen. Am 15. Juni 1918 hatten die k. u. k. Truppen den Monte Solarolo erstürmt. Seitdem hatten die Verteidiger fast täglich im Gefecht gelegen, und nur unvollkommen in dem harten Felsboden ausgebohrte Gräben gewährten einigermaßen Schutz. Stumm kauerten die Bosniaken des 4. Regiments in den dürftigen Unterständen der schmalen Gräben und ließen den Granatenorkan über sich dahinbrausen. Sie kannten solche Beschießungen wohl. In der Brückenschanze von Görz. am Monte San Michele lernten sie das italienische Trommelfeuer zur Genüge kennen. Sie sahen aber auch den Rücken fliehender Italiener, als sie siegreich über die Hochfläche von Moscheri stürmten, als in Piazza das nachhutdeckende Alpinibataillon bis auf den letzten Mann von ihnen aufgerieben wurde, und als am Borcolapaß die Bersaglieri ihrem rasenden Anlaufe wichen. Sie wußten genau, auch ihre Stunde kam. Sobald die Italiener aus den Gräben auftauchten, da faßte sie Maschinengewehrfeuer und das wohlgezielte Schnellfeuer der Mannlichergewehre, bis man endlich zum Bajonett griff, um die verhaßten Gegner ganz zu werfen. Die Bosniaken warten; da gellen durch das Platzen der Schrapnelle, durch das Krachen der Granaten schrill die Signalpfeifen der Zugführer. "Auf! Auf! Sie kommen!" Alles stürzt hinaus, um die Feuerlinie zu besetzen. Da sehen sie die Italiener, wie sie sich emporschieben, kletternd, springend, Welle hinter Welle im grau-grünen Kriegskleide mit dem flachen Stahlhelm auf dem Kopfe. Da prasselt es bei den Bosniaken los. Die Mannlicher speien Tod und Verderben; die Söhne der Berge Bosniens und der Herzegowina sind nicht umsonst als vorzügliche Schützen bekannt. Durch den Kopf geschossen bricht Feind auf Feind zusammen. Dazwischen tacken die Maschinengewehre und verstreuen ihre Kugelsaat. Aber die Italiener bleiben im Vorrücken, neue Linien erscheinen und füllen die Lücken. Immer näher kommen sie. Gellend erschallen die Rufe der Führer: "Avanti! Avanti! Sempre avanti Savoia!" Sie nähern sich den Gräben der Bosniaken trotz aller blutigen Verluste; noch wenige Meter, und sie sind im Graben.
Ein erbittertes Handgemenge setzt ein. Die blanke Waffe, das Lieblingskampfmittel der Bosniaken, beginnt zu arbeiten. Doch die Italiener bekommen frische Verstärkung. Stumm kämpfen die Bosniaken um ihr Leben, entschlossen, sich lieber in Stücke hauen zu lassen, als die Stellung zu räumen. Da schlägt stürmischer Siegesruf an ihr Ohr. Die Abschnittsreserve stürzt herbei und reißt ihre Landsleute zum Angriff vor. Im Nu sind die Feinde aus dem Graben geworfen, und dann geht es zum Gegenstoß über.
Aber die Italiener geben nicht nach. Noch zweimal setzen sie zum Sturme gegen den Monte Solarolo an, ihre besten Gebirgstruppen müssen vor. Doch die neuen Angriffe verlaufen noch unglücklicher als der erste.
Kraftlos verebbt der Angriff vor den österreichisch-ungarischen Stellungen; der Monte Solarolo aber bleibt fest in der Hand der tapferen Bosniaken vom 4. Regiment.

 

Rücktritt des Feldmarschalls Frhrn. Conrad v. Hötzendorff

Neue Ernennungen

Freiherr Conrad v. Hötzendorff

Freiherr Conrad v. Hötzendorff

Wien, 16. Juli.
Kaiser Karl hat nachstehendes Handschreiben erlassen:

Lieber Feldmarschall Freiherr v. Conrad!

Schwer nur konnte ich mich entschließen, Ihrer erneuten Bitte um Enthebung Folge zu gebend klingt doch seit Jahrzehnten in meiner Wehrmacht ruhmvoll Ihr Name. Sie haben als erster bahnbrechend der technischen Ausbildung moderne Wege gewiesen, Sie haben im Frieden als Chef des Generalstabes unter schwierigen Verhältnissen weitblickend die zeitgemäße Ausgestaltung der Armee angebahnt. Die Schaffung dieser Grundlage ermöglicht uns, den Kampf gegen eine Welt von Feinden ehrenvoll zu bestehen. Ihre Tätigkeit während des Krieges auf verantwortungsvollstem Posten - speziell als Chef des Generalstabes - sichert Ihnen für alle Zeit einen Ehrenplatz in der Geschichte. Ihrer Taten voller Wert wird später erst Gemeingut aller werden. Für Ihre durch ein Menschenalter erfolgreich und aufopferungsvoll geleistete Arbeit gebührt Ihnen für immer mein, meiner Wehrmacht und des Vaterlandes Dank. Ich ernenne Sie zum Oberst aller Leibgarden und erhebe Sie in den erblichen Grafenstand.

Karl m. p.

Eckartsau, 15. Juli 1918.

Gleichzeitig wurden ernannt der Generaloberst Erzherzog Joseph zum Heeresgruppenkommandanten, der General der Kavallerie Fürst Alois Schönburg-Hartenstein zum Kommandanten einer Armee. 1)

 

Der französische Heeresbericht:

16. Juli 1918.
Im Verlaufe des 16. Juli machten die Deutschen, die ihren tags zuvor von uns gebrochenen Generalangriff nicht wieder aufnehmen konnten, heftige Anstrengungen, um ihre örtlichen Erfolge zu vergrößern. Am Morgen und am Nachmittag war die Schlacht besonders erbittert südlich der Marne. Die feindlichen Streitkräfte suchten flußauswärts zu kommen. Unsere Truppen verlangsamten den Stoß des Gegners durch einen Verteidigungsnahkampf, indem sie sich auf der Linie Oeuilly-Leuvrigny behaupteten. Wir unternahmen unsererseits einen Gegenangriff aus der Front St. Agnan-La Chapelle-Monthodon. Unsere Truppen nahmen die beiden Ortschaften und verlegten ihre Linie wieder auf die Höhen, die das Marne-Tal beherrschen, in der Gegend von Bourdonnerie und Clos-Milon. Zwischen der Marne und Reims wiesen die französisch-britischen Truppen mehrere Angriffsversuche ab und behaupteten ihre Stellungen. Östlich von Reims setzten die Deutschen heute morgen wieder mit heftiger Artillerievorbereitung ein, der an mehreren Stellen der Front Angriffe folgten. Ein mächtiger Angriffsversuch in der Richtung Beaumout-sur-Vesle vermochte nicht auf Prunay vorzustoßen. Im Suippe-Abschnitt brachen 2 westlich des Flusses geführte Angriffe in unserem Feuer zusammen. Nicht weniger lebhaft war der Kampf in der Gegend nördlich von Prosnes und östlich von Tahure, wo der Feind ebenfalls angriff. Seine Anstrengungen waren überall vergebens und seine Sturmtruppen wurden mit schweren Verlusten abgewiesen. - Befehle, die bei Gefangenen gefunden wurden, bestätigen, daß der Angriff an der Champagne-Front, der von 15 Divisionen erster Linie und 10 Reservedivisionen geführt wurde, am ersten Tage ein Vorrücken von 20 km erzielen und rechts hin die Marne erreichen sollte.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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