Der Weltkrieg am 14. Februar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Kämpfe bei Lens und in der Champagne

Großes Hauptquartier, 14. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Engländer und Franzosen setzten an vielen Stellen der Front ihre Erkundungen fort. Nördlich von Lens und in der Champagne kam es dabei zu heftigen Kämpfen. In einem vorspringenden Teil unserer Stellung südöstlich von Tahure haben sich die Franzosen festgesetzt. 
Eigene Infanterie brachte in Flandern und auf den Maas-Höhen Gefangene ein.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Gesteigerte Feuertätigkeit in der Champagne

Berlin, 14. Februar, abends. (Amtlich.)
In der Champagne war die Feuertätigkeit in den Abschnitten nördlich von Prunay und südöstlich von Tahure vielfach gesteigert.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
1)

 

Die Erklärung Trotzkis über die Beendigung des Kriegszustandes 

Ohne Unterzeichnung eines Friedensvertrages

Trotzki
Trotzki
v. Kühlmann
v. Kühlmann

Berlin, 14. Februar.
In der letzten Sitzung der Vollkommission in Brest-Litowsk am 10. Februar führte der russische Delegierte zur Begründung seiner Erklärung über die Beendigung des Kriegszustandes folgendes aus: Seine Delegation sei der Ansicht, daß nach den
langen Verhandlungen nunmehr die Entscheidungsstunde gekommen sei. Die Völker erwarteten mit Ungeduld das Ergebnis der Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk.
Nach Ausfällen gegen den Imperialismus der Welt erklärte er, Rußland wolle an dem Kriege keinen Anteil mehr haben, es sei nicht gewillt, das Blut seiner Soldaten für die Interessen der einen Partei gegen die andere zu vergießen. Deshalb führe Rußland sein Heer und Volk aus dem Kriege heraus. Rußland gebe den Krieg auf und benachrichtige hiervon alle Völker und ihre Regierungen; es gebe den Befehl zu vollständiger Demobilisierung aller Armeen, die jetzt den Armeen Deutschlands, Österreich-Ungarns, Bulgariens und der Türkei gegenüberständen. Seine Regierung lehne es aber ab, die deutsch-österreichisch-ungarischen Bedingungen zu sanktionieren. Rußland gehe aus dem Krieg heraus, sehe sich aber genötigt, auf die Unterzeichnung eines Friedensvertrages zu verzichten.
Staatssekretär v. Kühlmann entgegnete, wenn er den gegenwärtigen Zustand analysiere, so stehe der Vierbund mit der russischen Regierung im Kriege. Die kriegerischen Unternehmungen seien durch den Waffenstillstandsvertrag eingestellt, würden aber beim Wegfall dieses Vertrags von selbst wieder aufleben. Die Tatsache, daß die eine von beiden Parteien ihre Armeen demobilisiere, würde hieran weder tatsächlich noch rechtlich irgend etwas ändern. Ein Merkmal für das Bestehen des Friedenszustandes sei das Vorhandensein internationaler Beziehungen, wie dies unter Staaten üblich sei, ferner das Bestehen von Rechtsbeziehungen und von Handelsbeziehungen. Er möchte den Herrn Vorsitzenden der russischen Delegation um eine Meinungsäußerung darüber bitten, ob die russische Regierung beabsichtige, neben der Erklärung der Beendigung des Kriegszustandes mitzuteilen, wo die Grenzen des russischen Reiches liefen - denn dies sei für die Wiederaufnahme der diplomatischen, konsularischen, Rechts- und Handelsbeziehungen eine notwendige Voraussetzung -, sowie ob die Regierung der Volkskommissare gewillt sei, die rechtlichen und Handelsbeziehungen genau in demselben Umfange wieder aufzunehmen, wie sich dies aus einer Beendigung des Kriegszustandes natürlich ergeben würde.
Auf den Vorschlag des Staatssekretärs v. Kühlmann, für den folgenden Tag eine Vollsitzung anzuberaumen, in der die Stellungnahme der Verbündeten zu den neuesten Mitteilungen der russischen Delegation bekanntgegeben werden würde, erwiderte Herr Trotzki, seine Delegation habe jetzt alle Vollmachten erschöpft, die sie erhalten habe. Sie halte es für notwendig, nach Petersburg zurückzukehren. Alle Mitteilungen, welche die verbündeten Delegationen machen würden, werden sie im Schoße der Regierung der föderativen russischen Republik beraten und darauf die Antwort erteilen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1918

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com