Der Vorstoß deutscher Torpedoboote in den Ärmelkanal
Berlin, 18. Februar.
Die jetzt vorliegenden genaueren Meldungen über den Vorstoß unserer Torpedoboote in den Ärmelkanal in der Nacht vom 14. zum 15. zeigen, daß die deutschen Erfolge noch erheblich größer waren, als in der ersten amtlichen Veröffentlichung mitgeteilt werden konnte. Unsere Torpedoboote drangen in die Kanalenge zwischen Dover, Folkestone, Calais und Kap Grisnez ein und trafen dort eine aus Torpedobooten, U-Bootjägern, bewaffneten großen und kleinen Dampfern und Motorschnellbooten bestehende starke Kanalbewachung an. Das gesamte Gebiet war durch Scheinwerfer und auf dem Wasser schwimmende Magnesiumleuchtkugeln taghell erleuchtet. Unverzüglich griffen unsere Boote zuerst die Fahrzeuge an, die mit Scheinwerfern die Straße ableuchteten. Ein großes Fahrzeug, anscheinend ein alter Kreuzer oder ein Spezialschiff, dem die Leitung der Kanalbewachung oblag, wurde durch Artillerietreffer aus nächste Entfernung zuerst in Brand geschossen und dann durch einen Torpedo zum sofortigen Sinken gebracht.
Vier zum Angriff gegen unsere Boote vorgehende Motorschnellboote wurden durch Artillerietreffer völlig zersplittert und vernichtet. Der Schneid, mit dem diese mit Torpedos ausgerüsteten Boote unsere Streitkräfte angriffen, verdient hervorgehoben zu werden. Ein anscheinend älteres Torpedoboot wurde gleichfalls mit wenigen Salven in Brand geschossen und kenterte dann. Ein U-Bootjäger mit der Bezeichnung "1113" am Bug wurde auf 30 Meter durch einen Volltreffer im Kessel stillgelegt und durch weitere Treffer zum Sinken gebracht. Die auf ihm befindlichen Magnesiumleuchtmittel explodierten mit starker Detonation und sprengten unter hellem Lichtschein Schiffsteile mit der Besatzung auseinander. Ferner wurde noch das Sinken von mindestens weiteren 12 bewaffneten Fahrzeugen sowie Treffer und starke Sprengwirkungen auf noch mindestens 11 bewaffneten Fahrzeugen einwandfrei beobachtet, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, daß der größte Teil von ihnen ebenfalls gesunken ist. Nur einzelne Fahrzeuge können sich, schwerbeschädigt, nach dem nur wenige 1000 Meter entfernten Dover in Sicherheit gebracht haben. Die Menschenverluste beim Feinde sind dementsprechend hoch anzusetzen und übersteigen schätzungsweise dreihundert.
Die ganze Vernichtungsarbeit vollzog sich unmittelbar vor der englischen und französischen Küste, ohne daß weitere feindliche Seestreitkräfte zur Entlastung der Angegriffenen hinzugestoßen wären. Unsere Torpedoboote traten daher nach erfolgreich durchgeführter Aufgabe den Rückmarsch an, auf dem sie mit feindlichen Seestreitkräften nicht mehr zusammentrafen.
Zur englischen Nachricht, ein deutsches U-Boot habe am 16. Februar, morgens 10 Uhr Dover beschossen, ist auf Grund der inzwischen eingegangenen genaueren Meldungen unserer Seestreitkräfte über ihren Vorstoß in den Kanal zu bemerken, daß die erfolgreiche Beschießung durch Torpedoboote und nicht durch ein U-Boot ausgeführt wurde. Die Küstenbatterien von Dover haben das Feuer unserer Seestreitkräfte ohne Erfolg erwidert. 1) |