Der Weltkrieg am 28. Mai 1918

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Der 1. Weltkrieg: Das Schlachtfeld des Chemin-des-Dames
Das Schlachtfeld des Chemin-des-Dames

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreiches Vordringen über die Aisne

Der Feind über den Aisne-Marne-Kanal geworfen - 15000 Gefangene

Großes Hauptquartier, 28. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Am Kemmel und an der Lys, auf dem Schlachtfelde zu beiden Seiten der Somme und an der Avre haben sich die Artilleriekämpfe gestern morgen verschärft. Zwischen Voormezeele und Loker stießen wir in die französischen Linien vor und brachten mehr als 300 Gefangene ein. 
Der Angriff des Deutschen Kronprinzen südlich von Laon führte zu vollem Erfolge. Die dort stehenden französischen und englischen Divisionen wurden vollständig geschlagen. 
Die Armee des Generals v. Boehn hat den Chemin-des-Dames erstürmt. Der langgestreckte Bergrücken, an dem der große Durchbruchsversuch der Franzosen im Frühjahr 1917 zerschellte und den wir aus strategischen Gründen im Herbst vorigen Jahres räumten, ist wieder in unserer Hand. Nach gewaltiger Artillerievorbereitung erzwang unsere unvergleichliche Infanterie im Morgengrauen zwischen Vauxaillon und Craonne den Übergang über die Ailette und drang weiter östlich zwischen Corbeny und der Aisne in die englischen Linien ein. Völlig überrascht leistete die Besatzung der ersten feindlichen Linien meist nur geringen Widerstand. Schon in den frühen Morgenstunden waren Pinon, Chavignon, Fort Malmaison, Courtecon, Cerny, der Winterberg und Craonne, der Villerberg und die ausgebauten Werke bei und nördlich von Berry-au-Bac erstürmt. Gegen Mittag war unter steten Kämpfen zwischen Vailly und Berry-au-Bac die Aisne erreicht. Vailly wurde genommen, das Trichterfeld der vorjährigen Frühjahrs- und Herbstkämpfe war in unaufhaltsamem Angriffsdrange überwunden. Am Nachmittage ging der Angriff weiter. Zwischen Vauxaillon und Vailly stehen wir auf den Höhen bei Neuville, Laffaux und nördlich von Conde. Zwischen Vailly und Berry-au-Bac haben wir die Aisne überschritten und den Kampf in das seit 1914 vom Kriege unberührt gebliebene Gebiet hineingetragen. Von den befestigten Waldhöhen auf dem Südufer des Flusses wurde der Feind erneut geworfen. Wir haben zwischen Vailly und Beaurieux die Höhen hart nördlich der Vesle erreicht. 
Die Armee des Generals v. Below (Fritz) warf den Feind aus seinen starken Stellungen zwischen Sapigneul und Brimont über den Aisne-Marne-Kanal zurück und erstürmte auf dem Westufer des Kanals die Orte Cormicy, Cauroy und Liovre. 
Bisher wurden 15000 Gefangene gemeldet. 
Zwischen Maas und Mosel und an der lothringischen Front lebte die Gefechtstätigkeit auf. Vorstöße in die feindlichen Linien brachten mehr als 150 Gefangene französischer und amerikanischer Regimenter ein.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Der 1. Weltkrieg: Die Trümmer von Chavignon mit dem Chemin-des-Dames
Die Trümmer von Chavignon mit dem Chemin-des-Dames

Der 1. Weltkrieg: Vor einem Sanitätsunterstand bei Corbeny
Vor einem Sanitätsunterstand bei Corbeny

 

Die Vesle überschritten

Berlin, 28. Mai, abends. (Amtlich.) 
In Fortführung unseres Angriffs über die Aisne wurden die Erfolge des gestrigen Tages erweitert. Wir Stehen im Kampf um den Abschnitt der Vesle zwischen Soissons und westlich Reims und haben zu beiden Seiten von Fismes das südliche Ufer gewonnen.
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Der Kaiser über den Sieg am Damenweg

Berlin, 28. Mai.
Der Kaiser richtete vom Schlachtfelde südlich Laon folgendes Telegramm an die Kaiserin:
"I. M. Kaiserin, Neues Palais, Wildpark.
Wilhelm hat heute die Engländer und Franzosen auf dem Chemin-des-Dames angegriffen. Die stark ausgebaute Höhenstellung ist nach gewaltigem Artilleriefeuer von unserer herrlichen Infanterie erstürmt worden. Wir haben die Aisne überschritten und nähern uns der Vesle. Fritz mit der ersten Gardeinfanterie-Division hat als einer der Ersten die Aisne erreicht, auch die 28. Division hat sich wiederum ausgezeichnet. Die Engländer wie der Franzose sind vollständig überrascht worden. Unsere Verluste sind gering. Morgen geht es weiter! Gott hat uns einen schönen Sieg bescheert und wird uns weiter helfen. Grüße. Wilhelm."
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Die Beschießung von Paris

Paris, 28. Mai. (Havas-Meldung.)
Die Beschießung des Pariser Bezirks hat heute früh wieder begonnen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abflauen der Kampftätigkeit im Tonale-Abschnitt

Wien, 28. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Die Kampftätigkeit im Tonale–Abschnitt flaute gestern ab. Versuche der Italiener, weiter vorzudringen, wurden vereitelt. Ein Teil unseres am Presenagletscher eingebauten Materials fiel in Feindeshand. Durch heftiges Artillerie- und Minenfeuer unterstützte starke Erkundungsvorstöße südlich Capo Sile brachten die Italiener in Besitz eines unwesentlichen Teils unserer vordersten Linie.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 28. Mai. 
Palästinafront: Im allgemeinen nur geringe Gefechtstätigkeit. Auf dem Ostjordanufer bekämpfte unsere Artillerie feindliche Bewegungen im Brückenkopf nördlich des Toten Meeres. Vorstoßende Kavalleriepatrouillen und Kraftwagen wurden vertrieben.
Mesopotamien:  Unsere Ostgruppe nimmt Besitz von dem Gebiete südöstlich und südlich Kerkuk. 
Von den übrigen Fronten nichts Neues.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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