Der Weltkrieg am 20. April 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

BRITISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Starker Feuerkampf in Flandern

Großes Hauptquartier, 20. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Schlachtfronten blieb die Tätigkeit der Infanterie auf Erkundungen beschränkt. Starker Feuerkampf bei Wytschaete und Bailleul. Zwischen Scarpe und Somme lebte die Artillerietätigkeit gegen Abend auf; an der Avre nordwestlich von Moreuil blieb sie tagsüber gesteigert. 
In den Vogesen südwestlich von Markirch brachte ein erfolgreicher Vorstoß in die feindlichen Gräben Gefangene ein.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Die deutsche Offensive 1918: Deutsche Divisionskavallerie überschreitet nach dem Sturm die ersten englischen Gräben
Deutsche Divisionskavallerie überschreitet nach dem Sturm die ersten englischen Gräben

Der erste Monat der deutschen Offensive

Berlin, 20. April.
Am 21. April ist seit Beginn der deutschen Offensive ein Monat verstrichen. In dieser Zeit erlitten die Engländer, Franzosen und Portugiesen eine schwere Niederlage nach der anderen und ließen über 117000 Gefangene in deutscher Hand. Die Geschützbeute übersteigt die gewaltige Zahl von 1550. Die Zählung der vielen Tausende genommener Maschinengewehre ist noch nicht abgeschlossen. Über 200 Tanks mußte der Feind den deutschen Angreifern überlassen. Ein weiterer beträchtlicher Teil seiner Panzerwagen wurde zusammengeschossen. Auf dem weiten Schlachtfelde von Hollebeke bis zur Oise leistete England den deutschen Kämpfern in Gestalt ungezählter Munitions-, Verpflegungs- und Bekleidungsdepots mit unschätzbaren Beständen einen zwar unfreiwilligen, aber unendlich wertvollen Kräftezuwachs. - Auf der lang ausgedehnten Kampffront wurden weit über 100 Kilometer englische Stellungen meilentief überrannt. Was in diesem mit allen Mitteln moderner Befestigungskunst angelegten Grabensystem an Draht, Holz, Beton, Stahl, Kupfer, Eisen, Panzerungen, Feldbahngerät, Telephonverbindungen, unterirdischen Kabeln und dergleichen angelegt und nun für England verloren ist, läßt sich in Geldeswert nicht annähernd angeben. - Die blutigen Verluste der Engländer betrugen bereits am 5. April über 500000 Mann. Sie haben sich während des zweiten großen deutschen Angriffes an der Lys ins Ungeheure gesteigert. Hierzu kommen die schweren Blutopfer der Portugiesen und vor allem der Franzosen, die überall an den Brennpunkten des Kampfes in dichten Massen die schwer bedrohte britische Lage wieder herstellen mußten. Besonders beiderseits der Somme, an der Avre, südlich der Oise, bei Coucy-le-Chateau und in Flandern ließen die Franzosen viele Tausende liegen und wurden zu immer weiterem Einsatz ihrer bisher zurückgehaltenen Reserven und zum schleunigen Antransport der nach Italien abgegebenen Hilfskräfte gezwungen. - Die Engländer verloren während dieses einen kurzen Monats nicht nur den ganzen Gewinn der halbjährigen Somme-Schlacht und den Restteil ihres Erfolges bei Cambrai, sondern sie mußten überdies zwei Drittel des in sechzehn Flandern-Schlachten teuer erkauften Raumgewinns wieder hergeben. Dieser Geländeverlust wird zum Schaden Frankreichs durch diejenigen Gebiete erweitert, die die zurückgehenden Engländer in deutsche Hände fallen ließen. Damit sind weite, blühende, bisher vom Kampfe verschonte französische Landstriche den Kriegsleiden preisgegeben. Der schwere beiderseitige Artilleriekampf hat zahlreiche friedliche Städte und Dörfer in Trümmer gelegt, üppige Felder und Fluren in Einöden verwandelt. Der Gesamtgeländeverlust beträgt viele Tausende Quadratkilometer. Die Hauptbahnverbindungen der Entente in Frankreich, mit den wichtigen Bahnzentren Amiens,Doullens, St. Pol und Hazebrouck liegen unter deutschem Feuer und sind zum Teil ausgeschaltet.
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Ergebnis der achten Kriegsanleihe: über 14 ½ Milliarden

Berlin, 20. April.
Das Ergebnis der achten Kriegsanleihe beträgt nach den bisher vorliegenden Meldungen ohne die zum Umtausch gemeldeten älteren Kriegsanleihen vierzehn Milliarden fünfhundertfünfzig Millionen Mark. Kleine Teilanzeigen sowie ein Teil der Feldzeichnungen, für welche die Zeichnungsfrist erst am 18. Mai 1918 abläuft, stehen noch aus, sodaß das Ergebnis sich noch erhöhen wird. Zu den unvergleichlichen Erfolgen unserer Heere gesellt sich damit eine neue überwältigende Leistung der deutschen Geldwirtschaft. Die gewaltigen Ergebnisse der früheren Anleihen noch weit überholend, legt sie aller Welt Zeugnis ab von dem unerschütterten Entschluß des deutschen Volkes, standzuhalten, solange es nötig ist, und von seinem felsenfesten Vertrauen auf einen vollen und endgültigen Sieg.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Auf den italienischen Kriegsschauplätzen schränkte schlechtes Wetter die Kampftätigkeit ein.

 Der Chef des Generalstabes.

 

Der britische Heeresbericht:

20. April.
Während der Nacht gelang es unserer ersten Division, die Deutschen aus den vorgeschobenen Verteidigungsstellungen bei Givenchy und Festubert, die sie am 18. April unter schweren Verlusten erobert hatten, in glänzendem Angriff hinauszuschlagen. Alle unsere Ziele wurden erreicht und unsere Linie wiederhergestellt.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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