Der Weltkrieg am 4. Dezember 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen für die russische Front - Sturmerfolg bei Cambrai

La Vacquerie genommen

Großes Hauptquartier, 4. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der flandrischen Front steigerte sich das Feuer von Mittag an zwischen Poelkapelle und Gheluvelt zu großer Heftigkeit. In mehreren Wellen griff englische Infanterie nördlich von Gheluvelt an. Im Feuer und im Gegenstoß wurde sie abgewiesen.
In den nördlichen Abschnitten des Kampffeldes bei Cambrai war die Artillerietätigkeit zwischen Inchy und Bourlon vorübergehend lebhaft. Kleinere Vorfeldkämpfe verliefen erfolgreich. In den südlichen Abschnitten dauerten tagsüber zwischen Marcoing und der von Péronne auf Cambrai führenden Straße örtliche sehr heftige Kämpfe an. Unermüdlich im Draufgehen mit Handgranaten und Bajonett entrissen unsere Truppen dem Engländer zähe verteidigte Grabenstücke. Vergeblich versuchte der Feind, sie wiederzunehmen. Badische Truppen erstürmten das Dorf La Vacquerie und behaupteten es gegen mehrfache englische Gegenangriffe. Wir machten mehr als 500 Gefangene.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Ailette und zu beiden Seiten der Maas bei reger Erkundungstätigkeit zeitweilig auflebendes Feuer.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Waffenstillstandsverhandlungen für die russische Front haben begonnen.
Mazedonische Front: 
Nichts Besonderes.
Italienische Front:
Bei guter Sicht war die Artillerietätigkeit in einzelnen Abschnitten lebhafter als an den Vortagen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.

Berlin, 4. Dezember. (Amtlich.) 
Die russische Abordnung für Abschluß eines Waffenstillstandes wurde gestern nachmittag 4 Uhr vom Oberbefehlshaber Ost, Generalfeldmarschall Prinzen Leopold von Bayern mit einer kurzen Ansprache begrüßt. Darauf begannen die Verhandlungen über den Abschluß eines Waffenstillstandes, an denen unter Vorsitz des Chefs des Generalstabes, General Hoffmann, Vertreter der deutschen Land- und Seestreitkräfte sowie Bevollmächtigte der Obersten Heeresleitungen von Bulgarien, Österreich-Ungarn und der Türkei teilnehmen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 4. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz.
Das Artilleriefeuer hat stellenweise zugenommen; größere Kampfhandlungen unterblieben.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Gestern nachmittag haben die Verhandlungen über den Waffenstillstand an der russischen Front begonnen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Allgemeine Aussprache über die Punkte des Waffenstillstandes

Wien, 4. Dezember. 
Amtlich wird am 4. ds. nachmittags mitgeteilt: 
Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Rußland wurden fortgesetzt; es fand eine allgemeine Aussprache über die einzelnen Punkte statt. Nachmittags wurden gemeinsame Kommissionsberatungen abgehalten. Die nächste Vollsitzung ist auf den 5. Dezember, vormittags, anberaumt.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 4. Dezember.
Mazedonische Front:
Das gewöhnliche Störungsfeuer, das stellenweise etwas heftiger war. In der Moglenagegend und östlich des Wardar wurden. vom Feinde unternommene Erkundungsvorstöße abgewiesen. Feindliche Flugzeuge warfen Bomben auf das Militärhospital bei dem Bahnhof Porea. In der Gegend von Serres zwangen wir zwei französische Flugzeuge zur Landung und nahmen die Besatzungen gefangen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Dezember.
Sinaifront: An der Küste und westlich Jerusalem im allgemeinen Ruhe. Der Versuch des Gegners, gegen unsere Truppen südöstlich Nsalin vorzudringen, scheiterte schon in unserem Artilleriefeuer. Heftiger war der Kampf bei Betur-el-Boca. Den Engländern gelang es sich vorübergehend in den Besitz dieses Ortes zu setzen; abends hatten unsere tapferen Truppen alle ihre Stellungen wiedergewonnen. Starkes Artilleriefeuer lag auf unseren Stellungen vorwärts Bethunis.

Konstantinopel, 4. Dezember.
Der Oberbefehlshaber des russischen Heeres hat einen auf Abschluß eines Waffenstillstandes abzielenden Vorschlag gemacht, und zwar für alle Fronten der verbündeten Heere im Osten. Dieser Vorschlag ist von den verbündeten Heeren angenommen worden. Daraufhin ist eine russische Abordnung zu darauf hinzielenden Verhandlungen bei dem Oberkommando der Ostarmeen eingetroffen. Eine von dem Oberbefehlshaber der türkischen Armee ernannte Abordnung unter Führung des persönlichen Adjutanten des Sultans, Divisionsgenerals erster Klasse Zekki Pascha, hat sich der Vertretung der verbündeten Heere angeschlossen. Die Vorbesprechungen über den Waffenstillstand haben am 3. Dezember begonnen.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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