Der
erste Monat der deutschen Offensive
Berlin,
20. April.
Am 21. April ist seit Beginn der deutschen Offensive ein Monat verstrichen.
In dieser Zeit erlitten die Engländer, Franzosen und Portugiesen
eine schwere Niederlage nach der anderen und ließen über 117000
Gefangene in deutscher Hand. Die Geschützbeute übersteigt die
gewaltige Zahl von 1550. Die Zählung der vielen Tausende genommener
Maschinengewehre ist noch nicht abgeschlossen. Über 200 Tanks mußte
der Feind den deutschen Angreifern überlassen. Ein weiterer beträchtlicher
Teil seiner Panzerwagen wurde zusammengeschossen. Auf dem weiten Schlachtfelde
von Hollebeke bis zur Oise leistete England den deutschen Kämpfern
in Gestalt ungezählter Munitions-, Verpflegungs- und Bekleidungsdepots
mit unschätzbaren Beständen einen zwar unfreiwilligen, aber
unendlich wertvollen Kräftezuwachs. - Auf der lang ausgedehnten Kampffront
wurden weit über 100 Kilometer englische Stellungen meilentief überrannt.
Was in diesem mit allen Mitteln moderner Befestigungskunst angelegten
Grabensystem an Draht, Holz, Beton, Stahl, Kupfer, Eisen, Panzerungen,
Feldbahngerät, Telephonverbindungen, unterirdischen Kabeln und dergleichen
angelegt und nun für England verloren ist, läßt sich in
Geldeswert nicht annähernd angeben. - Die blutigen Verluste der Engländer
betrugen bereits am 5. April über 500000 Mann. Sie haben sich während
des zweiten großen deutschen Angriffes an der Lys ins Ungeheure
gesteigert. Hierzu kommen die schweren Blutopfer der Portugiesen und vor
allem der Franzosen, die überall an den Brennpunkten des Kampfes in
dichten Massen die schwer bedrohte britische Lage wieder herstellen
mußten. Besonders beiderseits der Somme, an der Avre, südlich
der Oise, bei Coucy-le-Chateau und in Flandern ließen die Franzosen
viele Tausende liegen und wurden zu immer weiterem Einsatz ihrer bisher
zurückgehaltenen Reserven und zum schleunigen Antransport der nach
Italien abgegebenen Hilfskräfte gezwungen. - Die Engländer verloren
während dieses einen kurzen Monats nicht nur den ganzen Gewinn der
halbjährigen Somme-Schlacht und den Restteil ihres Erfolges bei Cambrai,
sondern sie mußten überdies zwei Drittel des in sechzehn Flandern-Schlachten
teuer erkauften Raumgewinns wieder hergeben. Dieser Geländeverlust
wird zum Schaden Frankreichs durch diejenigen Gebiete erweitert, die die
zurückgehenden Engländer in deutsche Hände fallen ließen.
Damit sind weite, blühende, bisher vom Kampfe verschonte französische
Landstriche den Kriegsleiden preisgegeben. Der schwere beiderseitige Artilleriekampf
hat zahlreiche friedliche Städte und Dörfer in Trümmer
gelegt, üppige Felder und Fluren in Einöden verwandelt. Der
Gesamtgeländeverlust beträgt viele Tausende Quadratkilometer.
Die Hauptbahnverbindungen der Entente in Frankreich, mit den wichtigen
Bahnzentren Amiens,Doullens, St. Pol und Hazebrouck liegen unter deutschem
Feuer und sind zum Teil ausgeschaltet.
1)
|